Misstöne bei Diskussion über das Musikland Baden-Württemberg

10.06.2015 
Redaktion
 

Stuttgart. Harmonischer Einklang bei Grün-Rot, Misstöne aus den Oppositionsreihen – so wurde im Landtag am Mittwoch der Zustand im Musikland Baden-Württemberg beurteilt. Sabine Kurtz (CDU) haute ordentlich auf die Pauke und warf der Landesregierung vor, die Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur sowie dem Kultusministerium funktioniere überhaupt nicht.

In den Schulen würden massiv Stunden für Chöre, Orchester und Musik-AG gestrichen; Sport sei von Grün-Rot im Rahmen der Ganztagesschulen „massiv bevorzugt“ worden gegenüber der Musik. Dies bezeichnete sie als „Ungleichbehandlung der Musikverbände“. Auch Friedrich Bullinger (FDP) sprach sich für eine Wahlfreiheit aus: In die Ganztagesschulen müsse „auch Musik mit reinkommen“ und nicht nur Sport.

„Viel Porzellan zerschlagen“

„Baden-Württemberg droht auf bildungskulturelles Mittelmaß abzusinken“, befürchtete die CDU-Abgeordnete Kurtz und bezog sich dabei auf ein Zitat von Christan Höppner, der Vorsitzender des Deutschen Musikrats ist. Dessen Vereinigung hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) den „gordischen Knoten des Musiklebens“ verliehen. Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne) habe zudem mit ihren Reform- und Kürzungsplänen bei den Musikhochschulen „viel Porzellan zerschlagen“. Das Musikland Baden-Württemberg sei durch die planlose Politik der Landesregierung gefährdet.

Solche Kritik bezeichnete Manfred Kern (Grüne) als „hanebüchen“. Seit 2011 habe Grün-Rot die Mittel für Musik erhöht und die Bedingungen verbessert. „Der Landesregierung ist Kunst und Musik etwas wert“, konstatierte er. Baden-Württemberg sei und bleibe ein Musikland.  Auch Helen Heberer (SPD)  konnte die CDU-Kritik nicht nachvollziehen. Landesweit werde in der ganzen Bandbreite musiziert, von klassisch bis zeitgenössisch und modern. Im Doppel-Haushalt 2015/16 seien die Mittel um 7 Prozent erhöht worden, das Land fördere gerade die 6500 Vereine der Amateurmusik mit ihren mehr als 450 000 Sängerinnen und Sänger.

„Wir arbeiten hervorragend zusammen“

Kunst-Staatssekretär Jürgen Walter (Grüne) reagierte sauer auf die Kritik der Opposition. Die Förderung der Musik durch das Land sei wohl bei einigen hier nicht angekommen, mokierte er sich und blies zum Gegenangriff: Schließlich hätten CDU und FDP 2004 die Musikförderung in Rasenmähermanier um 10 Prozent gekürzt. Auch Kunst- und Kultusministerium agierten als Duett perfekt: „Wir arbeiten hervorragend zusammen.“ Musik sei als künstlerische Ausdrucksform omnipräsent und wirke in alle anderen Kunstformen hinein.

Nach den Worten Walters hat Grün-Rot den „langjährigen Stillstand bei den Vorgängerregierungen beendet“ und die Förderung in allen Bereichen erhöht. Aus dem 100 Millionen Euro umfassenden Investitionsprogramm der Landesregierungen seien 12 Millionen Euro für Kunst und Kultus und damit auch für Musik vorgesehen. Daneben sei die Jazz-Förderung „drastisch erhöht“ worden – auch Orchester, Ensembles, Festivals und Akademien hätten seit 2011 höhere Zuschüsse erhalten. Besser gefördert wurden auch die Musikschulen mit ihren 208 000 Schülern und mehr als 8000 Lehrkräften.


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