Hinterseh: Auch kleine Gemeinden sollen für alle attraktiv bleiben

19.06.2012 
Redaktion
 
Interview
Foto: privat

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Villingen-Schwenningen. Der neue Landrat des Schwarzwald-Baar-Kreises wird am Montag, 18. Juni im Kreistag vereidigt und verpflichtet. Sven Hinterseh (CDU) ist dort allerdings kein Unbekannter. Vor über zehn Jahren war er im Landratsamt in Villingen-Schwenningen bereits Dezernatsleiter.

Staatsanzeiger: Mit 40 Jahren Landrat eines großen Kreises, welche wichtigste Erfahrung bringen Sie in Ihr neues Amt mit?

Sven Hinterseh: Als Dezernatsleiter war ich mit einer Vielzahl ganz unterschiedlicher Themen beschäftigt. Ich hatte dabei die Gelegenheit, intensiv den Schwarzwald-Baar-Kreis und seine Bürgerinnen und Bürger kennen zu lernen. Ich bin sehr dankbar, dass ich danach vielfältige Erfahrungen auf verschiedenen Ebenen der Verwaltung sammeln konnte. So etwa in der Landesvertretung in Berlin und danach in der Bundespolitik mit der engen Zusammenarbeit zwischen Parlament, Bundes- und Landesministerien, Verbänden und anderen Organisationen. Zuletzt dann im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz als Abteilungsleiter für Naturschutz und Tourismus.  

Wirtschaft, Natur, Tourismus – wie sehen Sie die Chancen, alle für den Landkreis wichtigen Stränge gleichermaßen weiterzuentwickeln?

In unserem Landkreis treffen auf sehr sympathische Art und Weise Badisches und Württembergisches aufeinander. In den vergangenen Jahrzehnten gab es große Umbrüche in unseren Industriebetrieben. Heute sind wir froh darüber, dass wir hier solide, mittelständische Unternehmen und sogar manchen Weltmarktführer haben, die mit ihrer Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit begeistern und sichere Arbeitsplätze bieten. Der Tourismus spielt in unserem Quellenland eine ganz besondere, eine zentrale Rolle. Aber auch bei uns gilt, dass wir unser Profil schärfen und stärker herausarbeiten müssen. Unsere intakte Natur im Schwarzwald und auf der Baar ist ein Standortfaktor, den wir mehr nutzen müssen. Unsere Stärken und Chancen, wie etwa beim Kur-, Natur-, Rad- und Wandertourismus, müssen wir weiter ausbauen.  

Sparen wird wohl auch zu Ihren wichtigen Aufgaben gehören. Wo sehen Sie Möglichkeiten?

Kommunale Haushalte stehen immer vor ganz besonderen Herausforderungen. Wir sind froh darüber, dass wir aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage mit ihren positiven Folgeerscheinungen im Haushaltsjahr 2011 eine deutliche Verbesserung gegenüber den ursprünglichen Planzahlen erreichen konnten. Wir hoffen, dass dies auch 2012 weiter anhält. Natürlich prüfen wir zugleich, was im Bereich der Freiwilligkeitsleistungen gebraucht oder vielleicht entbehrlich ist und versuchen, auch unsere Verwaltungs- und Verfahrensabläufe weiter zu optimieren.  

Der ländliche Raum wird vom demografischen Wandel besonders betroffen sein, was sind die besonderen Herausforderungen für Ihren Kreis?

Ja, auch bei uns ist das ein großes Thema. Wir beschäftigen uns intensiv mit diesen Fragen. Letztlich geht es um den Erhalt der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum. Ich will, dass vor allem auch die kleinen Gemeinden für alle attraktiv bleiben. Das bedeutet, dass wir mehr für deren Innenentwicklung und Infrastruktur tun müssen. Das ist für mich die zentrale Herausforderung der Zukunft. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir dann unseren Landkreis dauerhaft stärken und unsere Möglichkeiten noch besser ausschöpfen können.

Windkraft ist ein tragendes Element der Energiewende, welches Potential bietet Ihr Landkreis?

Die regenerativen Energien spielen im Schwarzwald-Baar-Kreis bereits heute eine sehr große Rolle. Bei uns stehen die meisten Biogasanlagen und die meisten Windräder im Regierungsbezirk Freiburg und auch die Wasserkraft hat in unserem Quellenland eine große Bedeutung. Neben der Linachtalsperre und dem Kirnbergstausee haben wir noch eine Vielzahl kleinerer Wasserkraftwerke. Über 3900 Photovoltaikanlagen sind bei uns am Netz - Tendenz weiter deutlich steigend. Insbesondere im Bereich der Windkraft wird es bei uns im Schwarzwald einen weiteren Zuwachs geben. Diese Entwicklung unterstütze und begrüße ich.  

Bei Ihrer Vorstellung im Kreistag präsentierten Sie sich als Teamplayer. Was bedeutet das für Sie bei der täglichen Arbeit?

Wir haben in unserem Landratsamt glücklicherweise ganz ausgezeichnete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in unseren Dezernaten und Ämtern sehr gute Arbeit leisten. Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, die Damen und Herren Dezernenten und Amtsleiter sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eng in die Arbeit einzubeziehen - auf diesen wertvollen Sachverstand kann und will ich nicht verzichten. Im Übrigen liegt mir sehr an einer offenen und ehrlichen sowie von Vertrauen geprägten Zusammenarbeit mit allen Kreisrätinnen und Kreisräten und unseren Oberbürgermeistern und Bürgermeistern. Gemeinsam können wir für unseren schönen Landkreis viel mehr erreichen als ich dies alleine könnte.   


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