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„Die Menschen sind enger zusammengerückt“

Staatsanzeiger: Ausgabe 3/2017
Von: Heiland, Simone 

Projekt 56: Landkreis Böblingen Kategorie 5

Im Oktober 2015 trafen sich in Böblingen Vertreter von Ämtern und aus Institutionen mit Flüchtlingshelfern zum ersten Ehrenamtstag. Gemeinsames Ziel: Eine Basis schaffen, um die Integration der Flüchtlinge unterstützen zu können. Aktuell sind beim Landkreis rund 2560 Flüchtlinge untergebracht. 1000 Ehrenamtliche betreuen über 20 Asylarbeitskreise. Böblingen. Inzwischen ist mehr als ein Jahr vergangen. Wie ist die Bilanz heute? „Viele der Ehrenamtlichen sind zu kompetenten Partnern geworden“, sagt Beata Zelezik-Rebmann, Ehrenamtsbeauftragte beim Amt für Migration und Flüchtlinge. Fragen zur Situation der Unterbringung, zu Sozialbetreuung in den Unterkünften, Berufsperspektiven und Sprachvermittlung wurden in den Workshops erörtert. Es wurden Tipps zur Gesetzeslage im Asylrecht und bei der Aufnahme von Flüchtlingen gegeben und Unsicherheiten ausgeräumt bei der Frage, wann welcher Status zuerkannt wird oder was einem Asylbewerber erlaubt ist und was nicht. Ebenso wurde über Sachleistungen informiert und ein Modell für Patenschaften vorgestellt.
Die Workshops waren ein voller Erfolg
Allgemein wurde die Bedeutung ehrenamtlichen Engagements diskutiert. Es wurde schnell klar, dass die Verwaltung nicht allein alle Aufgaben im Bereich der Integration erledigen kann, sondern dass Unterstützung aus der Zivilgesellschaft benötigt wird. „Das gab den Ehrenamtlichen die Gewissheit, dass ihre Arbeit wichtig ist und wertgeschätzt wird“, so Zelezik-Rebmann. Die Workshops waren mit rund 200 Teilnehmern gut besucht. Hier erhielten die Flüchtlingshelfer Informationen über Regelungen, Arbeitsweise der Verwaltung und Zuständigkeiten. Und es wurde Vertrauen und eine gute Basis für eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamt geschaffen. Davon profitierten alle in ihrer täglichen Arbeit, berichtet Fachfrau Zelezik-Rebmann. Ein wesentlicher Aspekt des Ehrenamtstags war auch, dass in den Austauschrunden die Vernetzung untereinander gestärkt werden konnte und weiterhin gepflegt wird. Viele Orte der Begegnung sind entstanden. „Die Menschen sind enger zusammengerückt und arbeiten über die politischen und gesellschaftlichen Trennlinien hinweg zusammen“, erzählt Zelezik-Rebmann. „Das empfinden viele als sehr positiv und sehen darin einen Gewinn.“
Die ungewisse Zukunft wird als Belastung empfunden
Aber es machen sich auch erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar: Manche springen ab, sind frustriert, fühlen sich überfordert. Das Landratsamt Böblingen und seine Kooperationspartner bieten hierzu Angebote an wie etwa die „Hilfe für Helfer“. Und: Aus den Arbeitskreisen kam der Ruf nach Workshops zur Argumentation gegen rechtsextreme Sprüche. Diese Workshops gab es dann auch in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung und der Stiftung „Demokratie leben“. Die größte Schwierigkeit im Umgang mit den Flüchtlingen war und ist jedoch die unklare Perspektive. Die langen Bearbeitungszeiten der Asylanträge und die damit verbundene Unsicherheit im Bleiberecht und die Ungewissheit über die Zukunft werden als belastend empfunden, auch wenn sich die Situation gegenüber 2015 deutlich verbessert hat. Versöhnlich stimmt dann wieder, dass durch Angebote zu interkultureller Sensibilisierung und Begleitung die Missverständnisse auf dem kulturellen Hintergrund meistens schnell ausgeräumt sind. Längst ist die Integration zur zentralen Zukunftsaufgabe geworden, heißt es auf der Homepage des Landkreises. Das langfristige Ziel bestehe darin, die Zukunftschancen optimal zu gestalten. Um diesem Umstand gerecht zu werden, wurde im April 2015 das Amt für Migration und Flüchtlinge geschaffen. Unter seinem Dach arbeiten alle, die mit diesem Thema Berührungspunkte haben, auch die Ehrenamtsbeauftragte Zelezik-Rebmann.
Mehr zum Thema
Das Amt für Migration und Flüchtlinge im Landratsamt Böblingen: www.lrabb.de/,Lde/start/ Service+_+Verwaltung/muf.html

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