Stuttgart. Derzeit wird das Gutachten zu Chancen und Risiken eines Nationalparks im Nordschwarzwald von der Landesregierung ausgeschrieben. Andre Baumann, Landesvorsitzender des Naturschutzbunds begrüßt die Idee eines Nationalparks im Nordschwarzwald. Der FDP-Landtagsabgeordnete Friedrich Bullinger steht dem Projekt skeptisch gegenüber. Er hat sich für ein Biosphärengebiet statt eines Nationalparks ausgesprochen. Im zweiten Teil des Streitgesprächs geht es um Möglichkeiten des Tourismus durch einen Nationalpark. Den ersten Teil lesen Sie an diesem Freitag in der Printausgabe des Staatsanzeigers.
Staatsanzeiger: Herr Baumann, der Nordschwarzwald verliert touristisch gegenüber dem Südschwarzwald. Nun erhofft man sich von einem Nationalpark auch eine Ankurbelung des Tourismus. Wie groß sind die Möglichkeiten, die ein Nationalpark für den Fremdenverkehr bietet?
Andre Baumann: Es gibt zahlreiche Studien aus anderen Nationalparkregionen in Deutschland mit eindeutigen Ergebnissen: Diese Nationalparks haben eine große Bedeutung für den Tourismus. Jetzt ist der Nordschwarzwald nicht der Bayerische Wald und nicht Rügen. Deswegen bin ich auch sehr dankbar, dass die Frage des Tourismus eine zentrale Frage des Gutachtens sein wird. Ich selbst bin kein Tourismusexperte, hoffe aber, dass sich die positiven Auswirkungen, die ein solcher Nationalpark auf die Natur haben wird, auch beim Tourismus widerspiegeln.
Friedrich Bullinger: Ich sehe die Chancen für den Tourismus wesentlich weniger positiv. Im Bayrischen Wald sind die Zahlen nicht unbedingt erfreulich was die Übernachtungszahlen angeht. Natürlich wird ein Nationalpark am Anfang einen Neuigkeitswert und damit auch eine gewisse Attraktivität haben. Aber sehr viele Menschen, die heute Angebote in Richtung Ruhe und Wellness suchen, werden sich im Bereich Wandern etwas anderes vorstellen. Ein Nationalpark ist sicher interessant, für Leute, die Natur erleben wollen, die gerne mal ursprüngliche Waldlandschaften sehen wollen. Aber ich glaube nicht, dass sich das wirklich positiv auf den Tourismus auswirkt, weil 75 Prozent der Fläche für Touristen gesperrt sein sollen.
Herr Baumann, der Nabu betreibt auch einen Naturpfad bei Baden-Baden. Wie sind ihre Erfahrungen dort?
Baumann: Im Nordschwarzwald gibt es mehrere Naturpfade. Die Stadt Baden-Baden betreibt einen Wildnispfad und mit dem NABU einen Luchspfad. Wir zählen rund 70 000 bis 80 000 Menschen pro Jahr auf jedem dieser Pfade. Menschen suchen dort die Konfrontation mit der sogenannten Wildnis. Deswegen glaube ich auch, dass auch ein Nationalpark positive Auswirkungen auf den Tourismus haben kann.
Bullinger: Es ist sicher eine Attraktion nach Rügen zu gehen. Aber das ist etwas anderes als einen großflächigen Wald zu sehen. Das ist interessant für Herrn Baumann als Biologe. Aber die meisten Menschen werden da nicht mehrfach hinkommen und acht Tage dort bleiben. Man darf dieses Thema für den Tourismus deshalb nicht überschätzen.
Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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