Mathilde Planck (1861 bis 1955)
Porträtfotografie von Mathilde Planck (1861 bis 1955)

Mathilde Planck ist eine der ersten dreizehn weiblichen Abgeordneten im württembergischen Landtag und gehört zu den wichtigsten Frauen der bürgerlichen Frauen- und Friedensbewegung in Südwestdeutschland.

Mathilde Planck wird 1861 als viertes Kind ihrer Eltern in Ulm geboren. Auch ihre Mutter Auguste ist eine geborene Planck und eine Cousine ihres Mannes Karl Christian Planck, der als Theologe, Altphilologe und Philosoph zuletzt am evangelisch-theologischen Seminar in Maulbronn das Ephorat innehat. Mit fünf Geschwistern wächst sie anfangs eher beengt auf, bis die Familie geräumiger untergebracht ist. Der Vater stirbt nach einer psychischen Erkrankung 1880. Begraben wird er auf dem Stuttgarter Pragfriedhof, wo sich seither das Planck‘sche Familiengrab befindet, in dem auch Mathilde 1955 bestattet wird.

Beim Tod des Vaters ist Mathilde 18 Jahre alt. Spätestens mit dem darauffolgenden Umzug nach Stuttgart ist ihre Kindheit beendet. Dennoch ist Stuttgart kein ungünstiger Ort für ihr politisches Bewusstwerden. Da die Mutter krank ist, führt Mathilde neben der Schule schon sehr jung den mütterlichen Haushalt. Sie erhält aber auch Privatunterricht und kann nach dem Besuch eines privaten Studienseminars Lehrerin werden.

Bis 1910 ist sie hauptberuflich als staatlich geprüfte Lehrerin in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik tätig. Seit 1890 engagiert sie sich unter anderem als Gründerin und zeitweilige Vorsitzende des 

Württembergischen Lehrerinnenvereins für die berufliche Chancengleichheit ihrer Kolleginnen. Als aktive Journalistin setzt sie sich außerdem für die Stärkung des weiblichen Mitwirkens in der Friedensarbeit innerhalb der Deutschen Friedensgemeinschaft ein.

Als unverheiratete Frau entspricht Mathilde Planck nicht dem tradierten Lebensmodell der Ehefrau und Mutter. In ihrer Lehrer- und Pfarrersfamilie, die in die ganz Württemberg überspannende Plank’sche Großfamilie eingebettet ist, ist sie eine Ausnahmeerscheinung.

Mathilde Planck lernt trotz ihrer Schüchternheit, sich durch das Dickicht der männlich geprägten „Verhinderungsgesellschaft“ einen Weg zu bahnen und wird als engagierte Frauen- und Friedenspolitikerin zum Vorbild für ein neues weibliches Demokratieverständnis. 1918 wird sie als Gründungsmitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) zur Wahl aufgestellt und bei den Wahlen am 12. Januar 1919 gewählt. Von 1919 bis 1928 gehört sie für die DDP als Abgeordnete der Verfassunggebenden Versammlung bzw. dem württembergischen Landtag an. Als Anfängerinnen in der politischen Arbeit müssen die „neuen“ Politikerinnen aufpassen, dass sie überhaupt zu Wort kommen, repräsentieren sie doch als Abgeordnete in der Verfassunggebenden Versammlung einen Anteil von 13%. Bei der DDP sind Frauen dabei noch am besten vertreten – sie haben 7 von 38 Sitzen inne. Bei der SPD sitzen auf den 52 erreichten Landtagssitzen nur 4 Frauen. Mathilde Planck bewertet diese Tatsache als eindeutige Vorreiterrolle der DDP innerhalb der Frauenbewegung.

1951 erhält Mathilde Planck als erste Frau das Bundesverdienstkreuz, 1955 stirbt sie in Gochsen im Kreise ihrer Großfamilie. Das Mathilde-Planck-Mentoringprogramm zur Förderung von Frauen in den Wissenschaften heißt nach ihr und der Landkreis Ludwigsburg benennt 1992 ein Berufsschulzentrum „Mathilde- Planck-Schule“.

Ein Beitrag von Dr. Mascha Riepl-Schmi in Momente 3|2018.