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In den Moscheen Brücken gegen den Hass bauen

Staatsanzeiger: Ausgabe 33/2016
Von: Geckeler, Markus 

Projekt 15:Herrenberg Kategorie 3

Durch deutschsprachige Angebote den Unterricht in den Moscheen auf eine neue Basis stellen und das Gespräch mit NichtMuslimen über den Islam fördern – das sind Ziele eines Bildungsprojekts in Herrenberg. Getragen wird es von der Stadt und einem Unternehmer mit syrischen Wurzeln. HERRENBERG. Wie können Muslime ihre Religion auf Deutsch erklären? Diese Frage treibt Zakaria Oulabi um. Der 30-jährige Herrenberger mit syrischen Wurzeln leitet seit eineinhalb Jahren das Bildungsprojekt FÖDEM. Die Abkürzung steht für „Förderung des deutschsprachigen Moscheeunterrichts“. Mit Materialien und der Übersetzung wichtiger islamischer Begriffe will der Unternehmer ein Angebot zum Dialog in Moscheen schaffen. „Man muss Gelegenheiten zum Gespräch bieten“, davon ist Oulabi überzeugt. Er möchte seine 15 Zuhörer im Herrenberger Klosterhof zu Mentoren schulen, binnen vier Monaten, immer an Sonntagnachmittagen. Diese Ehrenamtlichen sollen dann in ihren Moscheen als Ansprechpartner und Multiplikatoren für den Dialog werben. Gerade in Zeiten des Terrors sei es wichtig, Brücken zu bauen. „Das ist gar nicht so, wie ich es mir gedacht habe“ – diesen Effekt will Oulabi bei seinen deutschen Mitbürgern erreichen und so Vorurteilen entgegenwirken.
Quiz zum Islam soll bei deutschen Mitbürgern Interesse wecken
Das Projekt begann mit einer grundlegenden Recherchearbeit, die Studierende des Fachbereichs Islamwissenschaften in allen deutschen Moscheen durchführten. Sie haben Material zusammengetragen, das Oulabi in einem dicken Ordner präsentiert. Er hofft, dass der Ordner – „Inschallah“ – noch im August fertig wird. „Mein Wunsch wäre es, über die Moscheen auch Jugendliche zu erreichen“, so Oulabi. Zudem will er niedrigschwellig mit Deutschen ins Gespräch kommen, etwa über Formate wie ein „Quizduell“, bei dem Begriffe aus dem islamischen Gottesdienst abgefragt werden. In Herrenberg gibt es derzeit vier Moscheen. Jede werde von rund 150 bis 250 Gläubigen besucht, sagt Oulabi. Das Problem in den deutschen Moscheen seien nicht Hassprediger, sondern dass mittlerweile viele Gläubige aus Albanien, Bosnien-Herzegowina oder Afghanistan hierher kämen, die weder Arabisch noch Türkisch sprächen. Diese seien dann anfällig für extremistische Angebote im Internet. Unterstützt wird die Arbeit des Projektes daher auch von der Stadt Herrenberg. „Der Verein bietet eine große Chance, das Nebeneinander in ein Miteinander zu verwandeln“, sagt Ina Mohr, Koordinatorin für bürgerschaftliches Engagement in Herrenberg. Die Qualifizierungsmaßnahme werde unter dem Titel „Mentoren – Betreuer für Flüchtlingskinder und Jugendliche aus dem muslimischen Milieu“ auch von der Landeszentrale für politische Bildung gefördert. Ziel sei zudem die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung.
Atmosphäre ist offen, Ausgrenzung gibt es hier nicht
Mahmoud El-Dassouki, der an diesem Sonntagnachmittag im Klosterhof zuhört, lobt die offene Atmosphäre in der „Mitmach-Stadt“ und die vielen Projekte, die auch Migranten ansprächen. „Das Konzept ist perfekt. Hier gibt es keinen Raum für Hass“, so der 17-jährige Schüler. Gerade der Stadtjugendring, bei dem Mahmoud mitarbeitet, sei ein sehr offenes Forum. „Wir werden in den Schulen gut betreut“. Dort gebe es keine Ausgrenzung. Ereignisse wie in Frankreich seien in Herrenberg daher undenkbar.

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