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Ehrenamtliche Hilfe, professionell organisiert

Staatsanzeiger: Ausgabe 9/2017
Von: Dischinger, Marcus 

Projekt 68: Walzbachtal Kategorie 2

Ehrenamtliche Hilfe für Flüchtlinge will gut koordiniert sein, wenn sie wirken soll. In Walzbachtal soll eine Kommunikationsplattform entstehen, auf der sich die Helfer besser austauschen können. Auch wer Einrichtungsgegenstände oder anderes sucht, wird hier in Zukunft schneller fündig.

Walzbachtal. Das Fachwerkensemble des Wössinger Hofes in Walzbachtal diente als Kulisse für das Sommerfest Mitte September des vergangenen Jahres. Ein Sommerfest im Innenhof, bei dem es besonders bunt zuging – in jeder Hinsicht. Musik und Essen gab es in großer Vielfalt. Menschen auch. Es ist eine Veranstaltung der Flüchtlingshilfe Walzbachtal (Kreis Karlsruhe). Dort gibt es eine vergleichsweise kleine Gemeinschaftsunterkunft, in der seit 2015 rund 30 Flüchtlinge, zumeist aus Syrien, Afghanistan und Kosovo, untergebracht sind. Hinzu kommen 55 Personen in der Anschlussunterbringung, die in den beiden Ortsteilen in mehreren Wohnungen leben. Walzbachtal hat rund 9500 Einwohner.

Viele hatten zur selben Zeit das Gefühl, helfen zu müssen

Und mit der Ankunft der Menschen sind auch schon die ersten ehrenamtlichen Helfer am Start. Schnell entstehen Interessengruppen: Wie begrüßt man die Menschen? Welche Aufgaben gibt es? Was ist zu tun? Mit der Hausaufgabenbetreuung für die Kinder geht es im April und Mai 2015 los. Weitere Gruppen kommen dazu: Die „Flüchtlingshilfe Walzbachtal“ ist – wie in vielen anderen Orten auch – entstanden, weil viele Menschen zur selben Zeit das Gefühl hatten, helfen zu müssen.

Doch eine Struktur musste gefunden werden, um die viele ehrenamtliche Unterstützung kanalisieren zu können. Nach einem Jahr, im Sommer 2016, existieren immerhin acht unterschiedliche Gruppen. „Patenschaften“, „Sprachunterricht“, „Fahrradwerkstatt“ und „Spendenhilfe“ heißen einige davon. „Es gab Überlegungen, einen Verein zu gründen“, erinnert sich Daniela Linke von der Flüchtlingshilfe. Doch davon haben die Ehrenamtlichen dann Abstand genommen. Stattdessen existiert für jede Gruppe ein Sprecher, und diese Sprecher treffen sich einmal im Monat, um die Unterstützung für die Flüchtlinge und die Hilfe aus der Bevölkerung zu koordinieren.

Detlef Brandstädter beispielsweise ist für die Fahrradwerkstatt zuständig. „Fahrräder sind mein Hobby“, sagt er. Die gebrauchten Fahrräder, die er aus der Bevölkerung bekommt, bringt er in einer privaten Garage auf Vordermann und verkauft sie zum Preis von 10 bis 40 Euro an die Flüchtlinge weiter. Vom Erlös werden neue Ersatzteile für weitere Räder gekauft. Jutta Dittus verantwortet den Bereich „Begleitung“. Sie finde es sehr wichtig, dass Kontakte entstehen. Sie bevorzugt den Begriff Begleitung statt Patenschaften. „Das schreckt eher ab und klingt nach Verpflichtung“, meint sie.

Jetzt ist geplant, eine Kommunikationsplattform aufzubauen. „Sie soll zum einen nach außen zeigen, was wir tun, aber auch intern die Möglichkeit geben, sich einfacher auszutauschen“, erläutert Linke die Idee. So soll es möglich sein, besser auf neue Bedürfnisse aufseiten der Flüchtlinge reagieren zu können. Das könnte auch nützlich sein, wenn ein Flüchtling in die Anschlussunterbringung aufgenommen wird und nun ein Bett gebraucht wird. Auf der Plattform kann man das schneller und breiter streuen. „Wir wissen, dass regionale Internetseiten sehr gut angenommen werden“, macht Linke deutlich.

Auf der Plattform erfährt man, was gebraucht wird – und was nicht

Anders kann auch kommuniziert werden, was gerade nicht benötigt werde, denn Lagerräume haben die Engagierten der Flüchtlingshilfe nicht. „Das frustriert so manchen Bürger, der etwas beisteuern will“, ergänzt sie. Letztlich sei die Plattform auch für den Erfahrungsaustausch unter den Helfern geeignet. „Damit nicht jeder, der eine neue Aufgabe übernimmt, bei null anfangen muss“, wirft Dittus ein. Auch die Verwaltung habe großes Interesse an der Plattform, sagt Beate Platz, die Integrationsbeauftragte der Gemeinde Walzbachtal. Beispielsweise dann, wenn es Bedarf an Wohnungen für Anschlussunterbringungen gebe. Die Kommunikation werde dadurch sehr erleichtert.


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