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Etwas tun, damit die Menschen nicht fliehen müssen

Staatsanzeiger: Ausgabe 6/2017
Von: Haußmann, Daniela 

Projekt 62: Filderstadt Kategorie 3

Linsen, Rosinen, Tee, Kaffee, Tassen, Kannen, Körbe – der Eine-Welt-Laden in Filderstadt hat allerhand zu bieten. Wer in der Rosenstraße 36 einkaufen geht, leistet einen Beitrag zu sozialer Gerechtigkeit, menschenwürdigen Arbeitsbedingungen und kostendeckenden Mindestpreisen für Erzeuger in Entwicklungsländern. Filderstadt. Hannelore Moll macht sich für den fairen Handel stark. „Denn er hilft, Armut durch gerechte Preise sowie langfristige und verlässliche Lieferverträge zu überwinden“, betont die Chefin des Ökumenischen Arbeitskreises Eine Welt Filderstadt (ÖAK).
Faire Beschaffung ist in Filderstadt in einer Dienstanweisung geregelt
Ob für Produkte aus Landwirtschaft, Handwerk oder Industrie – die Betriebswirtin, die viele Jahre in der Entwicklungshilfe tätig war, findet es wichtig, dass Erzeuger in Entwicklungsländern einen Mindestpreis für ihre Güter erhalten. „Trotz niedriger Weltmarktpreise erhalten sie so ein höheres und verlässlicheres Einkommen“, erklärt Hannelore Moll, die überzeugt ist, dass „den Menschen vor Ort damit ein besseres und zufriedeneres Leben ermöglicht wird, ohne dass sie den gefahrvollen Weg über das Mittelmeer nach Europa suchen müssen, um der Armut zu entkommen“. Hannes Lauer vom Umweltreferat der Stadt erzählt, dass die Verwaltung die Bemühungen und Ziele des ÖAK nachhaltig unterstützt: „Bei unseren Veranstaltungen wird nur fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt.“ Und seit etwa 2011 gebe es eine Dienstanweisung „faire Beschaffung“. Die Aktivitäten des ÖAK reichen weit über den 1990 gegründeten Eine-Welt-Laden hinaus. Informationsveranstaltungen, in denen Wissenswertes über die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen im Süden weitergegeben wird, helfen, für entwicklungspolitische Themen zu sensibilisieren. „Schülern wird das Grundprinzip dieser besonderen Handelsform vermittelt“, sagt die ÖAK-Vorsitzende. An Ostern, zu Weihnachten oder anlässlich ihres regelmäßig stattfindenden Sommerfestes verkaufen die Schüler des Eduard-Spranger-Gymnasiums Waren aus dem Weltladen. Die Bildungseinrichtung verfügt sogar über eine Arbeitsgruppe „Fairer Handel“ und in ihrer Kantine werden entsprechende Produkte angeboten. Für Moll ein Beweis dafür, dass die Botschaft von einem gerechteren und nachhaltigeren Konsum Kreise zieht. Das Gymnasium wurde von der Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg als Fairtrade School ausgezeichnet. Zwischenzeitlich gibt es in Filderstadt auch einige Gastronomiebetriebe, die fair gehandelte Produkte verwenden beziehungsweise ausschenken. Seit 2013 organisiert der ÖAK mit Unterstützung aus dem Rathaus eine jährlich stattfindende „Filderstädter Faire Woche“. „Verkostungen und Mitmachaktionen auf den Marktplätzen der Teilorte, aber auch Vorträge schaffen“, laut Hannes Lauer, „in der Bevölkerung ein Bewusstsein, einen Beitrag zur Verringerung des Nord-Süd-Gefälles zu leisten.“ Armut zu lindern, nachhaltige Entwicklung zu fördern und Chancen für Hersteller zu ermöglichen, die wirtschaftlich benachteiligt sind oder vom bestehenden Handelssystem an den Rand gedrängt werden, geht nach Ansicht von Moll alle an. „Ein Beispiel sind die Hähnchenfleischexporte nach Afrika. In der Regel handelt es sich um Reste aus der heimischen Produktion, die beim europäischen Verbraucher nicht gut ankommen“, erklärt Moll. „Das Fleisch wird in Afrika so billig verkauft, dass dortige Landwirte pleitegehen. Mancher entscheidet sich in seiner Not dann dafür, seine Heimat zu verlassen.“
Hannelore Moll will für Folgen von Konsumverhalten sensibilisieren
Für die ÖAK-Vorsitzende wird daran deutlich, welche Auswirkungen das Konsumverhalten in Ländern mit hohen Lebensstandards im globalen Kontext nach sich zieht. Umso wichtiger ist es für Moll, Aufklärungsarbeit zu leisten. Im Juni 2015 wurde Filderstadt als „Fairtrade-Town“ ausgezeichnet. Für die ÖAK-Vorsitzende und ihre Mitstreiter ein Ansporn, weiter am Ball zu bleiben.

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