Waldbronn. Behördengänge bewältigen, Sprachprobleme in den Griff bekommen, den Menschen ein Praktikum vermitteln oder noch besser: sie in Arbeit bringen – der Aufgaben sind gar viele, für die Flüchtlinge wie für ihre Helfer. Erich Weissmann aus Waldbronn zählt zu letzteren in der Gemeinde am Schwarzwaldrand bei Ettlingen. „Es geht darum, die Bedürfnisse der Menschen abzufragen“, sagt er und blickt auf die Wiese hinter einem Gemeindezentrum in Busenbach, einem der Ortsteile von Waldbronn. Es ist Spätsommer und einige Waldbronner, die wie Weissmann im Arbeitskreis Asyl –
Ungeachtet aller Diskussionen landes- und bundesweit, wie man die Flüchtlinge besser und schneller integrieren kann, ist das System der Waldbronner Ehrenamtlichen schon so professionell, dass es als Blaupause dienen könnte. „Wir machen eine Analyse und schauen, welche Qualifikationen und Interessen bei den Leuten vorhanden sind“, erläutert Weissmann die Vorgehensweise. Dann werden Veranstaltungen ausgerichtet, bei denen potenzielle Arbeitgeber mit den Flüchtlingen in Kontakt kommen können. „Wir haben das große Glück in Waldbronn, dass wir eigentlich viele engagierte Firmen hier haben“, sagt Weissmann.
Für Michaela Masino, Sprecherin des Arbeitskreises Asyl, sind Menschen wie Erich Weissmann eine wichtige Stütze in der Arbeit des AK. Und Stützen braucht der Kreis viele: Rund 150 Personen befinden sich in den vier Waldbronner Teilorten in der Anschlussunterbringung.
Die dezentrale Unterbringung in kleineren Unterkünften und Wohnungen hilft beim Gelingen der Integration, heißt es bei der Gemeindeverwaltung. Rund 40 Aktive bringen sich im Arbeitskreis ein. Sie sind gut organisiert. Gruppen für verschiedene Bereiche wurden gebildet, etwa für Sprachunterricht, Patenschaften, Begegnungscafé, rechtliche Hilfen, Kleiderkammer, Öffentlichkeitsarbeit, Sport und Fahrräder. Einmal im Monat besprechen sich alle Verantwortlichen.
„Die Patenschaften sind ein besonders wichtiger Punkt“, sagt Michaela Masino. „Darüber finden wir die eigentlichen Bedürfnisse heraus und können diese dann an eine andere Gruppe mit den entsprechenden Experten weitergeben“.
Ein zentrales Bedürfnis ist die Beherrschung der Sprache. „Wir haben einen aktiven Lehrer und fünf bis sechs Ehemalige“, erläutert die Arbeitskreis-Sprecherin. In vielen Fällen wird die Sprache im Einzelunterricht vermittelt.
Erich Weissmann erklärt seine Motivation, im Arbeitskreis mitzumachen, so: „Ich möchte einfach helfen, weil ich ein Herz für Menschen habe, die benachteiligt sind.“ Es sei für Flüchtlinge schwer , sich in einer anderen Kultur und in den Behörden zurechtzufinden. „Man ist ja doch absolut hilflos“.
Weissmann ist vor allem in der Asylverfahrensberatung tätig. Er hat sich über Monate rund um die Uhr für die Flüchtlinge eingesetzt und selbst einige aufgenommen, als der Platz eng wurde. Dabei ging er an seine Grenzen. „Es hat auch Anfeindungen gegen mich gegeben“, erzählt er. Lob kommt auch von der Verwaltung. Thomas Christl, in der Gemeinde Waldbronn für die Betreuung von Asylbewerbern und Obdachlosen zuständig, stellt unumwunden fest: „Das, was der Arbeitskreis leistet, könnte die Verwaltung nicht stemmen. Es würde dann nicht stattfinden“. Das Engagement des Arbeitskreises sichere auch den sozialen Frieden im Ort.
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