Artikel als PDF herunterladenArtikel druckenArtikel versenden

Orte zum Austausch und Erwerb der Sprache schaffen

Staatsanzeiger: Ausgabe 2/2017
Von: Schönfeld, Rudi 

Projekt 53: Bodnegg Kategorie 1

Neben Orten für zwanglose und regelmäßige Kommunikation zwischen Einheimischen und Neuankömmlingen ist Spracherwerb das A und O für die schnelle Integration in eine kleine Gemeinde wie Bodnegg. Vier der rund 20 ehrenamtlichen Helfer dort erteilen jeden Vormittag Deutschunterricht. BODNEGG. An einem lauen Sommerabend im Schulhof des Bildungszentrums von Bodnegg (Landkreis Ravensburg) gab es bei einem der ersten offenen Treffs zwischen Einheimischen und den neu angekommenen Flüchtlingen ein wichtiges Gesprächsthema: Basema Kahlo, eine junge Syrerin, hatte kurz zuvor im Krankenhaus 14 Nothelfer in Weingarten ein Kind zur Welt gebracht, zur Überraschung ihrer Landsleute und der ehrenamtlichen Helfer. Denn dass der errechnete Entbindungstermin just am Tag ihrer Ankunft in Bodnegg sein würde, hatte niemand gewusst. Entsprechend war die Verwunderung groß, als die Überraschungsmutter anderntags schüchtern ihr Neugeborenes vorzeigte. Der Winzling – sorgfältig in eine Tragetasche gebettet– war zunächst Mittelpunkt des Interesses der zahlreichen Anwesenden, die gekommen waren, um sich gegenseitig zu beschnuppern – die Flüchtlinge schüchtern und ein bisschen unschlüssig, die Bodnegger neugierig und in der Erwartung erster Kontakte. Die wurden erleichtert per Gebärdensprache an den Tischen, auf denen Frauen Selbstgebackenes und Getränke vorbereitet hatten. 24 Flüchtlinge, die meisten aus dem bürgerkriegsgeplagten Syrien, haben seit vergangenem Sommer in der 3100-Einwohner-Gemeinde Bodnegg eine vorläufige Bleibe gefunden. Die meisten in einem aufgelassenen Bettenhaus der St.-Gallus-Hilfe für behinderte Menschen im Bodnegger Weiler Rosenharz. Zwei Familien leben zurzeit in Wohnungen im Hauptort, fünf unbegleitete Jugendliche unterschiedlicher Nationalität sind in einheimischen Familien untergekommen.
Mangelnde Sprachkenntnisse sind nach wie vor ein großes Problem
Inzwischen hat sich der Tagesablauf der Flüchtlinge eingependelt: Die Kinder gehen in den Kindergarten, die Jugendlichen in die Schule, die meisten Erwachsenen müssen zum Sprachunterricht nach Ravensburg pendeln. So beschreibt Christa Gnann vom Bürgerkontaktbüro der Gemeinde die gegenwärtige Situation. Sie erwähnt auch, dass ein junger Syrer in einer Bäckerei eine Ausbildung begonnen hat. Als Hauptproblem gilt nach wie vor die Kommunikation, die oft kaum ohne Übersetzer möglich sei, räumt Gnann ein. Und man müsse die Leute an die Hand nehmen, damit sie initiativ würden. Aber die Bodnegger zeigen sich kreativ: Es gab Grillfeste, man traf und trifft sich zum Essen, im Sommer war baden angesagt, und man fuhr auch mal nach Ravensburg zum Eisessen. Und unter den etwa 20 Ehrenamtlichen gibt es auch vier, die jeden Vormittag bei den Flüchtlingen in Rosenharz vor Ort sind und mit vier oder mehr von ihnen Deutsch pauken.
Ehrenamtliche vergleicht Lage mit der nach Fall des Eisernen Vorhangs
Die Lehrerin Elisabeth Peschel-Binetsch und drei männliche Mitstreiter knien sich tüchtig rein, denn „ohne Deutschkenntnisse kommen die Leute nicht vorwärts“. Häufig geschehe die Unterhaltung noch mit Händen und Füßen, aber die Helferin konstatiert ein herzliches Miteinander - auch unter den Flüchtlingen unterschiedlichen Glaubens wie Muslimen und Jesiden. Für die Bodnegger, betont Elisabeth Peschel-Binetsch, sei Willkommenskultur kein Fremdwort. Vor 25 Jahren, als viele Menschen aus dem ehemaligen Ostblock kamen, sei man im Ort ebenso offen für die Ankömmlinge gewesen.

Übersicht der Leuchttürme der Bürgerbeteiligung

Kontakt

Gerne beantworten wir Ihre Fragen.

Redakteur Staatsanzeiger/Politik & Verwaltung/Leuchttürme
Michael Schwarz
Telefon: 07 11.6 66 01-599
E-Mail senden

Redaktionsassistentin Staatsanzeiger
Doris Kugel
Telefon: 07 11.6 66 01-290
E-Mail senden

Titelbild Staatsanzeiger

Newsletter

Icon Newsletter

Immer informiert zu Themen und Terminen des Staatsanzeigers? Fordern Sie unseren Newsletter an!