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Im Begegnungs-Café treffen sich Deutsche und Flüchtlinge

Staatsanzeiger: Ausgabe 36/2016
Von: Raab, Harald 

Projekt 21: Mannheim Kategorie 4

Im Café MAFFIN in Mannheim treffen sich jeden Freitag Flüchtlinge. Bis zu 50 kommen, trinken Kaffee und essen Kuchen, suchen Kontakte zu Deutschen oder wollen einfach nur bei Spielen und Unterhaltung ihrem Alltag in der Flüchtlingsunterkunft für ein paar Stunden entfliehen. Mannheim. Im Souterrain des Arbeiterwohlfahrtblocks an der Murgstraße in Mannheim herrscht an jedem Freitagnachmittag ein reges Kommen und Gehen. Man betritt den Saal über eine Küche. Hier gibt es Kaffee und Kuchen, Tee und Wasser, alles umsonst für Flüchtlinge. In dem großen Versammlungsraum stehen lange Tischreihen. Hier wird gespielt und gebastelt. Die Gäste unterhalten sich. Einige spielen Schach. An einem eigenen Tisch malen Mädchen und Jungen und falten Papierblumen.
Ein Ort der Begegnung, an dem man seine Alltagssorgen vergessen kann
Hierher kommen einzelne Männer und Frauen, aber auch komplette Familien mit ihren Kindern aus den Mannheimer Flüchtlingsunterkünften. „Sie sollen für ein paar Stunden den tristen Alltag in ihren Camps und ihre Sorgen um Anerkennung als Asylanten vergessen können.“ Das sagt Uschi Liefhold, die Initiatorin des Cafés Maffin. Der Name steht für „Mannheim für Flüchtlinge in Not“. Bis zu 50 Personen kommen zu den Begegnungstreffen. Das Hilfsangebot wird unterstützt von Mitgliedern desVereins „Mannheim sagt Ja! e.V.“ Mannheim hatte in Erstaufnahmestellen nicht nur bis zu 15 000 Schutzsuchende. Sie waren in ehemaligen US-Kasernen untergebracht. In der Stadt haben sich auch im besonderen Maß Bürger aktiv und kreativ in den Prozess der Willkommenskultur eingebracht. „Wir fühlen uns hier aufgenommen. Viele Menschen helfen uns“, sagt die syrische Studentin Farah Jasmin. Sie ist mit ihrem Freund nach einer langen, gefährlichen Reise in Mannheim untergekommen. Die Eltern blieben im Nahen Osten.
Bei Sprachkursen festgestellt, dass sich viele Flüchtlinge allein fühlen
Aus der Hilfe für viele werden engere menschliche Beziehungen zu Einzelnen. So kann Integration gelingen. Über das Diakonische Werk hat Liefhold für Flüchtlinge Sprachunterricht gegeben. Dabei bekam sie mit, wie alleingelassen sich ihre Schüler in den Unterkünften fühlen. „Ich hörte oft die Klage, dass Langeweile und mangelnder Kontakt zu Deutschen das Schlimmste in den Camps wäre“, sagt Liefhold. Sie gründete eine Facebook-Gruppe, die schnell 900 Mitglieder hatte. Aus diesem Kreis heraus entstand die Idee, etwas für Flüchtlinge zu tun. Gemeinsam mit Claudia Ritter gründete Liefhold das Begegnungs-Cafe Maffin. Ein organisatorisches Abenteuer, das logistisch und versicherungsrechtlich auch nicht ohne Risiko ist. Beim Flüchtlingsgipfel von „Mannheim sagt Ja e.V.“ berichtet Liefhold von den Plänen und der Schwierigkeit, einen geeigneten Raum zu finden. Gleich meldete sich eine Mitarbeiterin der Arbeiterwohlfahrt und bot kostenlos die Räumlichkeit an der Murgstraße an. So konnte im November 2015 das Café eröffnet werden.
Café war bis auf Weihnachtsferien regelmäßig freitags geöffnet
Liefhold sagt nicht ohne Stolz: „Seitdem war das Café Maffin bis auf die Weihnachtsferien an jedem Freitag geöffnet und mehr als ausgebucht.“ Die Unterhaltung mit Flüchtlingen aus Syrien funktioniere auf Englisch recht gut. Besonders Engagierte bemühen sich, rasch Deutsch zu lernen. Sie seien sich bewusst, dass deutsche Sprachkenntnisse der Schlüssel zu einer Arbeitsstelle oder einem Studienplatz sind. Beim Begegnungstreff wird für die gedolmetscht, die weder Deutsch noch Englisch können. „Es geht immer irgendwie mit der Verständigung“, sagt eine Helferin, die einen großen Kuchen mitgebracht hat. Wolfgang Rudolf, Lehrer im Ruhestand, berichtet von den vielen dramatischen Schicksalen, denen sie bei ihrer Helfertätigkeit begegnen. „Da entsteht auch Netzwerkarbeit. Wir versuchen, Flüchtlingen Kontakte zu vermitteln, damit sie sich bei uns zurechtfinden.“

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