Eisenmann will Abbau von Lehrerstellen stoppen

13.07.2017 
Von: sta
 
Redaktion
 

Stuttgart. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will angesichts steigender Schülerzahlen den von der Vorgängerregierung vorgesehenen Abbau von Lehrerstellen im Südwesten stoppen. „Mein Ziel ist es, den Abbau auszusetzen und den Bedarf im Lichte der aktuellen Zahlen neu zu prüfen“, sagte Eisenmann. Dafür werde sie sich in den laufenden Haushaltsberatungen einsetzen. Der Abbaupfad sieht laut Ministerium zwischen 2018 und 2020 noch 700 Stellen zur Streichung vor. Eisenmann: „Der Stellenabbau ist jetzt ein falsches Signal zur falschen Zeit.“

Die Lehrerverbände VBE und GEW warnen nach einer neuen bundesweiten Prognose der Schülerzahlen auch im Südwesten vor enormen Lücken bei den Lehrerstellen. Nach groben Berechnungen würden in Baden-Württemberg bis 2025 rund 3300 zusätzliche Pädagogen an Grundschulen benötigt, schätzt der Verband Bildung und Erziehung (VBE). Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht bis 2030 einen Zusatzbedarf von mindestens 8000 Stellen bei den rund 2500 Grundschulen im Südwesten.

Bertelsmann-Stiftung legt neue Studie vor

In Deutschland gehen nach der Studie der Bertelsmann-Stiftung bis 2030 viel mehr Kinder zur Schule als bislang angenommen - mit vermutlich massiven Konsequenzen für den Finanzbedarf des Bildungssystems. Den am Mittwoch vorgestellten Berechnungen zufolge steigt die Schülerzahl von knapp acht Millionen (2015) um acht Prozent auf fast 8,6 Millionen in 13 Jahren. Im Gegensatz dazu wurde bisher ein Absinken auf gut 7,2 Millionen Schüler bis 2025 prognostiziert. Laut Studie müssten Länder und Kommunen mit jährlich 4,7 Milliarden Euro höheren Bildungskosten rechnen.

Die Zahl der Schüler im Südwesten beläuft sich auf gut 1,5 Millionen. Nach Eisenmanns Worten liegen die Gründe für die wachsenden Schülerzahlen laut der Prognose vor allem in der Zuwanderung nach Baden-Württemberg sowie an den steigenden Geburtenzahlen. Die Daten des Statistischen Landesamtes deckten sich in der Tendenz mit denen der Stiftung.

SPD fordert Offensive für die Bildung

VBE-Landeschef Gerhard Brand sagte, Eisenmann müsse bei ihrer Pressekonferenz zur Lehrergewinnung an diesem Freitag sagen, wie sie dieser Situation begegnen wolle. Dies hänge aber auch davon ab, ob das Finanzministerium Geld bereit stelle. Auch GEW-Landeschefin Doro Moritz nimmt die Landesregierung in die Pflicht: „Niemand versteht, warum sie untätig bleibt, weiter Lehrerstellen streichen will und nicht endlich die Studienplätze für Grundschul- und Sonderpädagogik ausbaut.“ Die SPD im Landtag forderte Eisenmann auf, sofort die Reißleine zu ziehen. „Sowohl die steigenden Schülerzahlen als auch die nötige Qualitätssteigerung verlangen eine Offensive für Bildung im kommenden Doppelhaushalt“, sagte der Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei.

Im Kampf gegen Lehrermangel gibt es nach Brands Worten zwei Stellschrauben: Die Lehrerausbildung müsse jetzt intensiviert werden. „Wer sich heute über steigende Geburtenraten freut, muss in sechs Jahren mehr Lehrkräfte ausgebildet haben“, sagte Brand. Zweitens müsse es finanzielle Anreize geben, die den Lehrerberuf attraktiver machen, insbesondere durch bessere Besoldung der Grundschullehrer.

GEW für höhere Bezahlung von Grundschullehrern

Gewerkschafterin Moritz schlug vor, die Grund- und Hauptschullehrer wie in anderen Bundesländern auch nach A13 statt nach A12 zu bezahlen. Es sei zudem unverständlich, warum Abiturienten aufgrund fehlender Studienplätze einen Einser-Schnitt brauchen, um Grundschullehramt zu studieren. Die Idee Eisenmanns, Gymnasiallehrer an Grundschulen einzusetzen, sei „Flickschusterei gegen den hausgemachten Lehrermangel“, betonte Moritz.

Eisenmann verwies darauf, dass auf die Bevölkerungsentwicklung bereits reagiert worden sei. So sei die Zahl der Studienanfängerplätze beim Grundschullehramt von 970 Studienanfängerplätzen im Jahr 2015/16 auf aktuell 1272 Plätze erhöht worden. Beim Lehramt Sonderpädagogik liege die Zahl der Studienanfängerplätze bei derzeit 520 nach 390 im Jahr 2015/16.


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