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83 Flüchtlinge, 83 000 Konstanzer und ein Ziel

Staatsanzeiger: Ausgabe 3/2017
Von: Durlacher, Markus 

Projekt 55: Konstanz Kategorie 4

Das ist doch nicht zu viel verlangt? Oder doch? Tatsache ist, dass sich der Verein Konstanz integriert ein Ziel gesetzt hat, das sich genau beziffern lässt. 83 Flüchtlinge sollen bei Konstanzern unterkommen, von denen es rund 83 000 gibt. Einer auf 1000. Weil Integration erst anfangen kann, wenn man ein Dach über dem Kopf hat. Konstanz. Wer in Konstanz einen Spaziergang macht, etwa am Rhein entlang in Richtung See und dann zum Münster, begegnet der Zahl, um die es geht, gleich drei Mal: Oben am Minarett der Mevlana-Moschee, dann mit Blick ans andere Rheinufer auf dem Dach der Hochschule und schließlich als Projektion auf der Fassade des Münsters.
„Die Menschen, die bei uns ankommen, werden hierbleiben“
83: Diese Zahl steht für die Anzahl der Zimmer, die das Projekt „83 Konstanz integriert“ für Flüchtlinge sucht. „Die Grundsituation war von vorneherein klar. Die Menschen, die bei uns ankommen, werden hierbleiben. Das lässt sich nicht ändern. Man muss sie also teilhaben lassen oder sie ausgrenzen. Die Entscheidung zur Integration war klar“, erklärt Till Hastreiter, ein Initiator der Initiative „83 Konstanz integriert“. „Also wollten wir eine Ermutigungskampagne starten, um zu zeigen, dass Integration funktioniert“, ergänzt Andreas Bechtold, ein weiterer Initiator. Und führt weiter aus, dass man nicht nur auf die Probleme schauen wolle, sondern auf die Möglichkeiten, die die Flüchtlingsströme mit sich bringen. Und warum ausgerechnet die 83? Weil Konstanz zum Zeitpunkt der Installation 83 000 Einwohner hatte. Die Botschaft sollte sein, dass sich ein freies Zimmer je Tausend Einwohner finden würde. „Wir wollten ein Ziel stecken, das vernünftig klingt, einem dieses Das-muss-doch-machbar-sein-Gefühl vermittelt“, erklärt Bechtold. Und so sei es dann auch gewesen: „Wir haben offene Türen eingerannt.“ Das Projekt soll Wohnraum aktivieren, der noch nicht genutzt wird. „Wenn sich jemand an uns mit einem freien Zimmer wendet, prüfen wir, ob die Vorgaben erfüllt werden“, so Bechtold. Danach werde zwischen dem Flüchtling und dem potenziellen Vermieter vermittelt. „Der Vermieter oder Mitbewohner hat natürlich gewisse Vorstellungen und Wünsche, genauso wie der Flüchtling. Also wird vermittelt, miteinander geredet. Wir nennen das Matchen“, sagt Bechtold. Die Begegnung findet auf neutralem Boden statt, damit niemand sich bedrängt fühlt. „Auch sollen beide Parteien so wenig wie möglich mit der Bürokratie belastet werden. Wir helfen bei Mietverträgen, den nötigen Formularen und so weiter“, führt er die Vorzüge des Projekts weiter aus. „Wir wollten zweigleisig fahren. Zum einen wollten wir eine Atmosphäre kreieren, die es leichter macht, mit Flüchtlingen zu arbeiten und ihnen zu helfen. Auf der anderen Seite wollten wir keine Sprachkurse oder Arbeitsvermittlung machen.“
„Für das Wohnen hat noch die Hilfe gefehlt“
Dies sei auch deshalb geschehen, um eine Überschneidung mit einem der zahlreichen anderen Hilfsprojekte in Konstanz zu vermeiden. „Das Leben besteht aus Arbeit, Wohnen und Spaß. Für Arbeit und Spaß gab es bereits Hilfsprojekte“, so Bechtold und fügt hinzu: „Für das Wohnen hat noch die Hilfe gefehlt.“ Hilfe in diesem Bereich sei wichtig, damit die Flüchtlinge bei uns ankommen, frei nach dem Motto „Ohne Zuhause kommt man nicht an“, erklärt Bechtold. So kann die Integration funktionieren, denn wie sagt der Konstanzer: „Zsamme gohts bessr.“
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Homepage des Projekts: www.83integriert.de

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