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Verständnis für Demokratie und ihre Regeln vermitteln

Staatsanzeiger: Ausgabe 2/2017
Von: Heiland, Simone 

Projekt 54: Esslingen Kategorie 4

Mehr als 900 Flüchtlinge befinden sich in Esslingen, mehr als 800 davon werden vom Landkreis auf Wohnungen oder in Gemeinschaftsunterkünfte verteilt. Knapp einhundert männliche Flüchtlinge werden vom Arbeitskreis „Miteinander. BürgerEngagement für Asylsuchende Esslingen Innenstadt/Weststadt“ ehrenamtlich betreut. ESSLINGEN. „Alles Gute auf der Welt geschieht nur, wenn einer mehr tut, als er tun muss.“ Diesen Leitsatz des Gründers der SOS-Kinderdörfer, Hermann Gmeiner, hat sich das Team des Arbeitskreises „Miteinander. BürgerEngagement für Asylsuchende Esslingen Innenstadt/Weststadt“ für seine Arbeit zu eigen gemacht. Zurzeit betreuen annähernd 60 Ehrenamtliche die Asylsuchenden. Diese kommen aus 14 Ländern Afrikas und Vorderasiens. Untergebracht sind sie im Containerdorf Fleischmannstraße. Die Tätigkeit des Arbeitskreises konzentriert sich dabei derzeit auf zwei Projekte: die Vermittlung der deutschen Sprache und das Verständnis für ein demokratisches Zusammenleben. „Die Asylsuchenden sind potenzielle künftige Bundesbürger. Darum ist es wichtig, dass sie frühzeitig die demokratischen Formen der Mitbestimmung und der Konfliktlösung lernen und leben“, erläutert Josef Schreiber, der die Sprachgruppe zusammen mit Gerhard Rais leitet.
Das Verständnis für die deutsche Sprache und Demokratie wecken
„Nach einem langen, kontroversen, aber fruchtbaren Diskussionsprozess zwischen Ehrenamtlichen und Asylsuchenden existiert seit Anfang Juni ein Camprat“, so berichtet Schreiber. Der Camprat soll ein Sprachrohr und die Interessenvertretung der Campbewohner sein und als Mittler zwischen den Ehrenamtlichen und der Campverwaltung fungieren. Der Rat soll auch präventiv wirken, also helfen, Konfliktsituationen möglichst erst gar nicht entstehen zu lassen. Dass dies gelungen ist, bestätigt auch die Esslinger Polizei. „Wir wollen im Camp ein ansprechend ausgestattetes Kulturzentrum einrichten“, sagt Josef Schreiber. Er weiß auch von den bürokratischen Hürden zu berichten, die es dabei zu bewältigen gelte. Das Kulturzentrum soll Lern-, Informations- und Kommunikationszentrum für alle sein.
Kulturzentrum als Treffpunkt für Campbewohner und Ehrenamtliche
Mittels Plakaten, Bildbänden, Broschüren und Videos sollen die Besucher des Zentrums eine Art „Visitenkarte“ Deutschlands erhalten. Fernsehen, Radio, Filme, Tageszeitung und Zeitschriften vermitteln aktuelle Nachrichten und Hintergründe in deutscher Sprache. Das Angebot zum Erlernen der deutschen Sprache soll in einer Art „PC-Café“ durch die Arbeit an Computern und mittels geeigneter Sprachprogramme noch attraktiver werden. Außerdem soll das Kulturzentrum als ständiger Treffpunkt für Campbewohner und Ehrenamtliche dienen. „Mit unserem Vorhaben wollen wir andere Institutionen ermuntern, Vorbehalte hinsichtlich der Ausstattung von Gemeinschaftsunterkünften mit wertvollen Geräten zu hinterfragen“, sagt Schreiber. Und man wolle andere dazu ermuntern, „den Mut aufzubringen, mit Augenmaß und Vertrauen die Asylsuchenden an Angeboten zu beteiligen, die in unserer Gesellschaft nun einmal selbstverständlich sind“.
Den Campbewohnern wollen die Helfer auf Augenhöhe begegnen
Das sei ein wichtiges Signal, dass man die Campbewohner ernst nehme und ihnen auf Augenhöhe begegne, meint er: „Viele Flüchtlinge, die es in ihren Herkunftsländern gewohnt sind, dass ein Dritter über sie entscheidet, lernen so zum ersten Mal in einer Art Mikrokosmos, dass sie aufgerufen sind darüber nachzudenken, was sie selbst wollen und wie sie ihre Ziele erreichen.“
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Weitere Informationen, darunter Videos und Termine, finden Sie unter: www.miteinander-esslingen.de

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