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Paten für 124 Flüchtlinge – und ein Baby

Staatsanzeiger: Ausgabe 39/2016
Von: Heiland, Simone 

Projekt 28: Weissach Kategorie 2

Ehrenamtliche Paten kümmern sich in Weissach im Tal von Anfang an um neu ankommende Asylbewerber als Ansprechpartner und Alltagsbegleiter. So wird sichergestellt, dass diese sich möglichst schnell auch allein zurechtfinden und als gleichberechtigte Mitglieder einer für sie neuen Gesellschaft empfinden können. WEISSACH IM TAL. Vom Tag ihrer Ankunft an sollen in Weissach im Tal (Rems-Murr-Kreis) Flüchtlinge einen direkten Paten an die Seite gestellt bekommen: als ihren persönlichenAnsprechpartner und Alltagsbegleiter, damit sie ihr Leben in der 7000-Einwohner-Gemeinde autark gestalten können. Das hat sich die Kommune zur Aufgabe gemacht. Und dass diese fast schon eingeschworene Gemeinde aus Verwaltung, Einwohnern, ehrenamtlichen Helfern und Flüchtlingen sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt, hat sie mittlerweile längst bewiesen. Ein gemeiner Brandanschlag beschädigte das Flüchtlingsheim so stark, dass es abgerissen werden musste. Der Baggerbiss für die neue Unterkunft ist aber bereits erfolgt. Mit zehn Flüchtlingen hatte in Weissach im Tal im Jahr 2014 alles begonnen. Mittlerweile sind 124 Flüchtlinge im Ort. „Plus eins“, ergänzt Jennifer Reinert. Denn in diesen Tagen wurde in Weissach das erste Flüchtlingsbaby geboren.
Die Paten sind unverzichtbar
Die Flüchtlingsbeauftragte der Gemeinde und Leiterin des Arbeitskreises Integration erklärt, wie es die Gemeinde – trotz der gemessen an der Einwohnerzahl vielen Flüchtlinge – schafft, mit der nicht immer einfachen Situation gut umzugehen. „Wir stellen sicher, dass jeder Flüchtling, der zu uns kommt, vom ersten Tag an einen Paten als Ansprechpartner bekommt.“ Dadurch fühlten sich die Flüchtlinge angenommen und als gleichberechtigte Mitglieder der für sie noch fremden Gesellschaft respektiert.„Viele Herausforderungen in der täglichen Arbeitskreisarbeit sind neu“, so Jennifer Reinert. Bewährte Rezepte gibt es noch nicht. Anhand von Checklisten und Laufzetteln werden die Aufgaben organisiert. Die Paten sind dabei unverzichtbar. Sie helfen bei Behördengängen, Fragen zu Schule und Kindergarten, bei Familienangelegenheiten, beim Erlernen der deutschen Sprache und bei der Freizeitgestaltung. Unterstützt wird der Arbeitskreis durch die Gemeinde, vor allem durch den Bauhof und die Infrastrukturverwaltung.
Gemeinsame Erfahrungen wie Fahrt in die Wilhelma verbinden
Neben dem Erlernen der deutschen Sprache sollen die Flüchtlinge mit dem Grundgesetz vertraut gemacht werden und verstehen, was es heißt, in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu leben. Das wird nicht nur passiv vermittelt, sondern durch praktische Anwendung bei Sport und Spiel, bei kulturellen Veranstaltungen oder in Koch- und Bastelkursen. Die Fahrt nach Stuttgart mit dem Besuch der Wilhelma ist allen, die dabei waren, nachhaltig in Erinnerung geblieben. „Solche Erfahrungen verbinden und festigen das gegenseitige Vertrauen“, sagt Jennifer Reinert. Entstehende Kosten, die über die finanziellen Mittel der Flüchtlinge hinausgehen, übernimmt der Arbeitskreis. Einzige Voraussetzung: Es muss sich um Sach- oder Dienstleistungen handeln, die in direktem Zusammenhang mit den Integrationsmaßnahmen stehen.
Alle Kosten werden bislang allein durch Spenden getragen
Aufgrund der ehrenamtlichen Tätigkeit der Arbeitskreismitglieder und der Nutzung der vorhandenen Infrastruktur fallen laut Jennifer Reinert keine sonstigen Personal- oder Sachkosten an. Und die zirka 5000 Euro für Fahrkarten, Lehrmaterial, Bücher, Kurse oder Reparaturen wurden bisher allesamt durch Spenden und Einnahmen aus Veranstaltungen oder Basaren beglichen.
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Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter: www.ak-integration-wit.de

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