Artikel als PDF herunterladenArtikel druckenArtikel versenden

Paten bieten ihren Tandempartnern viel mehr als Nachhilfe

Staatsanzeiger: Ausgabe 4/2017
Von: Schlüter, Kirsten 

Projekt 57: Konstanz Kategorie 4

Beim Projekt „Fit fürs Leben“ in Konstanz vermitteln Paten nicht allein schulisches Wissen. Sie geben ihren Tandempartnern, Schülerinnen und Schülern einer Werkrealschule, vielmehr auch ihre wertvolle Berufs- und Lebenserfahrung weiter. Konstanz. Luana Caré hat jetzt einen Plan für ihre Zukunft. Die 16-Jährige besucht die zehnte Klasse einer Konstanzer Werkrealschule und möchte nach der Mittleren Reife auf ein Berufskolleg für Fremdsprachen wechseln. Noch vor zwei Jahren hätte Luana sich das nicht zugetraut. Ihr neues Selbstbewusstsein verdankt sie einer 64-jährigen Frau, die sie seit drei Jahren auf ihrem Weg begleitet. Möglich wurde dies durch „Fit fürs Leben“. „Wir sind mehr als ein Nachhilfeprojekt“, erläutert Judith Bojert von der Evangelischen Kirchengemeinde Wollmatingen als Träger. „Wir stellen den Schülern andere Bezugspersonen als Lehrer oder Eltern zur Seite, die auch Ansprechpartner bei persönlichen Problemen sein können“, sagt die Sozialarbeiterin. Diese Idee hatte vor drei Jahren Nicola Voigt, Vorsitzende des Konstanzer Gesamtelternbeirats. So startete der Elternbeirat das Projekt, um Jugendlichen individuelle Unterstützung bei schulischen und außerschulischen Themen zu bieten: zum Beispiel eigene Stärken entdecken und Bewerbungen schreiben. Einmal pro Woche treffen sich die Tandems, jeweils aus einem Erwachsenen und einem Schüler, meistens in der Schule.
Vom Student bis zur Rentnerin - alle sind als Paten willkommen
Dabei muss es aber nicht bleiben: „Manche Paten begleiten ihre Schüler bei Freizeitaktivitäten oder planen gemeinsame Ausflüge“, sagt Bojert. Das Konzept ist erfolgreich: 21 Tandems bestehen zurzeit, weitere beginnen im kommenden Jahr. Und sieben Schüler warten noch auf einen passenden Paten. „Wir freuen uns über jeden Erwachsenen, der rund zwei Stunden Zeit in der Woche investieren kann und sich für das Leben von Jugendlichen interessiert“, sagt die Sozialarbeiterin. Ob Student oder Rentnerin: Alle sind willkommen.Judith Bojert, die als einzige Hauptamtliche in dem Projekt komplett von Spendengeldern finanziert wird, fügt nach ausführlichen Gesprächen die passenden Tandems zusammen. Dafür hat sie ein so gutes Gespür, dass oft Freundschaften entstehen.
Aus mancher Tandempartnerschaft entsteht eine Freundschaft
So war es auch bei Luana und Patin Ute Stölzle. Die pensionierte Managerin eines Biotechnologie-Unternehmens hilft Luana nicht nur in Deutsch und Englisch, sondern schrieb mit ihr auch eine Bewerbung und verhalf ihr so zu einem Praktikum. Doch das Projekt ist keine Einbahnstraße. „Für mich ist der Kontakt zu Luana unheimlich gewinnbringend“, sagt Ute Stölzle. „Durch sie bleibe ich jung. Und ich lese mit Begeisterung nochmal die Literatur, die Luana im Deutschunterricht durchnimmt.“ Aber auch andere Bücher nehmen sich die beiden vor. „Anfangs war Luanas Leseverständnis nicht so gut“, sagt die 64-Jährige. „Wenn ich sie nach dem Inhalt fragte, fantasierte sie oft.“ Luana grinst: „Heute verstehe ich, was ich lese.“ Und noch viel mehr: Durch das Tandem verbesserten sich ihre Noten deutlich. Ute Stölzle schaut ihren Schützling an und sagt: „Vor zwei Jahren hätte ich nicht gedacht, dass du es auf ein Berufskolleg schaffen könntest. Ich bin stolz auf dich.“
Mehr zum Thema
Weitere Informationen zum Konstanzer Patenprojekt finden Sie unter: www.fitfuersleben.de

Übersicht der Leuchttürme der Bürgerbeteiligung

Kontakt

Gerne beantworten wir Ihre Fragen.

Redakteur Staatsanzeiger/Politik & Verwaltung/Leuchttürme
Michael Schwarz
Telefon: 07 11.6 66 01-599
E-Mail senden

Redaktionsassistentin Staatsanzeiger
Doris Kugel
Telefon: 07 11.6 66 01-290
E-Mail senden

Titelbild Staatsanzeiger

Newsletter

Icon Newsletter

Immer informiert zu Themen und Terminen des Staatsanzeigers? Fordern Sie unseren Newsletter an!