Ministerium für ländlichen Raum: Hauk setzt auf Bio aus Baden-Württemberg

30.09.2020 
Redaktion
 
Foto: dpa

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STUTTGART. Das Ministerium für ländlichen Raum ist das einzige Ressort, das 2016 mit einem Chef aus der Zeit CDU-geführter Landesregierungen besetzt wurde. Peter Hauk, gelernter Forstwirt, war schon von 2005 bis 2010 Hausherr. Auch deshalb wird von ihm der Spagat zwischen Anschluss an diese Zeit und grün-schwarzer Weiterentwicklung erwartet.

Wie ist es um die versprochene schwarze Tinte in der Politik für den ländlichen Raum bestellt?

Den CDU-Verhandlern war die Rückkehr ins Ministerium für ländlichen Raum (MLR) so wichtig, dass am Ende beim Zugriff auf die einzelnen Häuser sogar auf das Finanz- und das Verkehrsministerium verzichtet wurde. Hauk selber verstand sich als offensiver Gegenspieler zu seinem direkten Nachbarn am Stuttgarter Kernerplatz, Umweltminister Franz Untersteller (Grüne). Nach nur wenigen Monaten im Amt musste Hauk sich von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zurückpfeifen lassen: An Städte und Gemeinden hatte er einen Brief verschickt, wonach im Staatswald nur noch Standorte für Windräder zur Verfügung gestellt werden sollten, die einen Abstand von mindestens 1000 Metern zur Wohnbebauung haben. Später brachte der Minister ein Weiterlaufen von Atomkraftwerken ins Spiel, „wenn wir zehn Jahre früher aus der Kohle aussteigen und die Braunkohleschleudern abschalten“. Und er forcierte die Idee, mehr Kormorane, Biber und vor allem Wölfe jagen zu lassen.

Gibt es eine Annäherung an die Forderungen aus dem Naturschutz?

Erst kürzlich hat Hauk eine Zwischenbilanz der Entwicklung von Brachflächen im Südwesten vorgelegt. Die haben sich seit 2010 verdoppelt und entsprechen mit 30 000 Hektar Brachflächen etwa 42 000 Fußballfeldern. Dies sei wichtig für die Umwelt, so Hauk, und von Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt: „Die Anlage solcher Flächen zeigt, dass die Bauern willens sind, sich für den Erhalt der Artenvielfalt einzusetzen.“ Auch mit dem Nationalpark im Schwarzwald, dessen Einrichtung er in der vergangenen Legislaturperiode scharf kritisierte, hat Hauk seinen Frieden gemacht.

Wie reagiert die Landesregierung insgesamt auf den Zustand des Waldes?

Nach dem Waldzustandsbericht 2019 gibt es große Schäden durch die extreme Hitze und Dürre des Vorjahrs sowie den Baumschädling Borkenkäfer. Im Rheintal fällt die Kiefer auf großen Flächen aus, in weiten des Landes Tannen und Fichten, obendrein ist der Fichtenbestand massiv vom Borkenkäfer geschädigt. Nur noch jeder fünfte Baum ist ungefährdet, 43 Prozent der Waldfläche im Land gilt sogar als deutlich geschädigt.

Aufgelegt ist ein Notfallplan Wald, außerdem hat der Minister die Idee entwickelt, Waldbesitzern 30 Jahre lang Prämien in Höhe von 300 Euro pro Hektar für Aufforstungen zu zahlen. Zugleich muss allerdings erst einmal wissenschaftlich unterfüttert werden, welche Baumarten geeignet sind, um im Klimawandel an den unterschiedlichsten Standorten im Land zu bestehen.

Wie entwickelt sich der Ökolandbau?

Die Bewertung der Bedeutung biologischer Landwirtschaft ist einer der großen Unterschiede zwischen der ersten und der zweiten Amtszeit des 59-jährigen Hauk. Noch 2013, als Grün-Rot den Aktionsplan „Bio aus Baden-Württemberg“ verabschiedete, versuchten Agrarpolitiker aus der CDU-Fraktion die Forderungen nach mehr Bio zu problematisieren. Inzwischen stellt sich auch Hauk hinter das im Zuge der Verhandlungen zum Bienen-Volksbegehren ausgegebene Ziel, bis 2030 mindestens ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch zu bewirtschaften. „Mit einem Zuwachs von beinahe 20 Prozent an ökologisch bewirtschafteter Fläche nimmt Baden-Württemberg im Ländervergleich eine Spitzenstellung ein“, so der Minister.

2019 wurden 14 Prozent der Agrarfläche nach Öko-Kriterien bearbeitet, 2017 waren es knapp zwölf Prozent gewesen. „Die Nachfrage nach regional erzeugten Bio-Lebensmitteln bietet ein großes Potenzial, die ökologische Landwirtschaft in Baden-Württemberg weiter zu stärken“, so Hauk.

Auch die Zahl der Bio-Betriebe ist gestiegen: Sie machten 2018 rund elf Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe aus. Erst kürzlich verlängert wurden auch die Förderungen für die neuen Bio-Musterregionen, in denen alle Beteiligten – Erzeuger, Verarbeiter, Handel und Konsumenten – an einen Tisch gebracht werden. Noch in diesem Jahr sollen drei weitere Regionen in das Programm aufgenommen werden.

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Im nächsten Teil unserer Bilanz geht es um das Sozialministerium.

Was im Koalitionsvertrag steht:
„Wir brauchen die biologische Vielfalt als Lebensgrundlage, denn sie ist die Basis für unsere Ernährung, für fruchtbare Böden, den Wasserhaushalt und das Klima. All diese Aspekte sind die Voraussetzung für gutes Leben und erfolgreiches Wirtschaften.“ Die Naturschutzstrategie des Landes „greift diese Aspekte auf und enthält Maßnahmen, um die erforderlichen Naturschutzziele zu erreichen. Das Land hat einen wichtigen Beitrag zu dem Ziel der internationalen Staatengemeinschaft geleistet, den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2020 zu stoppen.“


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