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Begegnung auf Augenhöhe beim „Fest ohne Kohle“

Staatsanzeiger: Ausgabe 36/2016
Von: Lang, Rainer 

Projekt 22: Stuttgart Kategorie 4

Nicht jeder hat das Geld, um bei Stadtfesten teilzunehmen. In Bad Cannstatt gibt es deshalb das „Fest ohne Kohle“, bei dem Essen und kulturelle Angebote für alle kostenlos sind. Finanziert wird das Fest aus Spenden. Künstler treten kostenlos auf. Die Menschen im Stadtteil kommen miteinander ins Gespräch. STUTTGART. Von Frühjahr bis Herbst wird auf öffentlichen Plätzen gefeiert. Überall wird zur Hocketse oder zum Stadtfest geladen. Aufgefallen ist Christoph Lakner und seinem Team von der Ambulanten Hilfe in Stuttgart-Bad Cannstatt, dass arme Menschen von solchen Festlichkeiten weitgehend ausgeschlossen sind. „Sie haben schlichtweg kein Geld für solche Vergnügungen übrig“, sagt Lakner. Diese Einsicht war der Anstoß zum „Fest ohne Kohle“, das die Ambulante Hilfe veranstaltet. Nachdem das erste kostenfreie Sommerfest 2014 begeistert aufgenommen worden war, war der Marktplatz in Bad Cannstatt 2016 zum zweiten Mal Schauplatz des Treffens. Von einem „Riesenerfolg“ sprechen die Organisatoren begeistert.
Ziel des Festes: Bedürftige und Bürger ins Gespräch bringen
„Die hier ansässigen Gemeinden und die Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, Bedürftigkeiten und sozialen Hintergründen spiegeln auch die Vielfalt des Stadtteils wieder“, betont Lakner als Koordinator der Veranstaltung. „Wesentliche Ziele des Festes, Bedürftige und Bürger ins Gespräch zu bringen, Berührungsängste abzubauen und einen Ort der Begegnung auf Augenhöhe zu schaffen, haben wir erreicht“, sagt er. Als „unglaublich entspannt und unglaublich vielfältig“ beschreibt er das ungewöhnliche Sommerfest. Vor allem sei es „etwas Einzigartiges in Deutschland“. Und unglaubliches Glück gehabt mit dem Wetter haben die Veranstalter bei der zweiten Veranstaltung am 4. Juni 2016, sagt Lakner mit Blick auf die Unwetter im Land. Die Ursprünge des Festes gehen auf das „Essen ohne Kohle“ zurück. Seit mehr als 20 Jahren engagieren sich dafür Cannstatter Religionsgemeinschaften und Organisationen. An Wochenenden werden regelmäßig kostenfreie Mittagessen für sozial bedürftige Menschen im Stadtbezirk ausgegeben. Und bei einem dieser Essen sei dann die Idee zum „Fest ohne Kohle“ für bedürftige Menschen entstanden, so Lakner.
Bands und Künstler treten ohne Gage auf
„Ob Passant oder Bedürftiger – jeder war willkommen. Die Festgäste mischten sich untereinander, man kam ins Gespräch und es wurde gemeinsam gefeiert“, beschreibt Lakner die Atmosphäre. Auf dem Fest sind alle Speisen, Getränke und kulturellen Angebote für die Gäste kostenlos. Wer es sich leisten kann, spendet etwas. Verschiedene Bands und Künstler treten ohne Gage auf. So können auch Menschen teilnehmen, die nicht viel Geld haben, ohne sich dafür entschuldigen oder rechtfertigen zu müssen, wie die Veranstalter betonen. Unterstützt wurde die Ambulante Hilfe durch rund ein Dutzend religiöser Gruppen aus Stuttgart. Einen gemeinsamen Grillstand betrieben die Sankt-Anna-Stiftung und das evangelisch-methodistische Zentrum der Friedenskirche. Die katholische und evangelische Kirche waren genauso dabei wie das islamische Zentrum Stuttgart, der tamilische Frauenverein, der vedische Kulturverein und die Jesus-Freaks. Die Bühne stellte der Verein Pro Alt-Cannstatt.
Spenden flossen reichlich, dritte Auflauge ist schon in Planung
Trotz des Einsatzes der vielen ehrenamtlichen Helfer tragen die Organisatoren ein finanzielles Risiko. Rund 5500 Euro Kosten fallen trotz allem an. Deshalb hat auch der Bezirksbeirat eine Risikoabsicherung von 1000 Euro zugesagt. Aber die müssen die Veranstalter wohl nicht in Anspruch nehmen, weil sie genügend Spenden bekommen haben. „Das Fest war wieder sehr gut besucht. Alle sind satt geworden, Bedürftige und Bürger haben sich gut durchmischt“, zog Manfred Neumann von der Ambulanten Hilfe eine Bilanz. Deshalb denken die Veranstalter schon an eine dritte Auflage. In zwei Jahren soll auf dem Marktplatz in Bad Cannstatt wieder ein „Fest ohne Kohle“ steigen.

Übersicht der Leuchttürme der Bürgerbeteiligung

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