Leo Wohleb kommt am 2. September 1888 in Freiburg zur Welt. Sein Vater Joseph, Kirchenrechner und Mitglied der Badischen Zentrumspartei, entstammt einer alten Freiburger Bürgerfamilie, die Vorfahren seiner Mutter Stephanie kommen aus dem breisgauischen Gottenheim. In katholischer Tradition erzogen, besucht der junge Leo das Freiburger Berthold-Gymnasium, an dem er 1907 als Jahrgangsbester das Abitur besteht. Ein Studium an der heimischen Universität folgt, das er 1912 mit dem Staatsexamen in Klassischer Philologie abschließt.
Als Lehramtspraktikant am Bruchsaler Gymnasium zeichnet er sich ab 1914 durch sein Geschick bei der nebenamtlichen Organisation der kommunalen Milch- und Käseversorgung aus. Dies verschafft dem kriegsuntauglichen Wohleb Sympathien im Karlsruher Unterrichtsministerium, das ihn unmittelbar vor Kriegsende als Sekretär einstellt. 1920 kehrt er als Lehrer an seine alte Schule in Freiburg zurück, an der er die Grundlagen für sein hohes Ansehen in der Wissenschaft wie in der Schulverwaltung schafft. Beides prädestiniert ihn für eine Karriere im badischen Schulsystem. 1921 heiratet er Maria, geb. Clorer (1894–1982), aus Breisach, die Ehe bleibt kinderlos.
1930 zum Direktor des Gymnasiums in Donaueschingen ernannt, setzt er als politischer Pädagoge Akzente, indem er bei zahlreichen Gelegenheiten seine Verbundenheit mit dem demokratischen Regierungssystem unterstreicht. Seine Verfassungstreue ist zweifelsohne ein ausschlaggebendes Kriterium, das ihn für eine Führungsposition im badischen Kultusministerium qualifiziert, wohin er 1931 als Referent für Gymnasien versetzt wird.
Leo Wohleb, ab 1931 Mitglied der Zentrumspartei, übersteht zunächst die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Eine an sich nichtige Auseinandersetzung mit Reichsstatthalter Robert Wagner 1934 macht jedoch sein Bleiben im Ministerium unmöglich. Die Verbannung als Direktor an das Gymnasium Hohenbaden in Baden-Baden nutzt Wohleb geschickt und bewahrt trotz Observierung durch die NSDAP seine Schule vor einer allzu großen politischen Vereinnahmung.
Als unbelasteter Beamter des höheren Dienstes wird Wohleb bereits wenige Wochen nach Kriegsende wieder Referent für Hochschulwesen in der neu etablierten Kultusverwaltung der französischen Besatzungszone. Hier beginnt seine steile politische Karriere. Im November 1945 dem Christlich-Sozialen Volksbund beigetreten, wird er schon im Dezember Landesvorsitzender der neuen Badischen Christlich- Sozialen Volkspartei (Vorläufer der badischen CDU). Als Vorsitzender der stärksten politischen Kraft des Landes wird er zuerst Präsident des Staatssekretariats und im Juni 1947 Staatspräsident von Baden (französische Besatzungszone).
Einem größeren Publikum bekannt geblieben ist Leo Wohleb im Zusammenhang mit der Badenfrage. Im Kampf gegen den Südweststaat plädiert er konsequent, letztlich jedoch vergeblich, für die Wiederherstellung Gesamtbadens. Als 1952 das staatliche Eigenleben des Landes Baden zu Ende geht, ernennt ihn Bundeskanzler Adenauer zum Ersten Gesandten der Bundesrepublik in Lissabon. Als letzte Diensthandlung vor der Pensionierung begleitet Wohleb den portugiesischen Wirtschaftsminister auf dessen Deutschlandbesuch. Auf dieser Reise stirbt Wohleb am 12. März 1955 im Universitätsklinikum Frankfurt an Lungenembolie und Venenthrombose. Am 16. März 1955 wird er auf dem Freiburger Hauptfriedhof in einem Staatsbegräbnis beigesetzt. Die um seinen Tod sich rankenden ehrenrührigen Gerüchte konnten durch neu aufgetauchte offizielle Dokumente erst in jüngster Zeit schlüssig widerlegt werden.
Ein Beitrag von Kurt Hochstuhl in Momente 04|2014.