Stuttgart. Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) will in der Bildungspolitik vieles anders machen als ihre Vorgängerin Marion Schick (CDU). Mit dem Staatsanzeiger sprach sie über die Abschaffung der Grundschulempfehlung, mehr Mitspracherecht für Eltern und den Fremdsprachenunttericht in Baden-Württemberg.
Staatsanzeiger.de: Schüler und Eltern sollen bildungspolitisch künftig mehr mitbestimmen, etwa mit der Abschaffung der Grundschulempfehlung ab dem Schuljahr 2012/2013. Sie haben großes Vertrauen in Eltern und Schüler…
Gabriele Warminski-Leitheußer: Ja natürlich. Erstens hab ich die Erfahrung aus meiner eigenen Biografie. Meine Eltern haben sich für uns drei Geschwister jeweils über die Empfehlung der Grundschule hinweggesetzt und uns auf dem Gymnasium angemeldet. Wir haben alle drei Abitur gemacht. Meine Grundschullehrerin hatte empfohlen, uns drei Kinder nicht auf das Gymnasium zu schicken, meine Eltern seien doch Arbeiter, die den Kindern nicht helfen könnten. So ist das abgelaufen. In Nordrhein-Westfalen gab es aber wenigstens keine verpflichtende Grundschulempfehlung.
Jetzt nehmen wir mal Baden-Württemberg. Ich weiß aus Gesprächen mit Eltern und auch mit Grundschulen, dass die Empfehlung eine fürchterliche Belastung ist. Dabei wollen Eltern für ihre Kinder immer das Beste. Deshalb setze ich darauf, dass sie ihre Kinder nicht auf das Gymnasium schicken werden, wenn sie genau sehen, das Kind schafft das nicht. Denn wenn ein Kind überfordert ist, entwickelt es ja auch entsprechende Symptome. Ich hab keine Sorge, dass wir da vernünftige Entscheidungen hinbekommen werden.
Auch um Kinder aus sozial schwachen Familien machen sie sich keine Sorgen?
Nein, nicht in dieser Hinsicht. Für sie geht es uns vor allem darum, die Bildungschancen gerechter zu verteilen.
Aber dass vor allem viele bildungsferne Eltern eher zurückhaltende Entscheidungen treffen werden ist ja wahrscheinlich...
Das kann natürlich sein. Es wird darauf ankommen, dass wir den eigentlichen Beratungsprozess für die Grundschulempfehlung — es wird ja weiter eine Empfehlung der Grundschule geben, nur keine verpflichtende — gut und umfangreich gestalten. Damit wird auch den Eltern gezeigt, welche Stärken und Schwächen ihre Kinder haben. Aber man kann auch Eltern, die einen bildungsfernen Hintergrund haben, ermutigen, ihre Kinder auf eine weiterführende Schule zu schicken. Man muss ihnen nur die Sicherheit geben, dass ihre Kinder auch wirklich gefördert werden und zwar unabhängig vom Elternhaus.
Zum Fremdsprachenunterricht. Mit 3,3 Wochenstunden bildet Baden-Württemberg im Bundesvergleich das Schlusslicht. Was haben Sie vor?
Das müssen wir uns anschauen. Als ich das gelesen habe, habe ich erst einmal die Stirn gerunzelt. Fremdsprachenkompetenz ist ja gerade wieder für ein exportorientiertes Land wie Baden-Württemberg wichtig. Also, wir werden das überprüfen und dann sehen, was da zu tun ist.
Ein ausführliches Interview mit der Kultusministerin lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Staatsanzeiger.
Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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