Stuttgart. Wie lassen sich exzellente junge Wissenschaftler an die Hochschulen des Landes binden? Damit befasste sich der Landtag in einer aktuellen Debatte. Während die Opposition der Landesregierung Untätigkeit vorwarf, verwiesen die Regierungsfraktionen und die Wissenschaftsministerin auf erste Erfolge und die Novellierung des Landeshochschulgesetzes.
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne), ihr Parteikollege Kai Schmidt-Eisenlohr sowie Martin Rivoir (SPD) waren sich einig darüber, dass exzellenter wissenschaflticher Nachwuchs lediglich durch ein Bündel von Maßnahmen an die Hochschulen des Landes gebunden oder aus dem Ausland wieder zurückgeholt werden kann. Dazu gehören für SPD und Grüne die Aufwertung von Juniorprofessuren in Besoldung und Ausstattung, die Umwandlung der vielen befristeten Verträge in unbefristete, die gesamte Anhebung der wissenschaftlichen Besoldung, die Schaffung von „10-year-Tracks“, die Juniorprofessoren eine zehn-Jahres-Perspektive mit ordentlicher Professur verschaffen sowie alle Maßnahmen, die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. Lediglich so könnten die Hochschulen in der Konkurrenz mit Wirtschaft und ausländischen Hochschulen um die besten Köpfe bestehen.
Kai Schmidt-Eisenlohr (Grüne) nannte als ersten Erfolg, dass in den vergangenen zweieinhalb Jahren 1300 befristete Verträge an den Hochschulen in unbefristete umgewandelt wurden. Zudem habe die Universität Hohenheim die Initiative der Landesregierung aufgenommen, befristete Verträge künftig an die Laufzeit von Forschungsprojekten zu koppeln und grundsätzlich über drei Jahre abzuschließen. „Ich hoffe, dass sich viele Universitäten dieser Idee anschließen“, sagte der SPD-Politiker. Für bessere Perspektiven sorge zudem die neue Besoldungsordnung, die rückwirkend zum Januar 2013 erfolgen soll und den Hochschulen die Möglichkeit einräume, jungen Spitzenkräften mehr Leistungszulagen zu gewähren. „Wir bringen mit der Novelle zum Hochschulrahmengesetz viel auf den Weg“, so Schmidt-Eisenlohr.
Auch Martin Rivoir (SPD) nannte die Stärkung der Juniorprofessuren den richtigen Weg für die Hochschulen, um in Konkurrenz gegen die Wirtschaft zu bestehen. „Die Universitäten stehen in Konkurrenz zur Wirtschaft, für viele junge Leute ist eine wissenschaftliche Karriere nicht interessant.“ Die Entfristung der Stellen sowie die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf seien richtige Schritte. „Wir sorgen dafür, dass es so weitergeht“, sagte Rivoir, der zudem auf einen Sanierungsstau in Höhe von vier Milliarden Euro an den Hochschulen verwies, den die grün-rote Landesregierung 2011 übernommen habe. „Das haben Sie uns hinterlassen“, sagte Rivoir in Richtung Opposition. „Auch das gehört zu guten Arbeitsbedingungen an Hochschulen“. Mit dem Sanierungsplan 2020 würde dieser Stau bis zum Jahr 2020 abgebaut.
Für die CDU-Fraktion kritisierte Andreas Deuschle, dass die grün-rote Landesregierung zweieinhalb Jahre nach Regierungsantritt außer Ankündigungen in diesem Bereich noch nichts Konkretes vorzuweisen habe. „Bringen Sie endlich ein Gesetz zur Verbesserung der Besoldung ein, der wissenschaftliche Nachwuchs wartet darauf“, forderte Deuschle. Zudem müssten die Haushaltsmittel für die Hochschulen erhöht werden. „Ohne zusätzliche Mittel wird nichts passieren“, sagte Deuschle. Er warnte außerdem davor, Hochschulen von der Wirtschaft abzukoppeln. „Für wen bilden wir denn den wissenschaftlichen Nachwuchs aus, wenn nicht für die Wirtschaft“, fragte Deuschle und forderte: „Arbeiten Sie nicht gegen die Wirtschaft“.
Die Liberalen sehen in den geplanten Maßnahmen der Landesregierung zumindest auf den ersten Blick eine gute Nachricht, wie Friedrich Bullinger sagte. Dennoch reagiere die Landesregierung zwei Jahre zu spät. Konkret forderte Bullinger, den Hochschulen Geld in Form von Globalhaushalten zu geben, den Leistungsgedanken an den Hochschulen zu wahren; das Prinzip „Geld folgt Student“ als Prinzip für die Mittelvergabe zu machen, die Freiheit und Unabhängigket der Lehre zu stärken, im Landeshaushalt mehr Geld bereit zu stelllen und einen zentralen Sturkturfonds für die Hochschulen einzurichten. „Für Gottes Lohn und Schulterklopfen wird man einen Akademiker wie einen Spitzeningenieur nicht überreden, seinen gut bezahlten Arbeitsplatz in der Wirtschaft aufzugeben und an die Hochschule zu wechseln“, so Bullinger.
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer verwahrte sich gegen die Vorwürfe, zu lange untätig geblieben zu sein. „Die Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft zur Verbesserung des akademischen Mittelbaus werden sukzessive umgesetzt“, sagte Bauer. Juniorprofessuren würden besser gestellt, Stellen entfristet, zudem sei die Verbesserung der Besoldung auf den Weg gebracht und die finanzielle Ausstattung der Hochschulen würde gestärkt. „Das sind Signale, die man auch international zur Kenntnis nehmen wird“, sagte Bauer, „ich bin davon überzeugt, dass wir Spitzen-Nachwuchskräfte damit auch aus dem Ausland zurückholen können.“ Nachholbedarf gebe es noch im System der Habilitation und bei der Entlastung der Promovierenden. „Das sind die Lastesel des akademischen Betriebs, auch hier müssen wir bessere Bedingungen schaffen.“
Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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