Bundeswehr-Skandal: Von der Leyen kündigt Konsequenzen an

16.02.2017 
Redaktion
 
Foto: dpa

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Berlin/Pfullendorf. Nach dem Skandal um demütigende Rituale in einer Bundeswehrkaserne in Baden-Württemberg will Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) massiv gegen derartige Verfehlungen vorgehen. „Man muss einer Minderheit in der Truppe, die so etwas tut, klar die Rote Karte zeigen und Konsequenzen ziehen, die sehr deutlich auch über Pfullendorf hinaus gehen”, sagte die Ministerin am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin.

In der Elite-Ausbildungskaserne in Pfullendorf wird derzeit Hinweisen auf Körperverletzung, Nötigung und Freiheitsberaubung bei diversen Aufnahmeritualen nachgegangen. Von der Leyen wies den Vorwurf zurück, sie habe zu spät eingegriffen. „Wir haben, als wir von den Vorwürfen gehört haben, sofort und sehr konsequent reagiert.” In Pfullendorf habe sich eine „unerträgliche Atmosphäre” entwickelt. „Deshalb haben wir die gesamte Führung ausgetauscht, und der Standort braucht einen Neuanfang.”

Die Grünen-Verteidigungspolitikerin Agnieszka Brugger hält die bisherigen Aufklärungs-Bemühungen allerdings für nicht ausreichend. „Wir erwarten, dass die Ministerin nochmal nachlegt.” Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels (SPD), spricht sich sogar für ein komplettes Verbot von Aufnahmeritualen bei der Bundeswehr aus. „Ein ausdrückliches, offizielles Verbot wäre sinnvoll”, sagte er dem „Südkurier”. Die Botschaftmüsse lauten: „Es gibt außerhalb des Dienstes kein zusätzliches privates Aufnahmeritual in die militärische Gemeinschaft.”

Der Skandal um demütigende Rituale und sexuelle Nötigung in der Kaserne beschäftigte am Mittwoch auch den Verteidigungsausschuss des Bundestags. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rainer Arnold, sprach anschließend von mafiösen Strukturen in der Einrichtung, wo sich die Verantwortlichen gegenseitig gedeckt hätten. „Die Dienstaufsicht dort hat versagt.” Als Konsequenz müsse man deshalb bei ähnlichen Vorwürfen in Zukunft schneller externe Ermittler einsetzen.

Am Dienstag hatte ein interner Bericht des Verteidigungsministeriums weitere Details zutage gebracht. Demnach hatten die Erniedrigungen auch einen sexuellen Hintergrund. Ausbilder zwangen untergebene Soldatinnen zum Tanzen an der Stange und tasteten sie im Intimbereich ab. Der Bericht nimmt Bezug auf Schilderungen einer Soldatin, die 2016 in Pfullendorf als Oberfähnrich war.


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