Stuttgart. 24 Stunden Dienst. Für die Einsatzbeamten der Berufsfeuerwehr ist das Alltag. Verteilt auf drei Wachabteilungen leisten die Feuerwehrleute Wechseldienst. In dieser Zeit wohnen sie auch auf der Feuerwache. Und sind dabei rund um die Uhr auf Abruf.
Einige der diensthabenden Berufsfeuerwehrbeamten der Wache 1 im Süden der Landeshauptstadt sitzen an diesem Mittwochabend in einem Aufenthaltsraum. Der Fernseher läuft. Nebenan schieben andere Küchendienst. Diese Aufgabe wird verteilt. Jeder ist mal an der Reihe. Andere Beamte machen Dienstsport.
Auch wenn die karg eingerichteten Räumlichkeiten der Feuerwache 1 nicht die gemütlichsten sind, herrscht doch eine angenehme Atmosphäre. Draußen ist es bereits Dunkel. Man unterhält sich, einige tippen hin und wieder auf ihrem Smartphone herum, andere schauen Fernseher. Es scheint nun auch auf der Wache so etwas wie Feierabend einzukehren. Schließlich ist man – mit Pausen – seit sieben Uhr im Dienst. Einige Beamte wohnen nicht in der Region Stuttgart und haben eine längere Anfahrtszeit. Manche sind seit 5 Uhr auf den Beinen. Die Schicht dauert 24 Stunden.
Plötzlich gehen in dem relativ dunklen Raum mehrere Lampen, die an den Wänden angebracht sind, an. Die Feuerwehrleute halten inne. Handys werden weggelegt, die Blicke sind jetzt nicht mehr auf den Fernseher gerichtet, sondern konzentriert in die Leere. Dann ertönen zwei Gongs. Ein Alarm. „Person in Notlage“, folgt die Durchsage. In Stuttgart Botnang. Es gibt keinen Sprechkontakt. Der Alarm wurde durch einen Notknopf ausgelöst. Außerdem erhalten die Beamten die Information, dass sich in der Wohnung Katzen befinden.
Uwe Traub und Marco Villani sind schnell einsatzbereit. Sie sind an diesem Mittwoch mit dem Kleineinsatzfahrzeug Tür (KEF-T) unterwegs. Das ist eines der Sonderfahrzeuge der Feuerwache 1. Über die beiden Stangen hinter den Schutztüren gelangen sie in die Fahrzeughalle, die sich eine Etage tiefer befindet. Die Einsatzkleidung wird schnell angezogen. Das Tor wird geöffnet. Dann sind sie im Fahrzeug. Traub fährt. Villani drückt auf einen von vielen Knöpfen am Amaturenbrett. Darauf steht die Zahl drei. Nun befindet sich das Fahrzeug auf der Anfahrt. Durch Betätigung des Knopfs weiß das auch die Integrierte Leitstelle in Bad Cannstatt, in der alle Notrufe eingehen.
Dort werden sogenannte Alarmstichworte vergeben. Dahinter verbergen sich etwa die Fahrzeugtypen und die benötigte Ausrüstung für den jeweiligen Einsatz. So wird etwa unterteilt in Brand eins bis vier. Ertönt auf der Wache die Durchsage Brand 1, dann wissen die Beamten, dass ein Löschfahrzeug benötigt wird. Jeder Beamte ist an diesem Tag einem bestimmten Fahrzeug zugeteilt. Und er hat eine bestimmte Aufgabe. So wie Traub an diesem Tag Fahrer des KEF-T ist.
Mit Blaulicht und Signal fahren die Beamten los. Auf den Straßen ist nun wesentlich weniger los, als am Vormittag. Dennoch kommt das KEF-T in einer engen zweispurigen Straße nicht weiter, da die Autofahrer nicht ausweichen können. Sie stehen an einer roten Ampel im Westen der Stadt. Villani greift zu einem Mikrofon. Per Lautsprecher fordert er die Autofahrer auf, die rote Ampel zu überfahren. In diesem Moment wird die Ampel aber ohnehin grün. Doch es dauert eine Weile, bis das KEF-T dann Platz zum Durchfahren hat. Als die Feuerwehrleute am Einsatzort ankommen, drückt Villani einen Knopf, auf dem die Zahl 4 zu lesen ist. Nun weiß die Integrierte Leitstelle, dass das die Beamten angekommen sind und sich im Einsatz befinden. Das Fahrzeug wird nun nicht mehr abgeordnet.
Vor dem Wohnhaus steht bereits ein Löschfahrzeug der Feuerwache 2 sowie Polizei und Notarzt. In einem engen Treppenhaus drängen sich die Einsatzkräfte. Vor einer verschlossenen Tür. Nun trifft auch der Rettungsdienst ein. Ein Polizeibeamter hämmert gegen die Tür. „Frau Müller“ (Name von der Redaktion geändert) ruft der Polizist. Er poltert noch einmal dagegen. Mit viel Kraft. Keine Reaktion. Nun kommen die Werkzeugkoffer der Berufsfeuerwehr zum Einsatz. Traub und Villani bearbeiten das Türschloss mit einem Bohrer. Dann ist das Schloss entriegelt, die Tür öffnet sich.
Die Polizeibeamten gehen in die Wohnung. Sie rufen nach der Frau. Aus dem Wohnzimmer kommen Stimmen. Offensichtlich hat die ältere Dame ihren Fernseher laut aufgedreht. „Frau Müller?“, ruft ein Polizist. Nichts. „Hallo, hier ist die Polizei“. Wie sich herausstellt geht es der älteren Dame gut. „Patientin ist in Wohnzimmer wohlauf“ gibt ein Feuerwehrbeamter per Funk an die Kollegen durch. Die Seniorin hatte den Notknopf versehentlich betätigt. Nun trifft auch ein junger Mann ein, der für die Betreuung des Notknopfs zuständig ist.
Während die Polizei und Sanitäter in der Wohnung sind, kümmern sich Traub und Villani um das Türschloss. Der Zylinder wird wieder eingebaut. „Dann ist der Fall erledigt“, sagt Traub. Solche Fehlalarme sind keine Seltenheit. Doch die Beamten nehmen das gelassen. „Lieber einmal zu viel, als zu wenig“, sind sie sich einig.
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Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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