Artikel als PDF herunterladenArtikel druckenArtikel versenden

Der etwas andere Traum vom eigenen Haus

Staatsanzeiger: Ausgabe 12/2017
Von: Dischinger, Marcus 

Kategorie 2

Mit seinen Bürgern gemeinsam eine Flüchtlingsunterkunft zu bauen, das war die Idee in Grenzach-Wyhlen bei Basel. Mitte Juni 2015 wurde das anspruchsvolle Projekt in Angriff genommen. Inzwischen wurden die Pläne aufgrund der sinkenden Flüchtlingszahlen zwar auf Eis gelegt, der gemeinsame Planungsprozess hat jedoch allen Beteiligten gutgetan.

Grenzach-Wyhlen. Aktuell leben in Grenzach-Wyhlen im Landkreis Lörrach 238 Flüchtlinge: 149 in der Gemeinschaftsunterkunft, 89 in der Anschlussunterbringung. Die Gemeinde strebte an, in der Anschlussunterbringung weitere Flüchtlinge anzusiedeln und dafür ein Haus zu errichten.

Die rückläufige Zahl der Flüchtlinge war für das Landratsamt Lörrach jedoch der Grund, diese Planungen vorläufig zurückzustellen. Vertraglich ist sichergestellt, dass die dort derzeit befindlichen provisorischen Wohneinheiten bis zum Jahr 2018 entfernt werden und auf dem Grundstück dann sozialer Wohnungsbau realisiert werden soll. Die Planungen hierfür haben begonnen, die Umsetzung ist ab dem Jahr 2019 geplant.

Die Planungen für den Hausbau haben zusammengeschweißt

Ihr Ziel, die Anwohner des geplanten Wohnheims und alle interessierten Bürgern am Planungs- und Bauprozess zu beteiligen, haben die Initiatoren der 15 000-Einwohner- Gemeinde dennoch erreicht. Auch der Wunsch, einen Freundeskreis für Flüchtlinge zu bilden, wurde in die Tat umgesetzt.

Zunächst hatten sich Anwohner zusammengeschlossen und in einem Bürgerforum Informationen zusammengetragen. Arbeitsgruppen wurden gebildet. Schließlich wurde ein Planungsworkshop ins Leben gerufen und parallel dazu ein Helferkreis aufgebaut.

Die Arbeitsgruppen wurden nach den Grundlagen der Mediation von ausgebildeten Mediatoren moderiert. Ein Architekturwettbewerb wurde ausgeschrieben. Nachdem das Wertungsgericht sich für einen Entwurf entschieden hatte, wurde er den Bürgern von Grenzach-Wyhlen samt aktuellem Stand der Planungen präsentiert.

Akzeptanz der Unterkunft im Wohngebiet sollte gefördert werden

Während der gesamten Planungs- und Bauphase waren die Bürger stets über alle Schritte informiert und konnten Ideen, Bedenken, Lob und Kritik einbringen. In Grenzach-Wyhlen war man sich sicher, mit dieser Methode der aktiven Bürgerbeteiligung im Rahmen der Errichtung einer Gemeinschaftsunterkunft in Deutschland etwas Einmaliges zu realisieren. In diesem Herbst hätte das Wohnheim eröffnet werden sollen.

„Durch diesen Beteiligungsprozess konnten von Anfang an das Wissen und die Anregungen der Bürger in die Planung einfließen und dadurch auch die Integration der Neubürger ermöglicht werden“, sagt Silke d’Aubert, Pressereferentin der Gemeinde. Ein wichtiger Aspekt sei auch gewesen, die Akzeptanz einer solchen Unterkunft in einem Wohngebiet zu fördern.

Ziel der mehrstufigen Bürgerbeteiligung sei es gewesen neben den Bürgern vor allem auch die künftigen Anwohner des Wohnheims in den Entstehungsprozess einzubinden. „Wir wollten ihnen die Möglichkeit einräumen, mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen den Planungs- und Bauprozess zu gestalten.“ Der Beteiligungsprozess sollte dazu dienen, mögliche Ängste und Befürchtungen gar nicht erst entstehen zu lassen und gleichzeitig die Ideen und Erwartungen der Bürger aufzunehmen.

Aus Sicht der Kommune haben sich die Anstrengungen gelohnt

Fragen zur Willkommenskultur, zur Sicherheit oder auch zur Integration in Schule und Kindergarten wurden mit den zuständigen Fachleuten diskutiert und geklärt. Auch wenn sich der Traum vom eigenen Haus nun nicht erfüllt hat, hätten sich die Anstrengungen allemal gelohnt, so Silke d’Aubert.

Mehr zum Thema

Link zum Projekt: www.grenzach-wyhlen.de/de/ Aktuelles/Aktuelle-Projekte/ Gemeinschaftsunterkunft- Grenzach-Wyhlen


Übersicht der Leuchttürme der Bürgerbeteiligung

Kontakt

Gerne beantworten wir Ihre Fragen.

Redakteur Staatsanzeiger/Politik & Verwaltung/Leuchttürme
Michael Schwarz
Telefon: 07 11.6 66 01-599
E-Mail senden

Redaktionsassistentin Staatsanzeiger
Doris Kugel
Telefon: 07 11.6 66 01-290
E-Mail senden

Titelbild Staatsanzeiger

Newsletter

Icon Newsletter

Immer informiert zu Themen und Terminen des Staatsanzeigers? Fordern Sie unseren Newsletter an!