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Flüchtlinge aus der Isolation führen – und rein ins Leben

Staatsanzeiger: Ausgabe 26/2016
Von: Raab, Harald 

Projekt 1: Mannheim Kategorie 4

Die Initiative„Nice to meet you“ ermöglicht Flüchtlingen, ihren Alltag für einige Stunden zu vergessen. Mit Spiel, Sport und Spaß versucht der Verein, die Menschen auf andere Gedanken zu bringen. MANNHEIM. Auf dem Alten Messplatz in Mannheim erklingen exotische Gesänge. Wildes, rhythmisches Trommeln bringt die Luft in Schwingungen. Gerüche von scharfen Speisen machen zusätzlich neugierig auf das, was auf dem Platz los ist. Angesagt ist ein Afrikatag für alle Sinne. Links und rechts der Bühne sind überdachte Stände aufgebaut. Unter einer der Zeltplanen sitzen Kinder an Tischen und flechten aus leuchtend bunten Fäden Bänder. Andere malen mit Eifer Bilder ihrer Phantasiewelt. Die Verständigung ist kein Problem, auch wenn man nicht gerade die Sprache des Nachbarn versteht. Die Kinder kommen mit Gesten gut zurecht.
Ein Herz aus Kinderhänden ist das Logo dieser Initiative
„Nice to meet you“ steht auf einem Plakat rechts neben dem Eingang. Ein Herz, gebildet aus Kinderhänden, ist das Logo dieser Initiative für die Integration Geflüchteter in der Rhein-Neckar-Region. Der 34-jährige Hamed Ali ist der Vorsitzende des aus 60 Mitgliedern bestehenden Vereins. Er ist in Mannheim geboren, sein Vater stammt aus Pakistan. Seine Mutter ist Deutsch-Amerikanerin. Aus seiner Familiengeschichte heraus weiß er, was es heißt, sich in einer fremden Umgebung zurechtfinden zu müssen. Er sagt: „Wir haben uns im Juli 2015 zusammengefunden. Im August haben wir ein Grillfest gemacht. Alle hatten das Gefühl, etwas für geflüchtete Menschen in Mannheim tun zu müssen. Immerhin hatten wir damals circa 15 000 Asylsuchende in den Mannheimer Erstaufnahmelagern, in den frei gewordenen US-Kasernen. Wir dachten uns, es wäre hilfreich, den Menschen, vor allem den Kindern, etwas anzubieten, was sie aus ihrer Isolation holt, was sie den sorgenvollen Alltag in den Unterkünften für ein paar Stunden vergessen lässt.“ So entstand die Idee, Grillfeste für Geflüchtete und Mannheimer zu organisieren. Auf dem Programm stehen auch Spielnachmittage, Fußballturniere und Stadtführungen sowie gemeinsames Kochen. „Raus aus der Isolation – rein ins Leben“, ist nur eines der Ziele der Initiative. Ein anderes ist der Abbau von Berührungsängsten von Einheimischen und den Geflüchteten. „Wir beschränken uns bewusst auf Freizeitaktivitäten. Auf dem Sektor soziale Hilfen, Begleitung bei Behördengängen und Ähnlichem gibt es von den Verbänden gute Angebote“, begründet Ali die Fokussierung auf unkomplizierte Begegnungsmöglichkeiten. Man müsse sich bewusst sein, was man leisten könne: „Wir sind ja alle Berufstätige oder Studierende. Da können wir uns nur am Abend oder am Wochenende für die Organisation der Begegnungsevents die notwendige Zeit nehmen.“
Sponsoren und Spenden ermöglichen freundlichen Empfang
Für die Arbeit ist man auf Sponsoren angewiesen. Räume und Sportplätze werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Getränke und Essen für Grillfeste werden von Lokalen erbeten. Die Stadt Mannheim hat einen Flüchtlingsfonds eingerichtet. Dort läuft ein Antrag der Initiative „Nice to meet you“ zur Finanzierung eines Projekts. „Wir erfahren sehr viel Dankbarkeit von den Geflüchteten. Sie erzählen uns, dass sie auf ihren oft langen Fluchtwegen schon durch viele Städte gekommen wären. Doch nirgends seien sie so freundlich empfangen und betreut worden wie in Mannheim“, berichtet Ali. Einmal über ihre meist gefährliche Odyssee in unbeschwerter Atmosphäre sprechen zu können, sei wichtig für diese Menschen. Flüchtlinge aus dem arabischen Raum könnten sich hervorragend auf Englisch verständlich machen. Er stellt mit Erstaunen fest, mit welchem Eifer sich die meisten darum bemühen, Deutsch zu lernen. „Da merkt man von Woche zu Woche, welche Fortschritte sie machen.“

Übersicht der Leuchttürme der Bürgerbeteiligung

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