Katharina Pawlowna (1788 bis 1819)
Katharina Pawlowna (1788 bis 1819)

Eine königliche Sparkassengründerin

Dass sich eine Königin persönlich um das Bankwesen in ihrem Land kümmert, erscheint auf den ersten Blick ungewöhnlich. Ungewöhnlich sind aber auch die Zeiten, in denen Königin Katharina an der Seite ihres zweiten Gemahls König Wilhelm I. in Württemberg regiert.

Das Königreich Württemberg erlebt nach zwei ohnehin schwierigen unruhigen Jahrzehnten, in denen es immer wieder Missernten und Fehlherbste gegeben hat, im Jahr 1816 eine der schlimmsten Krisen seiner Geschichte. In Mitteleuropa kommt es 1816 zu einem Jahr ohne Sommer, da die Sonne von der Aschewolke eines Vulkanausbruchs in Indonesien verdüstert wird. Regenfälle lassen die Ernte verfaulen, es kommt zu einer furchtbaren Hungersnot, die Preise für Lebensmittel steigen und steigen. Dabei hat erst im Januar 1816 Kronprinz Friedrich Wilhelm in St. Petersburg seine Cousine, die Großfürstin Katharina, geheiratet. Die jung verwitwete Frau ist eine Romanowa und stammt aus einem der mächtigsten Herrscherhäuser Europas.

Kronprinzessin Katharina sieht nicht nur gut aus, sondern sie ist auch gebildet, vielseitig interessiert und möchte in ihrem neuen Land etwas bewirken. Die Gelegenheit kommt rascher als gedacht. Im Oktober 1816 stirbt unvermutet König Friedrich von Württemberg, und sein Sohn tritt als König Wilhelm die Nachfolge an. Katharina ist nun Königin und widmet sich mit großer Tatkraft den Problemen im Königreich Württemberg.

In der schweren Not gibt es viel zu tun. Königin Katharina engagiert sich weniger für einzelne Aktionen, sondern setzt auf institutionelle Änderungen. Sie will die alten Strukturen aufbrechen und moderne Einrichtungen schaffen. So gründet sie einen Zentralen Wohltätigkeitsverein Und regt die Gründung eines Landwirtschaftlichen Instituts in Hohenheim an.

Die Menschen sind überglücklich, als 1817 wieder eine ordentliche Ernte eingefahren werden kann. Aber Fachleute wie Johann Heinrich Cotta weisen die Königin darauf hin, dass vor allem die Kreditwirtschaft im Argen liegt. Sie funktioniert noch wie seit vielen Jahrhunderten. Wer Geld braucht, leiht es sich entweder bei kirchlichen Institutionen wie Stiftungs- und Heiligenpflegen (Kirchenpflegen) oder bei vermögenden Privatleuten. Ohne eine ordentliche Bank kann sich jedoch das Königreich Württemberg wirtschaftlich nicht weiterentwickeln. Königin Katharina folgt dem Vorschlag Cottas und ruft gemeinsam mit Fachleuten eine Württembergische Landessparkasse ins Leben, die am 12. Mai 1818 offiziell gegründet wird. Nun verfügt das Land über ein modernes Bankhaus, welches bald zur wichtigen Einrichtung der Geldwirtschaft wird.

Nur wenige Monate danach stirbt Königin Katharina ganz plötzlich. Das Land hat seine Monarchin verloren, aber einige von ihr gegründete Einrichtungen haben sich bis heute erhalten.

Dr. Eberhard Fritz ist seit 1987 Archivar des Hauses Württemberg in Schloss Altshausen.


Ein Beitrag von Dr. Eberhard Fritz in Momente 04|2013.