Kretschmann befasst sich mit dem Thema Orientierung

01.03.2017 
Von: Henkel-Waidhofer, Brigitte Johanna/sta
 
Redaktion
 
Foto: dpa

Biberach. Was die Aschermittwochstradition im Land anbelangt, haben die Grünen die Nase vorne: Schon zum 22. Mal trafen sie sich in der – wie immer vollbesetzten – Stadthalle von Biberach.

Landrat Heiko Schmid (Freie Wähler) berichtete in einem Grußwort von seinen politischen Wurzeln, von der Gründung der regionalen Greenpeace-Gruppe, seiner Gegnerschaft zum Nato-Doppelbeschluss. Er habe sich in Mutlangen wegtragen lassen und sei stolz, „Teil der Menschenkette“ gewesen zu sein. Damals allerdings, sagte Schmid, sei es einfacher gewesen, „für oder gegen etwas, Position zu beziehen“, heute dagegen häufig Angst ein schlechter Ratgeber.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) nahm den Faden auf, appellierte, „mutig und beherzt für den Zusammenhalt der Gesellschaft zu kämpfen“. In den Mittelpunkt seiner Rede stellte der Grüne mit dem oft beschriebenen Hang zur Philosophie das Thema „Orientierung“ - mit Lessings berühmter Ringparabel von der religiösen Toleranz, mit Karl Popper als „Createur der offenen Gesellschaft“ und mit Immanuel Kants Losung „Selbst denken, den anderen denken, schlüssig denken“. Wer das in diesen Zeitläuften beherzigt, so der Regierungsschef, für den habe sich dieser Aschermittwoch schon gelohnt.

Kretschmann hielt sich beim politischen Aschermittwoch der Südwest-Grünen in Biberach an der Riß mit scharfen Seitenhieben auf die CDU, aber auch auf andere politische Konkurrenten zurück. Abgesehen von ein paar Sticheleien in Richtung Donald Trump und Recep Tayyip Erdogan überlässt er das Attackieren anderen aus der Grünen-Führungsriege. „Nur zivilisierter Streit hält die Gesellschaft zusammen, unzivilisierter treibt sie auseinander“, stellt er vor rund 1100 Zuhörern klar. Er brach jedoch erneut eine Lanze für die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin, für die er einst gar nach eigenem Bekunden gebetet hatte. Merkel habe nicht nur gesagt „Wir schaffen das“, sondern auch „Wir schaffen das nicht allein“, sagt Kretschmann.

Mit dem Thema Flüchtlinge konfrontierte die Zuhörer zum Ende der Fasnet ein syrischer Kommunikationstechniker, der im Sommer 2015 nach Deutschland kam und inzwischen im oberschwäbischen Maselheim lebt. Der Familienvater, dessen Frau und drei Kinder in Damaskus keine Chance auf Nachzug haben, ist bisher noch nicht einmal von den Behörden zu seinem Asylantrag gehört worden. „Ich halte das Warten nicht mehr aus“, sagt er und berichtet, dass er inzwischen selber Deutschkurse gibt. Kretschmann kritisiert, dass es zu wenige Perspektiven für integrierte Flüchtlinge gebe, musste aber zugleich einräumen, dass sich seine Partei mit ihren Forderungen nach neuen Korridoren oder einem Einwanderungsgesetz bisher nicht durchsetzen konnte.


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