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Über Kontaktbörse Wunschgroßeltern finden

Staatsanzeiger: Ausgabe 11/2017
Von: Haußmann, Daniela 

Kategorie 3

Jung und alt zusammenzubringen, das gelang in Filderstadt mit einer Oma-Opa-Wunschbörse, die die Stadtverwaltung ins Leben gerufen hat. Sie hat Familien, die für ihre Kinder den Kontakt zur älteren Generation suchen und rüstige, vitale Menschen, die Freude an Kindern haben, zusammengebracht. Filderstadt. Spielen, backen, kochen, die Welt entdecken und spannenden Geschichten lauschen – wenn Gerhard Weinmann und Tim (Name anonymisiert) sich treffen, kommt keine Langeweile auf. Der Schüler und sein Wunschopa verbringen jeden Montag Zeit miteinander und haben jede Menge Spaß. Kennengelernt haben sich beide vor fünf Jahren auf einer Oma-Opa-Wunschbörse der Stadtverwaltung Filderstadt (Landkreis Esslingen). „Eine tolle Sache“, fand Gerhard Weinmann, als er 2011 im Amtsblatt die Anzeige sah. Seine Enkel sind in Indien. Einmal im Jahr besucht er sie. Viel Zeit kann er mit ihnen nicht verbringen.
Eine Voraussetzung ist Vorlage des polizeilichen Führungszeugnisses
„Gerade weil ich sie nicht regelmäßig sehe, wünschte ich mir Kontakt zur jüngeren Generation“, sagt der Rentner. Daher engagierte er sich als Wunschgroßvater im Rahmen einer Wahlverwandtschaft. Dafür musste der 66-Jährige bei der Verwaltung ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Ein kleiner Aufwand für eine sinnvolle und erfüllende Aufgabe. „Schließlich bin ich fit und habe Zeit“, lacht Gerhard Weinmann und betont: „Ich habe selbst Kinder großgezogen und mich über 30 Jahre in der kirchlichen Kinder-und Jugendarbeit engagiert. Also dachte ich mir, dass ich die notwendigen Voraussetzungen und Erfahrungen mitbringe.“ Was Tim auch auf dem Herzen hat, sein Wunschopa hat stets ein offenes Ohr für ihn. „Einmal hab ich im Unterricht zu viel geredet“, schmunzelt der Elfjährige. „Der Lehrer hat mich mehrmals ermahnt. Weil ich nicht aufhörte, musste ich eine Strafarbeit machen.“ Schön sei das nicht gewesen, aber sein Wahlgroßvater habe ihn getröstet. „Alles war dann gar nicht mehr so schlimm“, erinnert sich der Gymnasiast.
Wunschgroßeltern sind weder Babysitter noch Haushaltshilfe
Tim hat einen Großvater, aber der ist 93 Jahre alt. Viel unternehmen kann er daher nicht mit ihm. Umso mehr freut er sich, dass er seinen Wunschopa gefunden hat. „Als wir uns zum ersten Mal trafen, war ich ziemlich schüchtern“, berichtet der Schüler, dessen Mutter bei den ersten Treffen dabei war. „Wir gingen zu dritt einkaufen, saßen zusammen und unterhielten uns“, erzählt Tim. „So haben wir uns ziemlich gut und schnell kennengelernt.“ Die Mutter des Elfjährigen, Anne Marquardt (Name anonymisiert), freut sich, dass Gerhard Weinmann in gewisser Weise ein Teil der Familie geworden ist. Ihr Sohn habe so regelmäßig Kontakt zu einem älteren Menschen. Wunschgroßeltern sind weder Babysitter noch Haushaltshilfe oder Ganztagesbetreuung, betont Jutta Grillhiesl vom Referat für Bürgerbeteiligung und Chancengleichheit der Stadt Filderstadt. Bei der Börse, die bis Juli 2016 bestand, ging es darum, Familien, die für ihre Kinder den Kontakt zur älteren Generation suchen, und rüstige, vitale Menschen, die Freude an Kindern haben, zusammenzubringen. Für Anne Marquardt ein erstklassiges Angebot. Schade findet die 54-Jährige lediglich, dass das Interesse der Senioren an der Wunsch-Oma-Opa-Börse sehr gering ausfiel und das Angebot aus diesem Grund im Juli 2016 wieder eingestellt wurde. „Die Zahl der Alleinerziehenden steigt, immer öfter leben die Großeltern weit weg und manche bekommen erst spät Kinder, was dazu führt, dass Oma und Opa schon älter und vielleicht verstorben sind“, sagt Anne Marquart. Sie ist überzeugt, dass eine solche Wahlverwandtschaft auch das Leben der Senioren bereichert. „Die sozialen Kontakte, die entstehen, wirken beispielsweise einer Vereinsamung entgegen“, so Marquardt. Auch Gerhard Weinmann bedauert, dass nur wenige Senioren Interesse zeigten. „Ich denke, dass manche schon Sorge hatten, dass während der gemeinsamen Zeit etwas passieren kann, dass das Ganze in eine Art Betreuungsverhältnis umschlägt oder dass es Unstimmigkeiten darüber gibt, was das Kind darf oder nicht“, meint der Rentner. „Um das zu vermeiden, spreche ich mich mit Tims Eltern ab.“ Probleme hat es in den vergangenen fünf Jahren nie gegeben.

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