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Willkommenskultur, pragmatisch und realitätsnah

Staatsanzeiger: Ausgabe 27/2016
Von: Cames, Pascal 

Projekt 4 Kehl Kategorie 3

Wie geht Willkommenskultur? Die Stadt Kehl veranstaltet Foren zu Bildung, Arbeit und Ausbildung, Freizeit, um ihre alten und neuen Einwohner besser zu integrieren. Die Ausländerbehörde wandelt sich zur Willkommensbehörde. KEHL. Wie andere Kommunen auch hat die Stadt Kehl (Ortenaukreis) viele Migranten aus Ost- und Südosteuropa. Vergangenes Jahr wurde es zum Zielort für Flüchtlinge. Über 500 Menschen kamen 2015 nach Kehl und leben seitdem in der Kernstadt oder den ländlich geprägten Stadtteilen. Aufgrund der hohen Zuwanderung wurde im März 2015 beschlossen, eine Integrationskonzeption zu erarbeiten. Die Stadt veranstaltete vier Foren in der Kernstadt und vier Zukunftswerkstätten in Quartieren und Ortschaften mit dem Ziel, die Einwohner mehr am Integrationsprozess zu beteiligen. „Wir müssen viele kleine Räder drehen, damit sich das große Rad bewegt“, weiß der Kehler Oberbürgermeister Toni Vetrano (CDU), der selbst einen Migrationshintergrund hat.
Stadt hatte bisher schon überdurchschnittlich viel Migranten
Der auf Sizilien geborene Oberbürgermeister ist pragmatisch. „Integration ist ein lebenslanger Prozess“, darum wird es weitergehen, auch wenn erste Erfolge zu verzeichnen sind. Die Ausgangslage für diesen lebenslangen Prozess ist in dieser Konstellation wohl einzigartig. Denn von 36 000 Einwohnern haben mehr als ein Drittel eine Migrationsgeschichte; im Landesdurchschnitt sind es 26 Prozent. Viele dieser Zuwanderer kommen aus Süd- und Südosteuropa und müssen die ersten fünf Jahre ohne Transferleistungen auskommen. Die Armut in den Familien ist beträchtlich, Arbeit und Sprachkompetenz fehlen. Diese fehlt auch den Flüchtlingen. Kehls Besonderheit ist nicht nur die Grenzlage, sondern auch die Mittellage zwischen den Ballungsräumen Straßburg und Ortenaukreis. Für die vier Foren zu den Themen wurde in der Tagespresse geworben, danach wirkte das Schneeballsystem. Die Erstellung der Integrationskonzeption wurde vom Institut für interdisziplinäre Beratung und interkulturelle Seminare (Ibis) begleitet und mit der Stadt verfasst. Alle Foren waren sehr gut besucht, viele Ergebnisse konnten im Rahmen der Integrationskonzeption umgesetzt werden. Man ging mit konkreten Aufgaben zu Bildung, Arbeit und Ausbildung und Freizeit in die Foren, hatte aber auch Freiraum, um den 150 Personen starken „Helferkreis Flüchtlinge“ sowie bereits integrierte mit neuen Einwanderern zusammenzubringen. Zu den Aufgaben: Es wurde festgestellt, dass eine konkrete Anlaufstelle für Zuwanderer und Flüchtlinge fehlt, wo man sich über Schule, Ausbildung und Ähnliches mehr informieren kann. Bemängelt wurde, dass es keine Übersicht über die Angebote im Bildungssystem gibt. In den Foren wurde deutlich, wie viel bereits gemacht wird und wie viel Hilfsbereitschaft es in Kehl gibt. Der Dolmetscherpool wächst stetig, Ideen werden eingebracht. Jetzt hat Kehl einen Plan, im doppelten Sinn. Aus der Ausländerbehörde wird eine Willkommensbehörde und als konkretes Ergebnis gibt es nun einen Lageplan, auf dem mittels einfacher Symbolik und in vier Sprachen (deutsch, französisch, englisch, arabisch) alle wichtigen Anlaufstellen verzeichnet sind: von A wie Arzt bis Z wie Zahnarzt, zudem die Hotspots für freies W-LAN und die Jugendhäuser. Kehl arbeitet mit Integrationslotsen und will jedem neuen Einwohner ein Willkommenspaket geben.
Ob der Aufenthalt von Dauer ist, ist zunächst einmal ohne Belang
Ganz praktisch geht es voran, auf der internen Kehler Road Map der Willkommenskultur ist in grün, gelb und rot veranschaulicht, was man hat, was in Arbeit ist und was noch kommen wird. Dass einige der neuen Kehler auch wieder gehen werden, spielt für die Verwaltung erst einmal keine Rolle. „Unser Job ist es Menschen zu integrieren, es sind unsere Mitbürger“, verdeutlicht Toni Vetrano die Haltung der Kommune.

Übersicht der Leuchttürme der Bürgerbeteiligung

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