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Senioren, Schüler und Flüchtlinge reparieren Fahrräder

Staatsanzeiger: Ausgabe 29/2016
Von: Schönfeld, Rudi 

Projekt 8: Bodnegg Kategorie 1

Was Dachböden, Keller oder Schuppen an verstaubten Fahrrädern bergen, ist erstaunlich. In der kleinen Gemeinde Bodnegg im Kreis Ravensburg hat eine Sammelaktion mehr als 40 Exemplare zutage gefördert. Die Flüchtlinge im Ort können damit mobil werden. BODNEGG. Im Erdgeschoss des Dorfgemeinschaftshauses der 3000 Einwohner zählenden Gemeinde im Hügelland an der Nahtstelle zwischen Oberschwaben und dem Westallgäu herrscht Donnerstagvormittag immer emsige Betriebsamkeit. Unter Anleitung von Jürgen Beig (72) und seinem Helfer Reinhard Rheker (64) werkeln vier Schüler der nahe gelegenen Förderschule sowie der syrische Flüchtling Khorshid Rammo an den Fahrrädern, die von der Bevölkerung in den vergangenen Monaten gespendet worden sind. Es sind Exemplare darunter, die noch picobello sind, aber vor allem viele, die erheblichen Instandsetzungsbedarf haben. Bei Werkzeugmachermeister Jürgen Beig sind die Fahrräder in guten Händen. Er wurde zum Fahrradreparaturexperten durch seinen Sohn, der als Radrennfahrer stets Bedarf an einem versierten Bastler hatte. Gefragt sind Beig und Elektrofachmann Rheker auch beim monatlichen Reparatur-und-Kaffee-Treff, der Senioren aus der Gemeinde zusammenführt, um defekte Fahrräder, Haushaltsgeräte oder Unterhaltungselektronik wieder gangbar zu machen.
Jugendliche lernen praktisches Arbeiten kennen
Für Manfred Kohler, den Klassenlehrer der zwischen 13 und 16 Jahre alten Schüler der Förderschule, ist die Reparaturaktion ein Glücksfall: Hier lernen die Jugendlichen praktische Inhalte, die ein Lehrer so nicht vermitteln könnte. Zum Beispiel bringt Beig ihnen bei, wie man gerissene Bowdenzüge ersetzt, Bremsbeläge auswechselt oder die Fahrradbeleuchtung erneuert. Derlei Fertigkeiten, so Kohler, setzten die Schüler künftig auch in die Lage, ihre eigenen Fahrräder zu reparieren und damit Geld zu sparen. Das neu erlernte praktische Können trägt einerseits zur Stärkung des Selbstwertgefühls der theorieschwachen jungen Leuten bei und schafft andererseits Befriedigung bei den Senioren, die sich bestätigt fühlen können, dass sie noch gebraucht werden. Eine Win-win-Situation also, wie Lehrer Manfred Kohler findet.
Begegnung trägt zum gegenseitigen Verstehen bei
Die beiden syrischen Flüchtlingsfamilien sowie die fünf unbegleiteten Jugendlichen aus Ghana, Afghanistan, Irak und Iran, die gegenwärtig in der Gemeinde Bodnegg untergebracht sind, konnten inzwischen mit Fahrrädern – für 10 bis 20 Euro je Exemplar, je nach Zustand – versorgt werden. Für Verbindung zum Reparaturteam sorgt der Syrer Khorshid Rammo, der nicht nur höchst interessiert an der Arbeit sei, sondern auch geschickt mit anpacke, wie Jürgen Beig anerkennend bemerkt. Dabei muss die Verständigung zwischen ihm, den Senioren und den Jugendlichen zwangsläufig mit Händen und Füßen stattfinden, denn der Syrer spricht weder deutsch noch englisch. Doch schon die Begegnung zwischen Einheimischen und Flüchtlingen bei der Fahrradreparatur trage mit zum gegenseitigen Verstehen bei. Davon ist Christa Gnann vom Bürgerkontaktbüro der Gemeinde, die die Aktion organisiert hat, überzeugt.

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