Tagesmütter fordern bessere Bezahlung

13.07.2018 
Von: sta
 
Redaktion
 

Foto: dpa

Stuttgart. Der Landesverband Kindertagespflege fordert eine deutlich bessere Bezahlung für die rund 7000 selbstständigen Tagesmütter zur Kinderbetreuung im Land. Die Vorsitzende Christina Metke nannte  einen Betrag von 9,49 Euro pro Stunde und Kind als wünschenswerte Zielmarke. Sie stützte sich dabei auf die Ergebnisse einer repräsentativen Studie unter mehr als 200 Tagesmüttern aus elf baden-württembergischen Stadt- und Landkreisen.

Kindertagesmütter helfen den Kommunen, den seit August 2013 bestehenden Rechtsanspruch auf eine Betreuung für Kinder unter drei Jahren zu erfüllen. Sie arbeiten in der Regel selbstständig. Daher fallen sie nicht formal unter den gesetzlichen Mindestlohn. Bezahlt werden sie von den Kommunen, an die die Eltern wiederum ihre Beiträge zur Kinderbetreuung zahlen. Die kommunalen Spitzenverbände und das Land empfehlen, Tagesmüttern ein Stundensatz von 5,50 Euro für Kinder unter drei Jahren und von 4,50 Euro für ältere Kinder zu geben.

Unterm Strich verdienten die Tagesmütter und -väter im Südwesten aber durchschnittlich nur 4,08 Euro pro Stunde, wie Philipp Liedl von der Steinbeis Angewandte Systemanalyse sagte, die die Studie erstellte. Dabei wurden unter anderem die tatsächlichen Arbeitszeiten einschließlich Überstunden sowie Kosten für die soziale Absicherung berücksichtigt, für die Selbstständige im Gegensatz zu Angestellten selbst aufkommen müssen. Nicht eingerechnet hat die Studie, dass viele Kommunen von den Empfehlungen abweichen und den Tagesmüttern freiwillig mehr Geld für die Betreuung der Kinder zahlen.

Nach Angaben von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) ist eine finanzielle Stärkung der Tagesmütter Teil des Pakts für gute Bildung und Betreuung. Als einen Baustein dabei beabsichtige das Land, gemeinsam mit den kommunalen Landesverbänden den Stundensatz bei der Betreuung von Kindern über drei Jahren um einen Euro auf 5,50 Euro pro Kind zu erhöhen. Die Erhöhung soll je zur Hälfte von den Kommunen und vom Land getragen werden. Dem Land entstünden dadurch jährliche Mehrkosten von 2,83 Millionen Euro. Nach Ansicht Eisenmanns nimmt Baden-Württemberg im Ländervergleich bereits heute den Spitzenplatz ein. Im Schnitt betreue eine Tagesmutter 3,3 Kinder. Damit liege der Stundensatz bereits über dem Mindestlohn. Die Forderung des Landesverband, die Stundensätze auf 9,49 Euro pro Kind und Stunde zu erhöhen, erscheinen Eisenmann eher unrealistisch und finanziell kaum darstellbar.

Der SPD-Abgeordnete Daniel Born hingegen forderte,eine Erhöhung der Sätze zunächst um einen Euro - rückwirkend zum Januar 2018. Auch forderte er dann eine stufenweise Anhebung auf 9,50 Euro. Auch GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz sagte: „Es ist nicht zu verstehen, dass Tagespflegepersonen, die hohe Verantwortung für die Betreuung unser Kinder übernehmen, derart schlecht verdienen.“

Die Grünen-Politikerin Brigitte Lösch sagte: "Wir unterstützen eine bessere Bezahlung für die verantwortungsvolle Tätigkeit von Tageseltern." Die Gespräche dazu seien auf einem guten Weg. CDU-Landtagsfraktionschef Wolfgang Reinhart schlug vor, den Aufwand für die Tagesmütter dadurch zu reduzieren, indem man die Abrechnungen vereinfacht. Er schlug vor, ihnen durch eine Jahrespauschale ein Basiseinkommen zu sichern. Bislang müssten Tageseltern manchmal lange auf ihr Geld warten, hieß es.


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