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Andere Sprache und andere Vorstellungen von Pünktlichkeit

Staatsanzeiger: Ausgabe 10/2017
Von: Heiland, Simone 

Kategorie 2

Zeitgleich mit der Ankunft der ersten Flüchtlinge Mitte 2014 wurde i der Freundeskreis Asyl Giengen an der Brenz gegründet. Hier bieten Ehrenamtliche in vielfältiger Weise ihre Hilfe an, doch schnellen Entscheidungen steht oftmals die Bürokratie im Wege. GIENGEN. Vor zwei Jahren trafen die ersten Flüchtlinge in Giengen (Kreis Heidenheim) ein. Heute sind es etwa 350, die in der 19 400 Einwohner zählenden Stadt an der Brenz eine Heimat auf Zeit gefunden haben. Im Freundeskreis Asyl Giengen an der Brenz (FKAG) haben sich rund 50 Ehrenamtliche zusammengefunden. Sie kümmern sich um die Belange der Flüchtlinge und versuchen sie mit viel Herzblut, großem Engagement und einem gut funktionierenden Netzwerk in die Gemeinschaft zu integrieren. Wie überall stellen auch in Giengen fehlende Sprachkenntnisse die größte Hürde dar. „Und Pünktlichkeit“, sagt FKAG-Sprecherin Martina Stark. „Da stoßen wir immer wieder an unsere Grenzen.“ Das ist jedoch kein Grund, zu verzagen. Das Angebot des Freundeskreises ist groß. Es reicht von Kinderbetreuung, Hilfe bei Behördengängen, einer Kleiderkammer, für die stetig Kleidung, Hausrat und Heimtextilien gesucht werden, über Fahrdienste und einen Tanzkreis für traumatisierte Frauen, Beratungsgespräche und eine eigene Website bis hin zur Hilfe bei der Wohnungssuche und beim Umzug.
Probleme werden vor Ort in den Gemeinschaftsunterkünften gelöst
Zurzeit gibt es in Giengen fünf Gemeinschaftsunterkünfte. Jede einzelne wird von mehreren Personen betreut. Dabei werden Probleme vor Ort besprochen und soweit möglich auch gleich gelöst. Das geschieht oft in Kooperation mit der Wohnheimleitung oder der sozialpädagogischen Betreuung des Landratsamts. Sofern nötig, werde weitere Hilfe vermittelt, so Martina Stark. Sie beklagt ein wenig, dass vielfach Gesetze im Weg stehen und sich Antworten auf drängende Fragen über Wochen und Monate hinziehen. „Es gibt so viele gesetzliche Vorgaben. Man kann dann nur abwarten, und das ist manchmal sehr frustrierend“, sagt sie. „Der ganze Apparat läuft zu langsam.“ Im Rahmen eines Förderprojekts des Landes Baden-Württemberg „Gemeinsam in Vielfalt“ konnten von der Stadt Giengen Räumlichkeiten angemietet werden, die über den eigentlichen Förderzeitraum hinaus weiter genutzt werden dürfen. Der Freundeskreis bietet hier zum Beispiel einmal pro Woche eine Beratungsstunde zu allen Fragen des Lebens und des Alltags an.
Projektarbeit soll das gegenseitige Verständnis fördern
Zwei weitere, ebenfalls vom Sozialministerium unterstützte Projekte befinden sich gerade in der Umsetzung: Im Förderprojekt „Ehrensache“ sollte mit den Flüchtlingen eine Interessensvertretung aufgebaut werden, die über ein eigenes Budget verfügen und als Ansprechpartner sowohl für andere Flüchtlinge als auch für den Freundeskreis und Behörden fungieren sollte. Entsprechende Schulungen und Workshops wären dem vorausgegangen. Doch mangels Interesse wurde das Projekt zunächst ad acta gelegt. Mehr Anklang findet das Projekt „WeWeWe“ der BW-Stiftung („Willkommen in Baden-Württemberg“). Es wird bereits praktiziert. Kleine Teams aus Flüchtlingen und Helfern erarbeiten kurze Vorträge rund um das Thema Flucht. Dabei werde nicht nur die deutsche Sprache trainiert, erläutert Martina Stark die Idee. Die Flüchtlinge sollen ihre Unsicherheit etwa in Bewerbungsgesprächen abbauen. Und für die Zuhörer sei es interessant, Informationen über die Flüchtlinge und ihre Beweggründe, die Heimat zu verlassen, aus erster Hand zu erhalten. Das baut mögliche Vorurteile ab. Auf beiden Seiten.
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Weitere Informationen über die Arbeit des Freundeskreises Asyl Giengen an der Brenz finden Sie unter: www.fka-giengen.de

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