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Zwischen den Beeten lässt sich gut ein Plausch halten

Staatsanzeiger: Ausgabe 5/2017
Von: Dischinger, Marcus 

Projekt 60: Karlsbad Kategorie 2

Der Runde Tisch Asyl in Karlsbad mobilisiert jede Menge Kräfte, um Flüchtlingen beim Zurechtfinden im Ort zu helfen. Sprachkurse, Kunstprojekte oder Turnen sind nur drei von vielen Angeboten. Etwas Besonderes ist der Interkulturelle Garten am Ortsrand, den die Flüchtlinge selbst betreiben. KARLSBAD. Eine Oase zum Durchatmen ist es geworden: Im Internationalen Garten grünt und blüht es im Spätsommer. Etliche Personen sind auf dem Gelände am Rand des Karlsbader Stadtteils Langensteinbach, gießen die Pflanzen, beseitigen Unkraut oder halten einen Plausch zwischen den Beeten. Fast jedes Gemüse wird hier angepflanzt. Unter Schatten spendenden Bäumen stehen ein paar Stühle, die zum Verweilen einladen. Betreut wird das Grundstück, das ein Karlsbader Bürger zur Verfügung stellte, von Flüchtlingen, die in einer leer stehenden Firmenhalle in der Nähe untergebracht sind. „Es ist ein Ort, den die Asylsuchenden selbst gestalten, eine Art Knotenpunkt“, sagt Susanne Gehrung, Sprecherin des Runden Tischs Asyl (RTA) in Karlsbad.
Im Garten können sich die Flüchtlinge selbst versorgen
Im RTA haben sich seit dem Jahr 2013 etwa 100 Menschen zusammengefunden, um Flüchtlingen das An- und Zurechtkommen im Ort leichter zu machen. Der Garten ist deshalb wichtig, weil er ein Stück weit Selbstbestimmtheit garantiert: Mit dem, was die Flüchtlinge anbauen, können sie sich teilweise selbst versorgen. Das Saatgut und ein paar gebrauchte Gartengeräte wurden gespendet. Doch das Angebot ist umfassend. Bei Kunsttherapeutin Anuschka Rausch im Atelier, direkt gegenüber der Gemeinschaftsunterkunft, trifft sich regelmäßig eine Mädchengruppe und hat mit Malen angefangen. „Ich arbeite schon lange mit schwersttraumatisierten Mädchen“, erzählt sie. Inzwischen macht sie auch die Hausaufgaben mit ihnen. Und keines der sieben- bis elfjährigen Mädchen konnte schwimmen. Also hat Anuschka Rausch mithilfe der örtlichen Deutschen Lebensrettungsgesellschaft einen Schwimmkurs organisiert. Um die notwendige Schwimmbekleidung zu organisieren, haben die Mädchen ein großes Bild gemalt, das von der der Filiale eines Drogeriemarktes gegen Badesachen getauscht wurde. „Einige können sich jetzt gut über Wasser halten.“ Auch Martina Rohnacher, Mitglied im Sportverein Langensteinbach, engagiert sich. Sie bietet Turnen für Mädchen an. Meist stammen die 7- bis 13-Jährigen aus Syrien. „Inzwischen sind aber zehn Jungs dabei.“ Zwei junge Iraner haben in ihrer Heimat im Leistungsteam mitgeturnt. Der RTA übernimmt die Hallenkosten für die wöchentliche Turnstunde. Um Behördengänge, vor allem aber Sprachunterricht kümmert sich Claus Dannin. „Man fängt ganz trivial mit dem Alphabet an“, erläutert er seine Methode. Was noch fehlt für die Arbeit, ist ein Kopierer. Ansonsten ist die Unterstützung aus der Bevölkerung und von den Unternehmen im Ort groß. Vieles, was gebraucht wird, funktioniert über Spenden. Auf die ehrenamtlichen Helfer hat die Arbeit ebenfalls Auswirkungen. Für die Kunsttherapeutin Anuschka Rausch ist das Thema Heimat nun viel wichtiger geworden. „Man muss sich immer wieder vor Augen halten, dass die Flüchtlinge ihnen nahestehende Menschen zurückgelassen haben, überhaupt ihr bisheriges Leben zurückgelassen haben.“
Die Dankbarkeit der Flüchtlinge entschädigt für alle Mühen
Auch das Thema Menschenrechte sei für sie wichtiger geworden, fügt sie hinzu. Das sei alles nicht so selbstverständlich, „gerade, wenn es um die Rechte der Frauen geht“, fügt sie hinzu. Die Hilfe, die sie in Langensteinbach erfahren, kommt gut an. „Das Maß an Dankbarkeit entschädigt für alles an Mühen, die man hat“, sagt Claus Dannin. Sabine Meglio, seit März 2016 Ehrenamtskoordinatorin in Karlsbad, betont die Bedeutung der Patenschaften. „Sie laufen im Hintergrund mit, helfen aber den Menschen nachhaltig beim Zurechtfinden hier.“ Oft werde eine Patenschaft zum Selbstläufer zwischen den Beteiligten.

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