Südwesten schneidet in neuer Schülervergleichsstudie schlecht ab

28.10.2016 
Redaktion
 
Foto: dpa

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Stuttgart. Schüler in Baden-Württemberg haben in Deutsch und Englisch ihre einstige Spitzenstellung im Vergleich der Bundesländer verloren. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die an diesem Freitag in Berlin von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) vorgestellt wird und die der Deutschen Presse-Agentur in Auszügen schon vorlag. Demnach schneidet Baden-Württemberg über alle Schularten hinweg überraschend schlecht im Leistungsvergleich der Fächer Deutsch und Englisch ab, während Bayern und Sachsen weiter an der Spitze stehen - zu der Baden-Württemberg in der 2010 veröffentlichten Studie auch noch gehörte.

Die unter Grün-Rot eingeführte Gemeinschaftsschule beteiligte sich nicht an der Studie, da Neuntklässler geprüft wurden und die Gemeinschaftsschulen da noch keine neunten Klassen hatten. Die neue Untersuchung des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) in Berlin dürfte die Debatte über die schon lange vermuteten Qualitätsmängel im baden-württembergischen Bildungswesen erheblich befeuern. Die IQB-Ländervergleich ist das regionale deutsche Pendant zum internationalen PISA-Test.

In der 2010 präsentierten Studie lag Baden-Württemberg noch in fast allen Bereichen auf dem zweiten Platz hinter Bayern: beim Hörverstehen und bei der Orthografie in Deutsch und beim Lesen und Hörverstehen in den Fremdsprachen. Nur beim Lesen im Fach Deutsch landeten die Schüler im Südwesten hinter Bayern und Sachsen auf dem dritten Platz. Die Studie ergab aber auch, dass der Schulerfolg im Südwesten stark von der sozialen Herkunft der Schüler abhing. Auch aus diesem Grund führte Grün-Rot die Gemeinschaftschule ein.

Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, warnt vor einem „massiven Niveauverlust“ an den Schulen durch eine nicht leistungsorientierte Bildungspolitik. Für ihn sei der offenkundige Absturz Baden-Württembergs im Länder-Ranking daher „keine Überraschung“. „Im Gegenteil, ich hätte darauf wetten können“, sagte Meidinger der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Jeder, der die schul- und bildungspolitischen Entwicklungen in Baden-Württemberg in den letzten fünf Jahren mitverfolgte, musste mit einem massiven Niveauverlust rechnen.“

In diesem Zeitraum regierte in Stuttgart eine grün-rote Regierung, seit Mai bilden Grüne und CDU eine Koalition. Der Chef der Gymnasiallehrer-Gewerkschaft nannte aus seiner Sicht mehrere Ursachen: „Die massive Umgestaltung der Schulstruktur (in Baden-Württemberg) mit der Umwandlung von Haupt- und Realschulen beziehungsweise der Neugründung von 270 Gemeinschaftsschulen hat wertvolle Ressourcen für den Erhalt von Bildungsqualität gebunden oder von den anderen Schularten abgezogen.“ Zudem habe „die massive Sparpolitik im Bildungsbereich insbesondere an den herkömmlichen Schularten, was Lehrerstellen, Klassengrößen, pädagogische Rahmenbedingungen anbetrifft, deutliche Spuren hinterlassen“. Vor allem führe „die Abschaffung jeglicher Orientierung an Leistungskriterien beim Übergang an weiterführenden Schulen zu einem Anstieg von Sitzenbleibern, Schulwechslern, zu einer Zunahme der Heterogenität“, kritisierte Meidinger.


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