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Flüchtlinge lernen Landesgeschichte im Museum kennen

Staatsanzeiger: Ausgabe 45/2016
Von: Heiland, Simone 

Projekt 39: Schorndorf Kategorie 3

Die Stadt Schorndorf beherbergt derzeit 900 Flüchtlinge. Neun von ihnen bietet sie in einem Modellprojekt Praktika an. Dazu gehören Intensiv-Schulungen in Deutsch und eine Einführung in politik- und gesellschaftswissenschaftliche Themen. Das schafft Verständnis, Vertrauen und im besten Fall einen festen Arbeitsplatz.

SCHORNDORF. Zwei syrische Flüchtlinge haben bereits konkrete Vorstellungen von ihrem künftigen Leben: Einer von ihnen strebt eine Ausbildung als Erzieher an, der andere ein Studium für das Lehramt an der Pädogogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Fitgemacht für den Berufsalltag in Deutschland wurden beide mittels eines Praktikums bei der Stadt Schorndorf (Rems-Murr-Kreis).

Dieses Praktikum beinhaltet eine Mitarbeit in der Verwaltung, im Stadtmuseum, bei der Unterstützung von Schulhausmeistern, in der Kläranlage, in der Bibliothek oder als Assistenzlehrer in städtischen Schulen. An fünf Tagen in der Woche, jeweils vormittags.

Das Entgelt dafür beträgt – gemäß dem Asylbewerberleistungsgesetz – 1,05 Euro pro Stunde. OPS nennt sich das Programm: Onboarding Programm Schorndorf. Zusätzlich bietet die Stadt den Praktikanten noch ein spezielles Bildungsprogramm an. Dabei werden an jeweils zwei Nachmittagen in dreistündigen Intensiv-Schulungen Deutschkenntnisse und Fragen zu Politik und Gesellschaft erörtert.

„Wir wollen keine reinen Deutschkurse abhalten, sondern eine Werte- und Wissensvermittlung fördern, gepaart mit intensiven sprachlichen Dialogen, an denen die Teilnehmer des Kurses eine ganz aktive Rolle einnehmen“, erklärt Stefan Fuchs, ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung, und setzt hinzu: „Wir brauchen im ersten Schritt keine Germanisten, sondern Menschen, die unsere gesellschaftlichen Werte verstanden haben und gleichzeitig befähigt werden, sich differenziert in der deutschen Sprache zu verständigen.“

Basis bereiten für das Verständnis der freiheitlichen Grundordnung

Voraussetzung für alle integrativen Maßnahmen sei die absolute Bereitschaft zum Erlernen und Anwenden der deutschen Sprache sowie Verständnis und Akzeptanz der freiheitlichen Grundordnung in Deutschland, betont Fuchs.

900 Flüchtlinge leben aktuell in der 40 000-Einwohner-Gemeinde. Der Großteil von ihnen ist in ehemaligen Firmengebäuden untergebracht. Die meisten seien lernfähig, sagt Fuchs.

Wichtig sei, so sagt Fuchs, dass die Praktikanten hinter allem, was sie erledigen, den Sinn erfassen könnten. Ob es um das Kopieren von Dokumenten geht, um einen Schnuppertag bei der Feuerwehr oder einen eigens zur Übung inszenierten Wahlvorgang.

Letzterer diente als Vorbereitung eines Besuchs im Stuttgarter Landtag und im Haus der Geschichte. „Wir wollen, dass die Flüchtlinge die Geschichte und Entwicklung unseres Landes verstehen“, erläutert Fuchs.

Krieg und Not in Deutschlands Vergangenheit ist vielen unbekannt

Bei der Führung durchs Haus der Geschichte wurde ihnen erzählt, dass es auch Deutschland einmal wirtschaftlich schlecht ging, das Land sich im Krieg befand, Hungersnot herrschte, Menschen flüchten mussten. „Das wussten die meisten nicht und es hat sie stark beeindruckt“, so Fuchs.

Ein Erfolg des OPS ist die Besetzung eines Ausbildungsplatzes als Fachkraft für Abwassertechnik bei der städtischen Kläranlage mit einen Teilnehmer des Programms aus Gambia. Im vergangenen Jahr konnte der Platz wegen Bewerbermangel nicht besetzt werden.

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Weitere Informationen finden Sie bei Eingabe des Suchworts „Onboarding“ im Internetauftritt der Stadt Schorndorf:

www.schorndorf.de


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