Kompetenz im sozialen Netzwerk

18.10.2011 
Redaktion
 
Das Projekt „101 Schulen“ soll für Durchblick im digitalen Mediendschungl
Foto: ddp

Der Andrang ist groß beim Eltern-Workshop „Facebook und Co“ am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Ludwigsburg. Das ist keineswegs der Anwesenheit der Ministerin im Staatsministerium Silke Krebs (Grüne) geschuldet. Das Thema ist vielmehr so aktuell, dass sich Eltern nun an drei Abenden über Gefahren und Vorzüge von sozialen Netzwerken informieren können. 

Die Situation am Friedrich-Schiller-Gymnasium ist charakteristisch: Mit dem Projekt „101 Schulen“ im Rahmen der Initiative Kindermedienland Baden-Württemberg, deren Schirmherrin Silke Krebs ist, hat das Staatsministerium einen Nerv bei Eltern, Pädagogen und Schulen getroffen. An mindestens 101 Schulen im Land sollen hochwertige medienpädagogische Bildungsveranstaltungen das Bewusstsein für Medienbildung und Medienkompetenz schärfen. Die Zielmarge war kurz nach dem Start der Initiative im Sommer übertroffen, mehr als 160 Anfragen gingen ein, in diesem Jahr werden noch etwa 60 Veranstaltungen angeboten.

Das Besondere an diesem Projekt, das noch bis Ende 2012 laufen wird: Es gibt sowohl Angebote für Kinder und Jugendliche wie auch für Eltern und Pädagogen. Gerade im Bereich Internet ist die Diskrepanz zwischen dem, was man alles tun kann und dem Bewusstsein darüber, welche (langfristigen) Folgen dies haben kann, groß: Nicht nur bei den „digital natives“, die sich intuitiv durch die Angebote arbeiten, sondern auch bei Erziehenden. Nicht erst Schlagzeilen von Cyber-Mobbing, Geburtstagsparties, die, in Facebook angekündigt, eine Gästelawine auslösen oder Datenmissbrauch haben Eltern und Pädagogen sensibilisiert.

Alleine schon Diskussionen mit dem Nachwuchs, welches Handy und welche Anwendung man „haben muss“ verlangen den Erziehenden Argumente auf Augenhöhe ab. Gerade hier setzt die Initiative Kindermedienland an: „In Workshops und Informationsveranstaltungen wollen wir den Eltern möglichst flächendeckend konkrete Hilfestellung und praktische Tipps für eine nachhaltige Medienerziehung an die Hand geben“, so Thomas Langheinrich, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), die als wichtiger Partner fungiert.

Das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg und die MFG Innovationsagentur für IT und Medien führen die Veranstaltungen durch. Mit einer breiten Themenvielfalt wird auf Fragen von Eltern, Lehrern und Kinder und Jugendlichen reagiert: Das Angebot reicht von der Handynutzung, die Sicherheit im Internet insbesondre in Foren, Chats oder beim Instant Messaging über den Datenschutz und Persönlichkeitsrechte bis hin zu Cyber-Mobbing, dem Kinder- und Jugendmedienschutz, der Gewalt und Pornografie im Internet und dem Einkaufen, Bestellen und Downloaden im Internet. Oder aber es geht um soziale Netzwerke. Facebook, SchülerVZ, SchuelerCC, Stayfriends oder Kwick hat fast jeder schon einmal gehört. Für Jugendliche haben diese Plattformen ihren Reiz, werben sie doch – wie beispielweise Letztgenannte unter dem Motto „Deine Community zum Chatten, Flirten und neue Leute Kennenlernen“ – mit kostenloser Registrierung und in diesem Fall Tüv-geprüfter Datensicherheit.

Datensicherheit ist das eine, welche Inhalte man aber über sich auf den sozialen Plattformen preisgibt, ist das andere. „Kinder und Jugendliche hinterlassen in den sozialen Netzwerken digitale Spuren, indem sie oft freizügig und unbekümmert mit ihren persönlichen Daten umgehen“, so Silke Krebs. Es gehe in den Elternworkshops der Initiative Kindermedienland Baden Württemberg gerade darum, die Erziehungsverantwortlichen für die Datenschutzprobleme in den sozialen Netzwerken zu sensibilisieren.

Und obwohl, wie der Referent des Workshops, Uli Sailer, ausführte, aktuell nur etwa 17 Prozent der unter 18-Jährigen in einem sozialen Netzwerk registriert sind, ist der Sog dahin gewaltig. Es kann daher nicht darum gehen, Kindern und Jugendlichen den Zugang zu den neuen Medien zu verbieten, sondern einen kompetenten Gebrauch einzuüben: „Eltern dürfen ihre Kinder im Umgang mit den sozialen Netzwerken nicht alleine lassen und sollten sie in einem sorgsamen und sparsamen Umgang mit ihren persönlichen Daten unterstützen”, betonte die Ministerin.

Für Kinder und Jugendliche seien soziale Netzwerke eine tolle Kommunikationsplattform, über die sie sich mit ihren Freunden und Gleichgesinnten austauschen könnten. Um sie vor unangenehmen Erfahrungen in den sozialen Netzwerken zu schützen, müssten Eltern die Mediennutzung ihrer Kinder aktiv begleiten und vom ersten Mausklick an verlässliche Ansprechpartner sein, so Krebs.

Auch den Eltern wird damit ein lebenslanges Lernen im Umgang mit den digitalen Medien abverlangt. „Die Nachfrage nach medienpädagogischer Anleitung ist groß und wird aufgrund der hohen Attraktivität der sozialen Netzwerke in Zukunft mit großer Wahrscheinlichkeit sogar weiter zunehmen“, meint auch Wolfgang Kraft, Direktor des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg. „Mit unseren Veranstaltungen wollen wir die vielfältigen Chancen und Möglichkeiten der digitalen Medien und praktikable Wege zu einem verantwortungsbewussten und sinnvollen Umgang mit ihnen aufzeigen“, sagt Kraft. Die sehr gute Resonanz auf die Veranstaltungen im Rahmen des Projekts „101 Schulen“ scheint zu bestätigen, dass man auf einem guten Weg ist – auch über das Jahr 2012 hinaus.


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