Eine Hofdame mit wechselvoller Karriere
Die Reichsgräfin von Hochberg ist nach ihrem Tod, was sie zeitlebens nicht sein sollte: Mutter des regierenden Zweiges des Hauses Baden.
Luise Caroline wird als Freiin Geyer von Geyersberg am 26. Mai 1768 in Karlsruhe geboren. Ihre niederadlige Familie hat traditionell im Dienst größerer Fürsten ihr Auskommen gefunden. Danach strebt auch sie und tritt zum 1. Juli 1786 eine Stelle als Hofdame am Hof von Markgraf Karl Friedrich von Baden an.
Der Markgraf ist zu jener Zeit seit drei Jahren verwitwet, beinahe 60 Jahre alt und spürt nach eigenem Bekunden „Triebe nach dem weiblichen Geschlecht“. Seine Wahl fällt auf die junge neue Hofdame, mit der er eine morganatische Ehe eingeht. Durch diese Form der Eheschließung werden beim Hochadel die Versorgungsansprüche nichtstandesgemäßer Bräute gemindert bzw. ihren Nachkommen die Thronfolge-berechtigung verweigert.
Die Hochzeit findet am 24. November 1787 im Karlsruher Schloss statt. Sie ist schlicht und Ausdruck dafür, dass die neue Fürstengattin nur eine untergeordnete Rolle am Karlsruher Hof spielen soll.
Nach der Geburt von insgesamt vier Kindern ändert sich jedoch das Binnenverhältnis des Paares. Die Beziehung wird intensiver und der Einfluss der 1796 zur Reichsgräfin erhobenen Luise Caroline steigt. So gelingt es ihr, vermehrt Zuwendungen für sich und ihre Kinder durchzusetzen. Ihr größtes Ziel jedoch, ihren Söhnen die Thronfolgeberechtigung in Baden zu verschaffen, bleibt ihr lange verwehrt. Dies liegt zum einen am Widerstand der Familie ihres Mannes. Andererseits resultiert dies aus persönlichen Defiziten: Der Ruf der Gräfin leidet unter den immensen Schulden, die sie anhäuft und die sie mit mancherlei Taschenspielertricks zu beseitigen sucht. Im Kontakt mit anderen Monarchen lässt sie zudem oft das notwendige Fingerspitzengefühl vermissen.
1811 stirbt Karl Friedrich, was zum tiefen Fall der Gräfin führt: Nun muss sie nicht nur das Karlsruher Schloss verlassen, Hofklatsch bezweifelt gar die eheliche Herkunft ihrer Kinder und schließlich führt das Schuldenproblem 1816 zu ihrer „Entmündigung“. Erst als die Thronfolgeberechtigung ihrer Söhne 1817/18 doch noch anerkannt wird, verbessert sich ihre Lage. Als Luise Caroline 1820 stirbt, ist die Sukzession ihres Sohnes Leopold absehbar, da der letzte Zähringer, Großherzog Ludwig, keine erbfähigen Nachkommen hat. Ihr Status als Mutter des künftigen Großherzogs findet nun seinen Ausdruck darin, dass Ludwig ihren Tod wie den einer Fürstin der internationalen Staatenwelt offiziell anzeigt.
Dennoch begünstigt die zeitlebens geringe Reputation der Reichsgräfin, dass man sie posthum zur Initiatorin der Kaspar-Hauser-Affäre stilisiert. Ihr wird unterstellt, 1812 einen Austausch des neugeborenen Sohnes von Großherzog Karl inszeniert zu haben, um ihren Söhnen den Weg zum badischen Thron zu ebnen.
Ein Beitrag von Martin Furtwängler in Momente 03|2012.