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Ein Netzwerk, das Flüchtlingsarbeit erleichtert

Staatsanzeiger: Ausgabe 26/2016
Von: Cuko, Katy 

Projekt 2: Friedrichshafen Kategorie 3

Die ehemalige Hausmeisterwohnung im Rathaus wird zur Netzwerkstelle für Menschen in Not. Dadurch schafft die Stadt Friedrichshafen eine Schnittstelle für unterschiedliche Akteure mit dem Ziel, den sozialen Frieden zu sichern. FRIEDRICHSHAFEN. Schon im März 2015, als noch nicht absehbar war, dass am Jahresende mehr als eine Million Geflüchtete in Deutschland sein werden, beschloss der Friedrichshafener Gemeinderat einstimmig die Einrichtung einer Sozialarbeiterstelle, um die Flüchtlingsarbeit mit allen internen und externen Partnern zu koordinieren. Zwei Monate später wurde die ehemalige Hausmeisterwohnung im Rathaus zur „Netzwerkstelle“ umfunktioniert. „Wir haben damit eine Schnittstelle zwischen Verwaltung, freien Trägern und ehrenamtlichem Engagement geschaffen, die beispielhaft, aber auch herausfordernd ist“, sagt Simone Kegelmann, die im Amt für Soziales das neue Aufgabengebiet leitet.
„Wir dürfen die Gruppen nicht gegeneinander ausspielen“
In der Netzwerkstelle selbst arbeitet seither der Sozialpädagoge Thomas Köhler, der die umfunktionierte Wohnung mit separatem Eingang Sozialraumlabor nennt. Es gehe darum, der Stigmatisierung von Flüchtlingen entgegenzuwirken: Das ist eines der Handlungsfelder der Netzwerkstelle, die ihre Arbeit im Herbst 2015 definiert hat. Da ist nicht nur von der Entwicklung von Standards zur menschenwürdigen Unterbringung in den Notunterkünften der Stadt die Rede, sondern auch von einem städtischen Gesamtkonzept für „Menschen in Not“. Die Akteure sind sich darüber im Klaren, dass dafür nicht nur die Bürger Friedrichshafens, sondern auch Verwaltung und Politik sensibilisiert werden müssen. „Wir dürfen benachteiligte Gruppen nicht gegeneinander ausspielen“, erläutert Sozialamtschef Wilhelm Böhler die Notwendigkeit für diesen Blick fürs Ganze. Doch wie geht man das an? Die Netzwerkstelle hat noch bis Ende 2017 Projektstatus und verfügt zusätzlich zur personellen Ausstattung über Projektmittel in Höhe von 100 000 Euro jährlich.
„Alle sind Teil dieses Netzwerks, denn alle sind davon betroffen“
Damit steht Geld für gemeinwesenorientierte „Mikroprojekte“ zur Verfügung, um Eigeninitiativen aus der Bürgerschaft zu unterstützen, das freiwillige Engagement der Vereine und Helferkreise zu stärken und zu vernetzen. Ziel: Sicherung des sozialen Friedens. „Wenn drei Leute zu uns kommen und für die in ihr Miethaus eingezogenen Syrer ein Willkommens- und Kennenlernfest organisieren wollen, dann überlegen wir uns gemeinsam was“, nennt Köhler ein Beispiel. Der Netzwerk-Gedanke geht allerdings viel weiter. Das Duo Kegelmann/Köhler sucht nicht nur den Schulterschluss in der Flüchtlingsarbeit zwischen Stadt und Landkreis. „Jeder in der Stadt, alle sind Teil dieses Netzwerks, denn alle sind davon betroffen – vom Medienhaus über die Führerscheinstelle bis zum Kindergarten. Das ist unsere Grundhaltung“, sagt Köhler. Verständigung geht aber nicht ohne Verstehen. Daher hält die Netzwerkstelle auch Bildungsarbeit für sehr wichtig. Landesweit beispielhaft ist etwa die Bildungsreihe für Ehrenamtliche und pädagogische Fachkräfte „Einführung in das Asylrecht und die Unterstützung für geflüchtete Menschen“, die das Land fördert und bereits drei Mal stattfand – beim letzten Mal sogar simultan ins Arabische übersetzt.
Stadt vom Staatsministerium als Pilotkommune ausgewählt
Nicht nur diese Bildungsreihe fördert das Land, sondern auch den kommunalen Flüchtlingsdialog. Hier wurde die Stadt vom Staatsministerium als Pilotkommune ausgewählt. Die „Häfler Netzwerkgespräche“ nahmen im Frühjahr 2015 mit Workshops ihren Anfang, um die Handlungsfelder für die Netzwerkstelle zu definieren.

Übersicht der Leuchttürme der Bürgerbeteiligung

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