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Spracherwerb steht im Zentrum der Hilfe in Reichenbach

Staatsanzeiger: Ausgabe 50/2016
Von: Daniela Haußmann  

Projekt 50: Reichenbach Kategorie 2

Der Erwerb der deutschen Sprache ist das A und O für die Integration von Flüchtlingen. In Reichenbach haben Ehrenamtliche mit Unterstützung der Stadt ein vielfältiges Angebot von Projekten und Arbeitsgruppen auf die Beine gestellt. Reichenbach. Mamat möchte in Deutschland Fuß fassen und eine Arbeit finden. Der 23-Jährige kommt aus Gambia. Dort hat er eine Koranschule besucht und im Kfz-Gewerbe gearbeitet. Das würde er auch gern im Gastland tun. „Doch schlussendlich nehme ich jede Tätigkeit an, die mir angeboten wird“, sagt Mamat. „Denn eine Berufsausbildung habe ich in meiner Heimat nicht durchlaufen.“ Der Afrikaner ist ehrgeizig, motiviert und lernbereit. Daher ist er für jede Unterstützung dankbar, die ihm in Reichenbach an der Fils (Landkreis Esslingen) offeriert wird.
Für passgenaue Kurse werden die Bildungsbiografien genau erfasst
Mamat weiß, dass die Sprache der Schlüssel für eine berufliche und soziale Integration ist. Bisher verständigt er sich fast nur auf Englisch. Das soll sich ändern. Daher konzentriert sich Mamat nun darauf, Deutsch zu lernen. Unterstützung erhalten er und 119 weitere Flüchtlinge dabei von rund 25 Ehrenamtlichen, die Sprachkurse auf unterschiedlichem Niveau anbieten. Siegfried Röder von der Arbeitsgruppe Sprache der Flüchtlingshilfe Reichenbach ist einer der Helfer. Kann jemand die lateinische Schrift lesen? Wie ist es um die Aussprache bestellt? Wie gut wird die englische Sprache beherrscht? Ist eine Schul- oder Hochschulbildung vorhanden? Zusammen mit anderen Mitstreitern hat Siegfried Röder die unterschiedlichen Bildungsbiografien der aus Gambia, Eritrea, Syrien und dem Irak stammenden Männer in der Gemeinschaftsunterkunft Bruckwasen erhoben. Die zusammengetragenen Informationen sind Röder zufolge die Basis für die Zuordnung zu einem Sprachkurs. „Wir bieten Alphabetisierungskurse an und Anfängerkurse, die sich an Personen richten, die entweder die lateinische Schrift beherrschen oder darüber hinaus noch eine gute Schul- oder Hochschulbildung besitzen“, berichtet Röder: „Unser Ziel ist es, die Kursteilnehmer möglichst optimal beim Deutschlernen zu fördern.“ Laut Sigrid Bayer werden die Flüchtlinge auch auf Prüfungen vorbereitet, die einen Zugang zu den Sprachkursen der verschiedenen Bildungsträger ermöglichen. Wer mehr Unterstützung braucht, bekommt sie. „Momentan haben wir drei Tandems, die den Bedarf an Individualunterricht abdecken“, erläutert die Sprecherin der Flüchtlingshilfe. Es sei auch ein Erzähl-Café ins Leben gerufen worden. Bei Begegnungen und Sprachspielen wird der Deutscherwerb forciert. Bürgermeister Bernhard Richter ist von der Nachhaltigkeit des Angebots überzeugt. Der Spracherwerb, aus seiner Sicht unabdingbar für den Zugang zum Arbeitsmarkt, brauche Zeit. Menschen mit rudimentären Deutschkenntnissen mit aller Macht in Praktika, Ausbildungen und Jobs zu vermitteln, führt aus Sicht von Richter nicht zum Ziel. Die Basis müsse stimmen und die sei eben die Sprache. „Die syrischen Zuwanderer sind sechs Monate in Reichenbach, die Afrikaner zwei Jahre“, sagt Bernhard Richter. „In dieser Zeit wird alles getan, um ihnen den Zugang zur gesellschaftlichen Teilhabe zu eröffnen.“ Dafür ist Mamat dankbar. 15 Stunden in der Woche arbeitet er für die Gemeindeverwaltung.
Die Arbeit gibt Mamats Tag Struktur, genug Zeit zum Spracherwerb bleibt
In den Ferien die Schule auf Vordermann bringen, dem Hausmeister zur Hand gehen, auf dem Friedhof Blätter zusammenrechen und Schnittgut aufsammeln – für Mamat ist das eine wichtige Abwechslung zum Leben in der Gemeinschaftsunterkunft und beim Warten auf die Arbeitserlaubnis. Sein Alltag hat eine Struktur. Gleichzeitig bleibt ihm genug Zeit, um Deutsch zu pauken, wie er sagt. Der 23-Jährige hat in Reichenbach Menschen gefunden, die ihm helfen: Ob bei Behördengängen und Arztbesuchen oder der Ausstattung mit Kleidung – Mamat und anderen Flüchtlinge erleichtert solche Begleitung den Start im fremden Land.

Übersicht der Leuchttürme der Bürgerbeteiligung

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