Verbände wollen Frauen bevorzugen

12.07.2019 
Redaktion
 
Öffentlicher Dienst
Foto: dpa / Themendienst

Stuttgart/Eindhoven. An der Technischen Universität Eindhoven in den Niederlanden werden Stellen des akademischen Personals in den nächsten eineinhalb Jahren nur noch an Frauen vergeben. Neu angestellte Frauen erhalten zudem jeweils 100 000 Euro für die eigene Forschung.

Damit will die Universität den Frauenanteil im akademischen Personal erhöhen. „Seit Langem ist bekannt, dass eine diverse Belegschaft besser funktioniert. Es führt zu besseren Strategien, mehr kreativen Ideen und schnelleren Innovationen“, so Frank Baaijens, Rektor der Universität Eindhoven. Alle bisherigen Maßnahmen hätten nicht den gewünschten Erfolg gebracht.

Das Programm startete am 1. Juli und ist auf fünf Jahre angesetzt. In den ersten eineinhalb Jahren sollen alle ausgeschriebenen Stellen mit Frauen besetzt werden. Wird für eine Stelle keine Frau gefunden, dürfen sich nach sechs Monaten auch Männer bewerben.

Nur 21 Prozent der Professuren sind mit Frauen besetzt

Obwohl der Frauenanteil an Hochschulen in Baden-Württemberg unter Studierenden bei knapp 50 Prozent liegt, sinkt dieser laut Statistischem Landesamt auch hier im Verlauf der wissenschaftlichen Karriere immer weiter: 42 Prozent der Promotionen und 27 Prozent der Habilitationen werden demnach von Frauen abgeschlossen. Nur 21 Prozent der Professuren sind mit Frauen besetzt.

Dagmar Höppel, Geschäftsstellenleiterin der Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten an den wissenschaftlichen Hochschulen (LAKOG), sagt, dass die Qualifikation einer Person immer ausschlaggebend sein muss für die Besetzung einer Stelle. Die LAKOG gehe dabei grundsätzlich davon aus, dass Intelligenz zwischen den Geschlechtern gleich verteilt ist.

„Momentan besetzen Männer Stellen, für die Frauen besser qualifiziert sind. Man muss sich nur auf den Weg machen, die besser qualifizierten Frauen zu suchen, zu finden und auch zu gewinnen“, so Höppel. Die Maßnahmen der Universität in Eindhoven sieht die LAKOG als starkes Signal, um auf ein Ungleichgewicht und unfaire Rahmenbedingungen bei der Stellenbesetzung hinzuweisen.

GEW verweist auf gesetzliche Vorgaben zum Frauenanteil

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg (GEW) begrüßt das Vorgehen der Universität Eindhoven und sieht es als Konsequenz der Gesetzgebung. Auch die Hochschulen im Land verpflichteten sich im Landeshochschulgesetz, im Hochschulfinanzierungsvertrag und im Chancengleichheitsgesetz auf Grundlage der EU-Vorgaben zu einem höheren Frauenanteil. Laut Höppel orientiert sich das Land an dem Kaskadenprinzip: Dabei wird versucht, den Frauenanteil von Qualifikationsstufe zu Qualifikationsstufe zumindest konstant zu halten.

Die GEW fordert außerdem, die bundesweite Tenure-Track-Förderung zur Hälfte an Frauen zu geben. Das Förderprogramm soll jungen Wissenschaftlern den Weg zur Lebenszeitprofessur erleichtern. Auch Höppel sieht in der Besetzung von Professuren eine große Bedeutung: Professorinnen seien Vorbilder für Wissenschaftlerinnen, die am Anfang ihrer Karriere stehen.

Im gesamten öffentlichen Dienst im Land liegt der Frauenanteil laut Finanzministerium bei 62 Prozent. Ob es noch weitere Bereiche gibt, in denen – wie im universitären Bereich – Spitzenpositionen vor allem mit Männern besetzt sind, lässt sich aus den Zahlen des Statistischen Landesamts nicht ablesen.

 

Passend zu diesem Artikel haben wir hier alle Landtagsfraktionen gefragt: Würden Sie es befürworten, wenn öffentliche Arbeitgeber ausschließlich Frauen einstellen, solange deren Anteil unter 50 Prozent liegt?


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