Karlsruhe. „Eine Notsituation war das“, sagt Dankwart von Loeper von der Arbeitsgemeinschaft Flüchtlingshilfe Karlsruhe, wenn er an die Situation im Sommer 2015 zurückdenkt. In Karlsruhe kamen damals zeitweise wöchentlich mehrere Tausend Menschen an, „die stundenlang in der Hitze standen, Babys, die ohne Nahrung waren, und lebensnotwendige Dinge einfach fehlten“, berichtet der Verleger. „Wir konnten das einfach nicht zulassen“, fügt er hinzu.
Schnell fanden sich allerdings auch Bürger zusammen, die helfen wollten. Hilfreich dabei war ein schon bestehendes Netzwerk, das sich durch den Verein „Menschenrechtszentrum“ gebildet hat. Die Einrichtung liegt nahe bei der Landeserstaufnahmestelle und hilft Flüchtlingen bereits seit vielen Jahren bei den ersten Schritten nach ihrer Ankunft.
Auch Dankwart von Loeper engagiert sich schon lange dort. Er erinnert sich an eine Situation vor 30 Jahren. „Damals wollten wir in die Aufnahmestelle reinschauen, das waren noch richtige Baracken, es wurde uns nicht erlaubt.“
Viele Jahre hat er die Flüchtlinge durch Beratung in formalen Angelegenheiten unterstützt – zuerst in einem umgebauten Krankenwagen, später dann im Menschenrechtszentrum. Insgesamt sind dort zwölf Vereine mit unterschiedlichem Fokus aktiv. Man teilt sich die Büros. Die große Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung im Sommer 2015 hat selbst Dankwart von Loeper überrascht. Es kamen Spenden über Spenden.
Kurzerhand wurde eine ausgediente alte Halle auf dem Alten- Schlachthof-Gelände neben dem Menschenrechtszentrum genutzt, um all die Dinge zu sortieren, die gebracht wurden, und wieder an die Flüchtlinge weiterzugeben. „Da war fast schon eine Euphorie“, erzählt er, „und wir haben uns sehr darüber gefreut.“
Er erinnere sich daran, dass ein neun Jahre altes Kind jeden Samstag mitgeholfen habe, die älteste ihm bekannte Person sei 90 Jahre alt gewesen. Selbstverständlich gehe es ebenfalls um Nachhaltigkeit bei der Hilfe.
Es sei eine große Aufgabe, eine so hohe Zahl von Freiwilligen zu koordinieren, und das sei ehrenamtlich fast nicht zu leisten. Insgesamt etwa 600 Aktive gebe es.
Auf der anderen Seite betont von Loeper, man müsse Vertrauen zu den Flüchtlingen aufbauen. „Würden sie Kleider anziehen, die ihnen irgendjemand gibt?“, fragt er. „Doch nur im äußersten Notfall“, antwortet er selbst. Die Geflüchteten hätten Dinge erlebt, die nur schwer zu ertragen seien, und keinen Raum, um zu sich zu kommen. „Das war für mich persönlich das Schwierigste bei all dem“, sagt er.
Dass aus der Arbeitsgemeinschaft sogar ein Verein werden könnte, war lange Zeit kein Thema. Jetzt entwickle es sich aber doch in dieser Richtung, betont der ehrenamtliche Helfer. Man wolle die Arbeit verstetigen und auch politisch Flagge zeigen in der Stadt. Und mit dem Verein wolle man den Fokus überdies auf die Qualität der Hilfe lenken.
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