Artikel als PDF herunterladenArtikel druckenArtikel versenden

Ein Café ist Herzstück des Denkendorfer Betreuungskreises

Staatsanzeiger: Ausgabe 48/2016
Von: Haußmann, Daniela 

Projekt 45: Denkendorf Kategorie 2

Die Mitglieder des Denkendorfer Betreuungskreises machen Flüchtlingen vielfältige Angebote. Im Montagscafé können sie Kontakte knüpfen, Angebote für die Freizeit und zum Kennenlernen der ihnen fremden deutschen Gesellschaft ergänzen die Unterstützung. Denkendorf. „Happy birthday lieber Saad, happy birthday to you“, hallt es durch das Café im Klosterhof 8 in Denkendorf (Landkreis Esslingen). Pakistani, Afghanen, Iraner, Iraker, Syrer und Einheimische jubeln, klatschen und umarmen das Geburtstagskind. Saad, 29 geworden, lächelt überrascht. Damit hat er nicht gerechnet. Ein Buch, Schokolade, ein Strauß bunter Blumen – es ist nicht viel, was der Mann aus Aleppo geschenkt bekommt, doch er ist überglücklich. Für ihn ist nur eins wichtig: dass Menschen unterschiedlichster Herkunft an ihn gedacht haben – <HardSpace/> obwohl er sie noch gar nicht lange kennt. Zweimal im Monat treffen sich Asylbewerber, ehrenamtliche Helfer und jeder, der Interesse hat, im Café, dem Zentrum der Flüchtlingsarbeit. „Im Montagscafé, das kurz Moca genannt wird, finden Begegnungen statt, die Brücken in die Mitte der Gesellschaft bauen“, sagt Martina Kuch vom Bürgeramt. Die Rathausmitarbeiterin weiß: Bei einem Tee, bei Karten- und Brettspielen entstehen und wachsen Beziehungen. Wieder und wieder inseriert Kuch im Gemeindeanzeiger, sucht Wohnungen für Flüchtlinge. „Niemand hat auf die Anzeigen bislang reagiert“, erzählt sie. „Vor wenigen Wochen rief mich allerdings eine ältere, alleinstehende Frau an, die einen Mieter suchte. Gegenüber Flüchtlingen hatte sie Vorbehalte.“ Kurzerhand lud Martina Kuch die Denkendorferin ins Moca ein. Dort kam sie mit den Männern ins Gespräch, lernte sie kennen und bot einem von ihnen ihre Wohnung an.
Umweltingenieur hat im Café von idealem Aufbaukurs erfahren
Saad, der an der Universität Aleppo Umweltingenieurwesen studierte, ist dankbar für den Beistand, den er im Moca findet. Hier traf er Ingenieure, die ihm von einem achtwöchigen Aufbaukurs im Bereich Wasserbau an der Uni Stuttgart erzählten. „Ich habe mich sofort beworben und eine Zusage bekommen“, sagt er: „Die Weiterbildung hilft mir bei der Anerkennung meines syrischen Studienabschlusses.“ Ein Praktikum in der Kläranlage hat der Mann, der seit einem Jahr in Deutschland ist, schon absolviert. „Mein Studium in Syrien hat mich genau auf die Anforderungen vorbereitet, die in dem Betrieb gefragt sind“, so Saad. „In diesem Bereich würde ich gerne arbeiten.“ Doch das Moca hat mehr zu bieten. Ideen, Bedürfnisse und Fragen laufen in dem Café zusammen und fließen von dort in die Arbeitsgruppen (AG) des „Denkendorfer Betreuungskreises Flüchtlinge“ (DBF) ein. Flüchtlingen, die Freizeit- und Sportangebote suchen, wird in der Freizeit-AG weitergeholfen. Die Mitgliedschaft im Verein ist dem Ehrenamtskoordinator zufolge ein wichtiges Trittbrett für die Integration. Oft ist für die Teilhabe laut Ursula Niebel nur weniges nötig. „Beispielweise Turnschuhe und ein Trikot für den Sport oder generell etwas zum Anziehen“, so das DBF-Mitglied. „Hier hilft die AG Kleiderstube weiter oder das Radlager, das Fahrräder sammelt und an die Flüchtlinge abgibt, damit sie mobil sind.“
Angebote zum richtigen Verhalten in fremder Umgebung geschätzt
Vieles ist neu in der fremden Gesellschaft. Welches Verhalten ist Frauen gegenüber angebracht? Was für Regeln gelten beim Freibadbesuch? „Die Flüchtlinge haben etliche Fragen“, weiß DBF-Mitglied Sabine Schaible. „Antworten gibt es im Moca oder eben in Kursen, die wir organisieren und in denen ausführlich auf die Themen eingegangen wird, die viele beschäftigen.“ Für die 150 Flüchtlinge und unbegleiteten minderjährigen Ausländer in Denkendorf sind solche Angebote eine große Hilfe, um sich zurechtzufinden. „Ohne diese Angebote wäre das bedeutend schwieriger“, meint Saad. Er freut sich schon auf das nächste Moca-Treffen, doch jetzt feiert er mit seinem internationalen Freundeskreis erst seinen Geburtstag.

Übersicht der Leuchttürme der Bürgerbeteiligung

Kontakt

Gerne beantworten wir Ihre Fragen.

Redakteur Staatsanzeiger/Politik & Verwaltung/Leuchttürme
Michael Schwarz
Telefon: 07 11.6 66 01-599
E-Mail senden

Redaktionsassistentin Staatsanzeiger
Doris Kugel
Telefon: 07 11.6 66 01-290
E-Mail senden

Titelbild Staatsanzeiger

Newsletter

Icon Newsletter

Immer informiert zu Themen und Terminen des Staatsanzeigers? Fordern Sie unseren Newsletter an!