Artikel als PDF herunterladenArtikel druckenArtikel versenden

Inklusion und Integration verbinden

Staatsanzeiger: Ausgabe 31/2016
Von: Cames, Pascal 

Projekt 12: Kehl-Kork Kategorie 1

In Kork ist ein Epilepsiezentrum der Diakonie. Inklusion wird dort daher schon lange großgeschrieben. Nun sollen die Erfahrungen beim Abbau von Barrieren auch für die Integration von Flüchtlingen genutzt werden. Einer Ghettobildung wird vielfältig vorgebeugt, zudem wurde ein Flüchtlingsrat eingerichtet. KEHL-KORK. Das ehemalige Dorf Kork ist überall in Baden-Württemberg als „Epilepsiezentrum“ bekannt, heute sagt man Diakonie. Im Gegensatz zu früher leben viele Bewohner der Diakonie im Dorf oder in anderen Stadtteilen Kehls; man ist nicht mehr „Dorf im Dorf“, sondern Teil der Gesellschaft. Die Korker sehen das auch so. Aus diesem Selbstverständnis entstehen Highlights wie das „Fest der Künste“, das für alle Korker gedacht ist oder das erste „Forum Inklusion“ . Da hatte man schon drei Jahre Inklusion gelebt. Für das Forum hatte man 110 Stühle aufgebaut, erinnert sich Ortsvorsteher Patric Jockers, aber der Platz reichte immer noch nicht. Auf soviel Interesse ist man stolz, was im Hanauer Land passiert, hat Beispielcharakter.
Ein Kindergarten wurde eingerichtet und eine Gemeinschaftsschule
„Man war auf dem Weg zur Inklusion“ („Teilhabe aller an allem“) erinnert sich der Ortsvorsteher, „als plötzlich Flüchtlinge im Ort waren und Integration gefordert war.“ 70 Menschen waren neu in Kork. Wie sollte man Inklusion und Integration zusammenbringen? Rolf Berger, der den 20-köpfigen Helferkreis vertritt, meint, dass durch die Inklusionsangebote mit den Bürgern eine gute Grundlage für die geforderten Aufgaben geschaffen wurde, denn dadurch wurden Barrieren in den Köpfen der Menschen abgebaut. Es wurden Arbeitsgruppen gebildet, in diese wurden die Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Afghanistan einfach mit aufgenommen. Man wollte unbedingt eine Ghettoisierung vermeiden, sagt Sina Wohlfahrt, Schulleiterin der Grundschule. Also hat man die Kinder gleich in den für sie passenden Jahrgang eingeschult und unterstützt sie mit Förderkursen. Bereits nach einem Jahr sprechen sie tadellos Deutsch. Viele Lehrer engagieren sich hierbei ehrenamtlich. Die Oberlin-Schule der Diakonie wiederum wandelte sich zu einer Gemeinschaftsschule und würde am liebsten mit der staatlichen Grundschule im Ort fusionieren. Aus rechtlichen Gründen ist das nicht möglich, trotzdem sind zwei Außenklassen der Oberlinschule unter einem Dach mit der Grundschule. Auch so geht Inklusion. Gleichzeitig wurde ein Kindergarten auf dem Diakoniegelände gebaut. „Anfangs war es für die Eltern seltsam, ihre Kinder hierher zu bringen“, sagt Frau Maelger, mittlerweile ist das auch Alltag. Im Kindergarten sowie in der Staatsschule sind Flüchtlingskinder.
Flüchtlingsrat soll Austausch weiter verbessern helfen
Manchmal gibt es ja auch Konflikte oder Sachverhalte, die man klären will und muss. So etwa, als man feststellte, dass die Flüchtlingskinder keine Verkehrsregeln beachten und sich und andere in Gefahr bringen, berichtet Rolf Berger vom Helferkreis. „Konflikte auf den Punkt bringen und durchstehen“, lautet die Devise in Kork, seit einigen Gesprächen mit den Eltern radeln die Kinder sicherer. Auch ein Flüchtlingsrat wurde gegründet, um sich besser auszutauschen zu können. Es ist ein Geben und Nehmen, lässt sich beobachten. Flüchtlinge helfen mit, wenn irgendwo eine Halle für ein Fest bestuhlt werden muss, bringen sich auf dem Weihnachtsmarkt ein oder helfen sonstwo mit. Die Korker registrieren das mit Sympathie und machen aus ihrem traditionellen „Waldspeck“ ein „Waldhähnchen“ – damit es auch allen schmeckt. Die Helfer aus der Diakonie, der Gemeinde, vom Rathaus Kehl, der Schule und den beiden Kirchen sind sich sicher, dass dieser Prozess wahrscheinlich nie vorbei ist. „Sie haben das Flüchten nicht gelernt, wir haben das Helfen nicht gelernt“, fasst Bettina Herr von der Oberlinschule in Demut und Sachkenntnis die Situation zusammen. „Wir wollen Freunde sein“, sagt plakativ Patric Jockers. Für Nanine Delmas, Leiterin Bürgerdienste und Soziales der Stadt Kehl, hat das, was in Kork passiert, „Beispielcharakter“ für Kehl und seine Stadtteile.

Übersicht der Leuchttürme der Bürgerbeteiligung

Kontakt

Gerne beantworten wir Ihre Fragen.

Redakteur Staatsanzeiger/Politik & Verwaltung/Leuchttürme
Michael Schwarz
Telefon: 07 11.6 66 01-599
E-Mail senden

Redaktionsassistentin Staatsanzeiger
Doris Kugel
Telefon: 07 11.6 66 01-290
E-Mail senden

Titelbild Staatsanzeiger

Newsletter

Icon Newsletter

Immer informiert zu Themen und Terminen des Staatsanzeigers? Fordern Sie unseren Newsletter an!