Regierung will pädagogische Hochschulen nicht abschaffen

10.04.2013 
Redaktion
 

Stuttgart. Die pädagogischen Hochschulen (PH) sollen auch nach der von Grün-Rot geplanten Bildungsreform ein Markenzeichen von Baden-Württemberg bleiben. „Die Abschaffung der PHs steht nicht zur Debatte“, sagte Stefan Fulst-Blei (SPD) am Mittwoch in der von der FDP beantragten aktuellen Debatte „Hilfe, ich bin Lehrer - holt mich hier raus! - die grün-rote Bildungspolitik mit ihrem geplanten Einheitslehrer erneut auf Abwegen“ im Landtag. Fulst-Blei reagierte damit auf Vorwürfe der Opposition, im Zuge der Reform der Lehrerausbildung würden nicht allein „Einheitslehrer“ eingeführt, sondern auch die Pädagogischen Hochschulen abgeschafft.

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) und Kultusminister Andreas Stoch (SPD) kündigten eine umfassende Diskussion über ein entsprechendes Gutachten einer Experten-Kommission an. „Es gibt keine Vorfestlegungen“, beteuerte Stoch. Ebenso wie Bauer verwies er auf eine am 7. Mai geplante Anhörung und Fachtagung zur den Vorschlägen der Bildungswissenschaftler. Nach der Vorlage der Empfehlungen folge nun die Phase der Bewertung und Debatte. „Bis Sommer werden wir im Kabinett entscheiden, wie wir mit den Empfehlungen umgehen“, erklärte Bauer. 

FDP: Landesregierung zerschlägt erfolgreiches Bildungssystem

Der FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Rülke hatte zuvor die geplante Reform der Lehrerausbildung aus „Murks“ und „Quatsch“ und die Bildungspolitik von Grün-Rot als „Chaos“ kritisiert. Die Landesregierung zerschlage ein erfolgreiches Bildungssystem; damit werde auch der Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg gefährdet. Er warf Grün-Rot vor, alles aus dem Weg räumen zu wollen, was dem „Ziel der grünen Einheitsschule im Wege steht“. Eine einzige Ausbildung für alle weiterführenden Schulen, wie sie von einer Expertenkommission vorgeschlagen worden war, werde den unterschiedlichen Anforderungen an Lehrer nicht gerecht. „Am Ende leidet die fachliche Kompetenz des Gymnasiallehrers wie die pädagogische Kompetenz des Sonderschullehrers“, sagte Rülke. Er warf der Regierung vor, mit dem „Einheitslehrer“ das Gymnasium zugunsten von „Einheitsschulen“ abschaffen zu wollen.

Aus Sicht der CDU-Abgeordneten Sabine Kurtz verfolgt Grün-Rot das Ziel, dass „alle Lehrer alles können sollen“. Für die Schaffung von Einheitslehrern gebe sich die CDU-Fraktion nicht her. Dafür sei das Thema „zu ernst“. Sie räumte ein, dass sich in einer veränderten Gesellschaft auch die Lehrerausbildung ändern müsse. „Wir brauchen unterschiedlich ausgebildete Lehrer, deren Beruf attraktiver und deren Image verbessert werden muss“, sagte Kurtz. In diesem Zusammenhang bezeichnete sie die von der Regierung vorgenommene Absenkung der Eingangsbesoldung für Junglehrer als „kontraproduktiv“.

Experten haben Lehrerausbildung untersucht

Das Expertenpapier sollte die Lehrerausbildung in Baden-Württemberg untersuchen und Reformvorschläge unterbreiten, erklärte Siegfried Lehmann (Grüne). Das Land brauche Antworten auf die veränderten Rahmenbedingungen. Er versprach, Grün-Rot werde im Zuge der Reformen die pädagogischen Hochschulen und Universitäten stärken und vor allem die Grundschullehrer aufwerten. Auch Helen Heberer (SPD) wies auf die ständig veränderten Aufgaben für die Lehrer hin. „Eine Weiterbildung in der Lehrerausbildung ist notwendig“, sagte sie. Fachlichkeit und pädagogische Kompetenz müssten im Mittelpunkt stehen. Deshalb werde der Ideen-Katalog ausgiebig reflektiert und diskutiert. „Wir nehmen keine Ergebnisse vorweg“, versprach Heberer und kündigte an: Künftig werde die Ausbildung an Schulstufen und nicht an Schularten ausgerichtet. Mit Ernst und Respekt werde die Umsetzung erörtert.

Wissenschaftsministerin Bauer lobte die „guten Schulen und guten Lehrer“ in Baden-Württemberg. Zur optimalen Förderung der Schüler müsse aber die Lehrerausbildung weiter entwickelt werden. „Die Unterschiedlichkeit der Lehrer hat zugenommen“, berichtete Bauer. Das Land brauche ein gerechtes und leistungsstarkes Bildungssystem, in dem alle Talente gepflegt würden und optimal auf Schüler eingegangen werde. Ziel der Regierung sei es, Lehrer besser auf die Schule vorzubereiten, die pädagogischen Hochschulen und Universitäten besser zusammenzuführen, Schulstrukturen zu überprüfen und die bundesweite Anschlussfähigkeit sicherzustellen. Grün-Rot wolle die Lehrer „auf den gleichen Stand bringen“.

Kultusminister Stoch kritisierte die Opposition: Debatten über Lehrerbildung würden sich nicht für „Schlammschlachten und Schaumschlägereien“ eignen. FDP und CDU gingen „unflätig“ mit hochrangigen Wissenschaftlern um. Den Vorwurf der Abschaffung der pädagogischen Hochschulen sei absurd. Er rief alle Fraktionen auf, sich an den Anhörungen zu beteiligen.


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