Unternehmen setzen wegen Corona-Krise auf virtuelle Veranstaltungen

11.05.2020 
Redaktion
 
Foto: dpa/imageBROKER

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STUTTGART. Großveranstaltungen wie Volksfeste oder Fußballspiele mit Zuschauern sind in Baden-Württemberg mindestens bis Ende August verboten. Bei Konferenzen und Kongressen ist die Lage nicht ganz so eindeutig: Kleinere Veranstaltungen ohne Festcharakter könnten laut Staatsministerium schon früher stattfinden – abhängig vom Verlauf der Corona-Epidemie. Trotzdem satteln einige Veranstalter derzeit um: Ihre Kongresse und Versammlungen sollen virtuell stattfinden.

So will zum Beispiel die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) aus Karlsruhe ihren jährlichen Contracting-Kongress am 28. Mai digital anbieten. „Wir haben das im Team entschieden“, erklärt Doris Andresen, Projektingenieurin bei der KEA im Contracting-Bereich. Um so etwas in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen, müssten alle mitziehen.

Kongress als Testlauf: Teilnehmende zahlen keine Gebühr

Zur Umsetzung will die KEA nach Angaben von Andresen die Webinar-Software Edudip verwenden. Diese sei in der Agentur schon erprobt worden. Allerdings brauche es für den Kongress die erweiterte Version, sodass bis zu 500 Personen teilnehmen können. Das sei schon die erste Herausforderung. Denn der Anbieter ist laut Andresen derzeit für Kunden schwer erreichbar, vermutlich weil gerade viele nach einer Software für digitale Veranstaltungen suchen.

In diesem Jahr hat sich das Contracting-Team laut Andresen gegen eine Teilnahmegebühr für den Kongress entschieden. Zum einen weil der virtuelle Kongress ein Testlauf ist: Die Technik könnte zeitweise nicht funktionieren. Zum anderen kann der Zugang zum Kongress nun einfach per Link auf der KEA-Homepage erfolgen, ohne Kontrolle, wer bezahlt hat.

Da die KEA von einer geringeren Aufmerksamkeitsspanne im digitalen Raum ausgeht, wurde das Programm gekürzt. Sowohl im Plenum vormittags, als auch in zwei Fachforen nachmittags, soll es kurze Vorträge geben.

Digitale Angebote als zukunftsfähiges Modell

Die Teilnehmer sind eingeladen, sich über Chats zu beteiligen. Um Fragen zu bündeln und zur Teilnahme anzuregen, setzt das Team Chat-Moderatoren ein. Trotzdem bleibt für Andresen die Frage, wie sehr sich die Teilnehmenden auf die Interaktion einlassen werden. Die Kommunikation per Chat müsse sich vielleicht erst einspielen und Hemmschwellen abgebaut werden.

Auch die Chiron-Gruppe aus Tuttlingen legt nach eigenen Angaben bei ihrer geplanten digitalen Hausmesse „Open House“ Wert auf Interaktion. Zwar könnten sich die Interessenten auch alleine in den Online-Showrooms, also den virtuellen Räumen der Messe, umsehen. Es sei jedoch auch möglich, einen persönlichen Termin mit einem Verkäufer zu machen, um durch die digitalen Räume geführt zu werden, erklärt Peter Wustrow, Sprecher der Chiron-Gruppe.

Das Messeangebot der Chiron-Gruppe soll sechs Tage lang online stehen. Zum Programm gehören zum Beispiel Maschinenneuheiten, Produktinnovationen, Werkstattgespräche und Live-Vorführungen. Bei der Ausgestaltung seiner Online-Showrooms half dem Unternehmen, dass es bereits zuvor seine Messeauftritte mit digitalen Exponaten erweitert hatte.

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Die Chiron-Gruppe bietet vertikale Bearbeitungszentren, Fräs-Drehzentren und Drehmaschinen an. Ursprünglich stellte das Unternehmen auf Messen vor allem Maschinen aus. Laut Wustrow ist es ein hoher Aufwand, diese Maschinen messetauglich zu machen, also einzurichten, zur Messe zu transportieren, aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. Daraufhin entwickelte die Chiron-Gruppe ein interaktives Konzept, um auch nicht gezeigte Maschinen digital erlebbar zu machen. Das könne nun auch bei der Hausmesse eingesetzt werden.

Doch auch wenn viel geboten ist, legt das Unternehmen laut Wustrow den Fokus auf den direkten Kontakt mit dem Kunden. „Wenn man eine Maschine für eine Million Euro kaufen will, braucht es Vertrauen“, so Wustrow. Das könne am besten im direkten Gespräch geschaffen werden.

Er hofft, dass digitale Angebote und Präsenztermine in Zukunft als Symbiose weiterleben. Die Menschen seien derzeit offen für digitale Lösungen. Außerdem könnten viele Reisen eingespart werden: zu Messen oder Kundenterminen in den USA, Russland und China.

Auch Andresen von der KEA kann sich nach der Corona-Krise weiter digitale Angebote vorstellen. Beispielsweise könne der Contracting-Kongress im Wechsel digital und vor Ort stattfinden.

Das börsennotierte Unternehmen Bilfinger hält seine diesjährige Hauptversammlung mit allen Aktionären digital ab. Die Einladung erhalten die Aktionäre nach Angaben des Unternehmens wie üblich von ihrer Depotbank.
Melden sie sich zur Hauptversammlung an, erhalten sie statt einer Eintrittskarte einen digitalen Zugang, mit dessen Hilfe sie die Versammlung per Livestream verfolgen können.
Abgestimmt wird online per elektronischer Briefwahl. Fragen können bis zwei Tage vor der Versammlung gestellt werden. Eine rein virtuelle Hauptversammlung wurde laut Bilfinger vom Gesetzgeber ausnahmsweise in diesem Jahr ermöglicht.


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