IHRINGEN. Benedikt Eckerle (parteilos) ist seit Dezember 2017 Bürgermeister der Gemeinde Ihringen am Kaiserstuhl. Nach seinem Abschluss an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl arbeitete er zunächst für zweieinhalb Jahre im Haupt- und Personalamt sowie in der Kämmerei der Stadt Freiburg, bevor er dann in Ihringen bereits im ersten Wahlgang zum Bürgermeister gewählt wurde. Zum Zeitpunkt seiner Wahl war er 25 Jahre alt und somit einer der jüngsten Bürgermeister in Baden-Württemberg.
Das Amt des Bürgermeisters ist eines der wenigen politischen Ämter, in denen man als direktes Bindeglied zwischen der Bundes- und Landesregierung und den Bürgern gesellschaftlich am meisten bewegen kann. Das finde ich sehr spannend. Zudem bin ich der Meinung, dass auch wir jüngeren Menschen uns politisch engagieren sollten und uns für die Zukunft einsetzen müssen.
Eines der Argumente, welche mir am häufigsten entgegengebracht wurde, war: „Sie sind noch zu jung“. Meine Antwort war immer, dass die Qualifikation für das Amt des Bürgermeisters an kein Alter gebunden ist. Mein Alter macht keine Aussage über mich als Mensch, ob ich für das Amt geeignet bin oder nicht. Zudem habe ich betont, dass mit jedem Jahr, welches ich im Amt wäre, dieses Argument weniger gewichtig wird.
Nein. Ich bin der Meinung, dass die Zeiten des klassischen Rathauschefs und des autoritären Bürgermeisters vorbei sind. Das Rathaus sehe ich vor diesem Hintergrund als Team und versuche, das auch von oben herab zu leben. Zwar muss ich letztlich die Entscheidung treffen oder dafür geradestehen, trotzdem möchte ich die Mitarbeiter auf dem Weg zur Entscheidungsfindung mitnehmen.
Das Führen von Mitarbeitern ist vermutlich insgesamt eine der wichtigsten Aufgaben. Die wichtigste innerhalb dieser Aufgabe ist vor allem, dass man jedem Mitarbeiter respektvoll begegnet und gleichzeitig eine Kultur schafft, in der Themen offen und direkt angesprochen werden können. Beim Thema Führung merkt man auch relativ schnell, dass manche Mitarbeiter eine etwas „engere Führung“ in Form einer stärkeren Begleitung brauchen. Andere wiederum können „lockerer“ geführt werden. Da gibt’s schon Unterschiede und das ist eigentlich auch die Herausforderung. Ich glaube, es gibt nicht den einen Führungsstil, sondern dieser ist ganz individuell.
Letztlich war das Studium sehr hilfreich. Es trägt dazu bei, dass man sich schneller in diesem Amt zurechtfindet und die Verwaltungsabläufe versteht und kennt. Mindestens genauso hilfreich wie das Studium ist jedoch auch das Netzwerk, welches durch das Studium entsteht. Häufig weiß ich, welcher Studienkollege in dem Bereich arbeitet, zu dem ich gerade eine spezielle Frage habe. Das ist ein sehr großer Vorteil.
Zunächst ist es förderlich, den Rat oder die Meinung von einem aktiven Bürgermeister anzuhören und sich mit ihm über das Amt austauschen. Ein Studienkollege von mir wurde anderthalb Jahre vor mir Bürgermeister. Wir haben uns öfters unterhalten und ab dem Zeitpunkt seiner Wahl habe ich mir selbst ein besseres Bild vom Amt des Bürgermeisters machen können. Meine Entscheidung zu kandidieren, ist somit über ein Jahr lang gereift. Ich finde es wichtig, sich diese Entscheidung reiflich zu überlegen – gegebenenfalls auch je nach familiärer Situation: kann und will ich mich darauf einlassen, wie wichtig ist mir Freizeit und das Privatleben, denn man gibt vieles auf. Dessen muss man sich im Vorfeld bewusst sein. Jedoch ist dieses anspruchsvolle Amt sicherlich eines der spannendsten und schönsten Berufe.
Stand jetzt könnte ich mir definitiv vorstellen, bis zum Ende meines Berufslebens Bürgermeister zu bleiben.
Das Gespräch führten Simone Dilger, Tom Kettenacker, Luisa Koch, Sabrina Pazian und Julia Welle, Studierende der Hochschule für Öffentliche Verwaltung Kehl (Studiengang Public Management, Modul Öffentlichkeitsarbeit). Alle Artikel der Studierenden finden Sie im Überblick.