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Autonom dorthin fahren, wo der Linienbus nicht hält

Staatsanzeiger: Ausgabe 1/2019
Von: Dischinger, Marcus 

Pforzheim

Die Mobilität von Menschen im Alltag sichern, die sich selbst nicht mehr so gut fortbewegen können – das ist eine Aufgabe, mit der sich viele Kommunen beschäftigen. Die digitalen Prozesse und die technische Weiterentwicklung rücken autonome Busse in den Fokus. In Büchenbronn soll genau das untersucht werden. Pforzheim. Für ältere Menschen mit Beeinträchtigungen können auch kleinere Entfernungen, die sie im Alltag zurücklegen müssen, zur echten Last werden. Der Einkauf oder ein Arztbesuch lassen sich nicht mehr so ohne Weiteres bewerkstelligen. Dann sind die Personen auf Hilfe angewiesen. Dazu gehört auch der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Allerdings hakt es daran, dass gerade im ländlichen Raum kaum oder gar keine Busse die Ziele im Ort ansteuern. Im ländlich geprägten Pforzheimer Stadtteil Büchenbronn hat man sich auf den Weg gemacht, eine moderne Lösung dafür zu finden. Der Anstoß dazu kam von der Ortsentwicklungsgruppe Büchenbronn und damit aus dem Stadtteil selbst.
In kleineren Orten werden viele Einrichtungen nicht angefahren
Büchenbronn mit etwas mehr als 7000 Einwohnern liegt im Südwesten von Pforzheim und besitzt eine ländliche Prägung. Der Stadtkern der Goldstadt liegt lediglich sechs Kilometer entfernt. Zwei Buslinien, die im Halbstundentakt verkehren, bringen die Büchenbronner ins Zentrum und wieder zurück. Doch die Einwohner wollen nicht nur zwischen Stadtteil und Kernstadt pendeln, sondern auch die Angebote vor Ort nutzen. Viele Einrichtungen werden jedoch nicht vom ÖPNV angefahren und sind deshalb für Menschen, die schlecht zu Fuß sind und kein Auto haben, nur schwer oder gar nicht mehr erreichbar. Etwa der Friedhof. Die Lösung ist tatsächlich noch Zukunftsmusik: ein autonom fahrender Bus, der im Stadtteil verkehrt und mittels einer Smartphone-Applikation angefordert werden kann, wenn Bedarf besteht. Und der die Menschen dann zu den Orten bringt, wo sie hin möchten. Ein ausgearbeitetes Konzept gibt es noch nicht, sagt Kevin Lindauer vom Stadtmarketing der Stadt Pforzheim. Was aber existiert, ist eine Umfrage, an der sich 178 Bewohner des Stadtteils beteiligt haben. Darin befürworten die Befragten mit einer großen Mehrheit autonome Verkehrsangebote. „Was für ein Bus das dann genau sein könnte, muss erst noch überlegt werden“, so Lindauer.
Die Meinung der Büchenbronner wird weiterhin gefragt sein
Genutzt werden sollen für das Büchenbronner Projekt auch Erkenntnisse aus einem anderen Stadtteil in Pforzheim. In der Nordstadt wird im kommenden Jahr ein Rufbus-Projekt gestartet, das über ein App-basiertes System betrieben wird. Der Bus – hier noch von einem Fahrer gesteuert – würde dann nicht mehr feste Haltestellen anfahren, sondern die Orte, wo er tatsächlich gebraucht wird, weil ihn die Bürger angefordert haben. „Wir wollen die Ergebnisse des Nordstadt-Prozesses in Büchenbronn mit verwerten“, berichtet Lindauer. Durch die Prämierung des Projekts im Rahmen des Wettbewerbs „Future Communities“ stehen für weitere Untersuchungen und Workshops mit den Bürgern vor Ort 20 000 Euro an Landesmitteln zur Verfügung. Die Meinung der Büchenbronner wird also weiterhin gefragt sein.

     

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