Stuttgart. Die Zahl der Straftaten bei häuslicher Gewalt steigt, viele Frauenhäuser müssen Hilfesuchende abweisen. So wie das Autonome Frauenhaus in Tübingen. Seit mehreren Jahren ist die Einrichtung fast durchgängig zu 100 Prozent ausgelastet, wie Mitarbeiterin Brigitta Kröhnert berichtete. Rund 40 Frauen und 45 Kindern hätten im Laufe des vergangenen Jahres in der Einrichtung gewohnt - mal nur für ein paar Tage, mal für ein paar Monate.
Bei mehr als 80 Frauen mussten sie und ihre Kollegen Absagen erteilen und versuchen, sie in anderen Frauenhäusern unterzubringen. «Oft ohne Erfolg», sagte die Diplompädagogin. 51 verwiesen sie an Beratungsstellen. Zahlen des Arbeitskreises Frauenhäuser, der beim Paritätischen Landesverband angegliedert ist, zeigen einen generellen Rückgang der Plätze in Frauenhäusern. 2011 gab es noch 41 Frauen- und Kinderschutzhäuser mit insgesamt 757 Plätzen, im Jahr 2012 waren es 40 mit nur noch 717 Plätzen. Im Jahr 2013 noch 40 mit 715 Plätzen.
Etwa 25 Prozent der Frauen im Alter von 16 bis 85 Jahren haben in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt durch ihre Partner erfahren. Dies sind die Ergebnisse einer bundesweiten Studie aus dem Jahr 2004, auf die das Bundesfamilienministerium verweist. Der Überbegriff „Häusliche Gewalt“ umfasst viele unterschiedliche Handlungen, von der Ohrfeige bis zur Vergewaltigung. Sie ist kein eigener Straftatbestand, sondern eine Kategorie, der vielerlei Straftaten zugeordnet werden - sofern sie in der „häuslichen Gemeinschaft“ begangen werden.
In den ersten zehn Monaten des Jahres 2011 wurden noch 6265 Straftaten bei häuslicher Gewalt gezählt, im gleichen Zeitraum des Jahres 2012 waren es dann 6405, wie das Innenministerium auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mitteilte. Im Jahr 2013 wurden zwischen Januar und Oktober insgesamt 6574 Straftaten registriert. Allerdings musste die Polizei im Südwesten wegen häuslicher Gewalt in den ersten zehn Monaten 2013 seltener ausrücken als in den Vorjahren. Betrug die Zahl der Einsätze im Jahr 2011 in den ersten zehn Monaten noch 5747, fiel sie im Jahr 2012 auf 5611 und im Jahr 2013 auf 5443. Endgültige Zahlen für das aktuelle Jahr lagen zunächst nicht vor.
Bei der Zahl der Platzverweise bei Einsätzen wegen häuslicher Gewalt gibt es nur minimale Schwankungen. Lag sie in den ersten zehn Monaten des Jahres 2011 bei 2075, sank sie im Jahr 2012 auf 2037 und stieg in 2013 wieder auf 2066. Die Zahlen zeigten, dass man sich insgesamt ungefähr auf dem Niveau der Vorjahre bewege, erklärte ein Sprecher des Innenministeriums. „Signifikante Veränderungen erwarten wir nicht“, sagte er. Eine Bilanz zieht die Behörde erst nach Jahresende. Bei der Zahl der Straftaten sei jedoch derzeit ein signifikanter Anstieg feststellbar.
Im Sozialministerium steht das Thema „Gewalt gegen Frauen“, denn sie sind in den meisten Fällen die Opfer häuslicher Gewalt, schon länger auf der Zu-Erledigen-Liste. Auf Initiative von Ministerin Katrin Altpeter (SPD) erarbeitet die Behörde nach eigenen Angaben im Zusammenspiel mit allen relevanten Akteuren einen „Landesaktionsplan gegen Gewalt an Frauen“. Dabei werde genau überprüft, ob den betroffenen Frauen und ihren Kindern mit den im Land bestehenden Hilfs- und Unterstützungsangeboten wirklich ausreichend Schutz geboten werden könne.
Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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