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Gute Chancen für alle Kinder, woher auch immer sie kommen

Staatsanzeiger: Ausgabe 27/2016
Von: Geckeler, Markus 

Projekt 3 Tübingen Kategorie 4

„Schwimmen für alle Kinder“ ist eines von zahlreichen Projekten in der Universitätsstadt Tübingen, die gute Chancen für alle Kinder ermöglichen. Mit dabei sind auch Flüchtlinge, die fast in einem Schlauchboot im Mittelmeer ertrunken wären. TÜBINGEN. „Das sind Victory und Wisdom, unsere ersten beiden Schwimmschüler“, stellt Dagmar Müller, Leiterin des Projekts „Schwimmen für alle Kinder“, an diesem heißen Sommertag die beiden Kinder aus Kamerun vor. Dass sie ausgerechnet Sieg und Weisheit heißen, wirkt wie ein Wink des Schicksals für ein wegweisendes Projekt der Integration.
Ein Kerngedanke ist die bessere Vernetzung und Information
Ausgangspunkt war eine große Befragung von 250 Familien zu Kinderarmut und ihren Auswirkungen im Jahr 2014. Deutlich wurden Problembereiche wie zum Beispiel Wohnen, Mobilität, Teilhabe, Lernförderung, Arbeit. Seitdem setzt der „Runde Tisch Kinderarmut“ mit über 50 Engagierten Schritt für Schritt kleine und große Verbesserungen in der Stadt um. Erreicht wurde schon vieles: Ausbau von Ferienfreizeiten und Sportangeboten, Stadtteilsozialarbeit, ermäßigter Nahverkehr. „Das Besondere ist, dass die Vorschläge und Lösungen von den Bürgerinnen und Bürgern selbst kommen und dass der Gemeinderat das alles sehr unterstützt“, sagt Elisabeth Stauber, die als Familienbeauftragte der Stadt den Runden Tisch Kinderarmut koordiniert. Viele Projekte werden ehrenamtlich auf die Beine gestellt, so auch Stocherkahnfahrten für Familien und für alle Paten-Tandems sowie ein Eltern-Info-Café. Ein Kerngedanke ist dabei die bessere Vernetzung und Information über schon bestehende soziale Hilfen. „Vieles ist nicht ausreichend bekannt, deshalb knüpfen wir ein Netz mit Ansprechpartnern in möglichst allen Kitas, Schulen, Kirchengemeinden und Vereinen, dort, wo die Familien sind“, sagt Stauber. Auch für Familien an der Armutsschwelle, die knapp über den Bemessungsgrenzen für soziale Hilfen liegen, wurde eine Lösung gefunden: Beratungsstellen, die sich die Gesamtsituation der Familien anschauen, vermitteln die „Kinder-Card extra“, die Zugang zu vielen Ermäßigungen bietet. Mehr als jedes achte Tübinger Kind ist arm. „Für die Einzelnen bedeutet das häufig Scham“, sagt Paola Rapp, die selbst 16 Jahre als alleinerziehende Mutter mit Armut gekämpft hat. Ihr geht es bei dem Projekt auch um die Ermutigung der Betroffenen.
Mitgliedsausweis als ein Stück Glück für einen Jungen aus Kamerun
Müller und Rapp waren von Anbeginn dabei: Sie haben Familien besucht und befragt, wie den Kindern wirklich geholfen werden kann. Nun engagieren sie sich für die Umsetzung der Vorschläge. Elf Handlungsfelder wurden festgelegt und Arbeitsgruppen eingerichtet. Müller entschied sich für die Mitwirkung bei der „Kinder-Card“, die stark ermäßigte Kultur-, Freizeit-, Sport- und Bildungsangebote ermöglicht. Als sie die Liste der Angebote überflog, stutzte sie: „Wo ist Schwimmen? Das ist doch ein Stück Lebensversicherung!“ Rasch fand sie Mitstreiter und schaffte es, alle Schwimmschulen und Vereine sowie die Stadtwerke mit ihren Bädern ins Boot zu holen. Mittlerweile lernen 190 Kinder und Jugendliche in Tübingen mit Hilfe des Projektes schwimmen bis zum bronzenen Abzeichen, das Schwimmsicherheit gewährleistet. Wisdom ist jetzt sogar in die Sportförderungsgruppe aufgenommen worden. Müller: „Als ich den Mitgliedsausweis für ihn abgeholt habe, war das ein Stück Glück.“

Übersicht der Leuchttürme der Bürgerbeteiligung

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