Artikel als PDF herunterladenArtikel druckenArtikel versenden

Hilfe zur Selbsthilfe – Netzwerk für Flüchtlinge in Berglen

Staatsanzeiger: Ausgabe 44/2016
Von: Messinger, Jessica 

Projekt 37: Berglen Kategorie 2

Die Wege in der Flächengemeinde Berglen sind weit – und eine zusätzliche Hürde für hier untergebrachte Flüchtlinge. Das von rund 60 Ehrenamtlern getragene Netzwerk für Flüchtlinge bietet daher neben Hilfe beim Sprachenlernen auch einen Fahrdienst und unterhält eine Fahrradwerkstatt. Berglen. Die Flächengemeinde Berglen (Rems-Murr-Kreis) umfasst 16 Orte und einige Höfe – bei der Betreuung der rund 70 Flüchtlinge, die bislang vorrangig in den Orten Vorderweißbuch sowie Oppelsbohm untergebracht sind, steht die Gemeinde deswegen vor besonderen Herausforderungen. „Der Weg zum nächsten Supermarkt oder zu einer Behörde, ist für die Flüchtlinge hier nicht nur wegen der Sprachbarrieren ein Hindernis“, erzählt Gudrun Boschatzke, Mitarbeiterin des Ordnungsamts Berglen und zuständig für die Koordination des ehrenamtlichen Netzwerks für Flüchtlinge. Tatsächlich geht es zwischen den einzelnen Orten und Höfen Berglens ganz schön auf und ab. Daher sei sie sehr froh, dass sich die engagierten Ehrenamtlichen vor allem um privat organisierte Fahrdienste kümmern, damit die Flüchtlinge die unterschiedlichen Einrichtungen Berglens besser erreichen können. Auch die Fahrradwerkstatt habe großen Anklang gefunden, berichtet Boschatzke. Hier hätten Ehrenamtliche gemeinsam mit Flüchtlingen alte Fahrräder wieder fahrtüchtig gemacht. Eine Menge Werkzeug wurden dabei von einer benachbarten Firma gespendet.
Befürchtungen von Einwohnern wurden schnell ausgeräumt
„Das Zusammenspiel zwischen Gemeinde, Firmen und Ehrenamt läuft gut“, sagt Boschatzke. Beispielsweise hätte gleich zu Beginn, als viele Flüchtlinge zunächst in die Gemeinschaftsunterkunft nach Vorderweißbuch gezogen sind, ein „Eisbrecherfest“ stattgefunden. Nachbarschaftlich solle der Umgang sein, findet sie. Zunächst habe es in Berglen hier und da auch kritische Stimmen gegen die Aufnahme der Flüchtlinge gegeben, sagt Boschatzke. Doch nach einer Informationsveranstaltung mit dem Landrat des Rems-Murr-Kreises, Richard Sigel, habe sich das schnell gelegt. „Besonders als die Leute erfahren haben, dass vor allem Familien zu uns kommen“, sagt Boschatzke. Überhaupt könnten viele kleinere Konflikte schnell gelöst werden. Angebote der rund 60 Ehrenamtlichen, die im Netzwerk aktiv sind, sind neben den Lotsen, dem Fahrdienst und der Fahrradwerkstatt unter anderem eine Sprachhilfegruppe zur Unterstützung des vom Arbeitsamt angebotenen Sprachkurses, ein Programm zur Freizeitgestaltung, Sachspenden und gemeinsames Handarbeiten. Außerdem seien für alle Flüchtlingsfamilien separate Ansprechpartner gefunden worden. „Die Betreuer sind da mit viel Herzblut dabei“, sagt Boschatzke, bei der im Ordnungsamt die Fäden zusammenlaufen. Richtige Freundschaften seien dabei entstanden.
Einen Begegnungsort zu schaffen ist das nächste Ziel des Netzwerks
Generell geht es den Ehrenamtlichen im Netzwerk vor allem darum, den Flüchtlingen Möglichkeiten zu eröffnen. So sei es etwa überhaupt kein Problem, an günstige gebrauchte Möbel für die erste Wohnung nach der Gemeinschaftsunterkunft zu kommen, erzählt Boschatzke: „Man setzt sich dann auch nach der Arbeit ins Auto und geht gemeinsam Möbel anschauen und abholen.“ Das nächste große Ziel des Netzwerks sei es, einen Begegnungsort – eine Art offener Treff – ins Leben zu rufen. Hierbei funktioniere die Kooperation vor Ort ebenfalls gut. Die katholische Kirchengemeinde habe bereits ihre Räumlichkeiten in Oppelsbohm angeboten. „Für diese Unterstützung bin ich sehr dankbar“, sagt Boschatzke. Mittlerweile ist sie auch nicht mehr die einzige, die sich hauptamtlich um die Unterstützung der Flüchtlinge kümmert. Mitte August hat eine Bundesfreiwilligendienstleistende in Berglen angefangen, und greift seither den Ehrenamtlichen unter die Arme.

Übersicht der Leuchttürme der Bürgerbeteiligung

Kontakt

Gerne beantworten wir Ihre Fragen.

Redakteur Staatsanzeiger/Politik & Verwaltung/Leuchttürme
Michael Schwarz
Telefon: 07 11.6 66 01-599
E-Mail senden

Redaktionsassistentin Staatsanzeiger
Doris Kugel
Telefon: 07 11.6 66 01-290
E-Mail senden

Titelbild Staatsanzeiger

Newsletter

Icon Newsletter

Immer informiert zu Themen und Terminen des Staatsanzeigers? Fordern Sie unseren Newsletter an!